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  Was bringt der "spatial turn" für die Kunstgeschichte / "spatial turn" in art-history (HS)

Dozentinnen/Dozenten
Prof. Dr. Stephan Albrecht, Martin Höppl, M.A.

Angaben
Hauptseminar
2 SWS, benoteter Schein
Studium Generale, Zentrum für Mittelalterstudien
Zeit und Ort: Fr 10:15 - 11:45, H/201 (außer Fr 5.11.2010)

Voraussetzungen / Organisatorisches
Für Studierende im Bachelorstudiengang "Kunstgeschichte": Dieses Hauptseminar ist dem Aufbaumodul "Kunstgeschichte des Mittelalters" sowie dem Aufbaumodul Kunstgeschichte der Frühen Neuzeit und dem Aufbaumodul Grundlagen und Methoden der Kunstgeschichte zugeordnet. Mit einem Referat und einer schriftlichen Arbeit können max. 8 ECTS-Punkte erworben werden. Für Studierende im Bachelorstudiengang "Interdisziplinäre Mittelalterstudien/Medieval Studies": Dieses Hauptseminar ist dem Aufbaumodul "Kunstgeschichte" zugeordnet. Mit einem Referat und einer schriftlichen Arbeit können max. 8 ECTS-Punkte erworben werden. Für Studierende der Kunstgeschichte im Magisterstudiengang (Haupt- und Nebenfach) sowie im Diplomstudiengang (Neben- oder Wahlpflichtfach): In dieser Veranstaltung kann mit einem Referat und einer schriftlichen Arbeit ein Hauptseminarschein mit max. 8 ECTS-Punkten erworben werden.

Inhalt
Jede Kultur und damit alle Kunstproduktion ist an ihren Raum, z. B. an eine Kunstlandschaft, ihren Entstehungs- oder Aufstellungsort gebunden. Sei es, dass die Kunst wie etwa Städtebau und Architektur selbst als Raumschöpferin fungieren, oder dass die Werke direkt an einen Kontext gebunden sind, wie z. B. ortsspezifische Skulptur im öffentlichen Raum. Seit etwa 50 Jahren sind soziale Sphären des Privaten und der Öffentlichkeit in Städten intensiv erforscht worden (J. Habermas, R. Sennett u. N. Elias). Eine erste Welle vermehrter wissenschaftlicher Hinwendung zu Fragen der Wahrnehmung architektonischer Räume, eine erste Raumwende, ist aber bereits im fin des siècle auszumachen, als sich Urbanisten und Städtebauer (C. Sitte, A. E. Brinckmann, R. Baumeister u. J. Stübben), aber auch Kunsthistoriker (H. Wölfflin u. A. Schmarsow) in engem Austausch mit bildenden Künstlern (A. v. Hildebrand, A. Böcklin u. v. m.) und Psychologen (Th. Lipps) Fragen der Rezeptionsästhetik und Wahrnehmungspsychologie widmeten. Die moderne Großstadtaneignung bis in die Zwischenkriegszeit, prototypisch verkörpert durch den Flaneur, verhalf der Raumbegehung und Promenade zu gesteigerter Aufmerksamkeit (W. Benjamin, S. Kracauer). Gerade in der Soziologie spielte das Verhältnis von Stadt und gesellschaftlicher Segregation immer eine große Rolle (G. Simmel u. M. Weber). Moderne wie antimoderne Theoretiker und Architekten verdeutlichen die Kluft des dialektischen Aufklärungsprozesses zwischen transparentem, fließenden Raum auf der einen Seite (Le Corbusier u. S. Giedion) und dem Lebensraumkonzept der Blut und Boden-Ideologie auf der anderen Seite (P. Schulze-Naumburg). Einer neuerlichen Welle der Zuwendung zu Raumfragen, einem postmodernen spatial turn, stehen wir im Zusammenhang mit dem linguistic und dem cultural turn der 1960/70er Jahre gegenüber. Fragen der Lesbarkeit und Zeichenhaftigkeit von Architektur und des urbanen Raums (K. Lynch, G. Cullen, R. Barthes, C. Rowe/F. Koetter) sowie die Kritik an der Monotonie und Trostlosigkeit moderner Städte, rückten nun in den Mittelpunkt des Interesses (J. Jacobs u. A. Mitscherlich), die auch an der architektonischen Praxis nicht spurlos vorüber gingen (R. Venturi u. L. Kahn). Ein letzter wissenschaftsgeschichtlich-reflexiver Boom des Räumlichen ist im jüngsten spatial turn auszumachen, der vor ca. 10 Jahren, um die Jahrtausendwende, seinen Höhepunkt insbesondere in der Stadtsoziologie erreichte (E. Goffman, P. Bourdieu, M. Löw, H. Häußermann). Nach der Relevanz von turns in benachbarten wissenschaftlichen Disziplinen, wie etwa der Historiographie (K. Schlögel) mit dem Konzept der lieu de memoire (P. Nora) und der Auseinandersetzung mit dem Zusammenhang von Raum und Gedächtnis (A. Assmann), wird abschließend ebenso zu fragen sein, wie nach Ergebnissen und Anstößen der Literarischen Topographie und der Filmwissenschaft. Der Versuch einer Bilanz des spatial turn in den Kunstwissenschaften wird schließlich auch nach virtuellen Räumen, wie dem cyber space, der Globalisierung im Kommunikationszeitalter (Netzkunst) und dem Zusammenhang von Stadt und Landschaft, etwa am Beispiel der land art fragen.

Empfohlene Literatur
ALLGEMEINES UND EINFÜHRENDE LITERATUR:
Da das Seminar einen problemorientierten und chronologischen Bogen von der Spätantike bis in die jüngste Vergangenheit spannt, musste eine strikte Auswahl geeigneter Referatsthemen getroffen werden, die im Zusammenspiel mit Literaturstudium ausgewählter Theorie- und Quellentexte wesentliche Aspekte der spatial turns seit über 100 Jahren aufzeigt. Ortsbegehungen werden durch direkte Anschauung das Bild, das wir uns vom Raum machen, abrunden können. Die zu den meisten Sitzungen angegebenen Literaturtitel werden online oder in Form eines Readers zur Verfügung gestellt. Diese Literaturangaben sind in den Kästen angegeben (meist nur einzelne Kapitel). Die Textauszüge werden dann rechtzeitig zusammengestellt.
Jürgen Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft, Darmstadt u. Neuwied 111980. (Originalausgabe: 1962). Richard Sennett: Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität, Berlin 2008. (Originalausgabe: The Fall of Public Man, New York 1974).
Jörg Döring u. Tristan Thielmann (Hg.): Spatial Turn. Das Raumparadigma in den Kultur- und Sozial-wissenschaften, Bielefeld 22009. (Originalausgabe: Bielefeld 2008). (insb. die Einleitung/Bibliographie) Jörg Dünne u. Stephan Günzel (Hg.): Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaft, Frankfurt a. M. 2006. (einige relevante Quellentexte)
Martina Löw: Raumsoziologie, Frankfurt a. M. 2001. (ergänzend für Überblick aus soziol. Sicht) Hartmut Häußermann: Stadtsoziologie. Eine Einführung, Frankfurt a. M. 2004. (für Stadtsoziologie)
Weitere Literaturangaben im virtuellen Campus!

Englischsprachige Informationen:
Credits: 8

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 30
www: http://www.uni-bamberg.de/kunstgesch1/

Institution: Lehrstuhl für Kunstgeschichte I, insbesondere für Mittelalterliche Kunstgeschichte

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