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  Literarische Inspiration und gestalterische Vielfalt: Das Kino der Brüder Taviani

Dozent/in
PD Dr. Felix Lenz

Angaben
Seminar
Rein Präsenz
Unterrichtssprache Deutsch
Zeit und Ort: Mi 12:00 - 14:00, U2/01.33

Voraussetzungen / Organisatorisches
Modulzugehörigkeiten des Masters Literatur und Medien:
Medienwissenschaftliche Grundlagen: Seminar (Referat + Hausarbeit, 8 ECTS)
Vergleichende Literatur- und Medienwissenschaft: Seminar (Referat + Hausarbeit, 8 ECTS)
Film- und Bildwissenschaft: Seminar (Referat + Hausarbeit, 8 ECTS)
Erweiterung Film- und Bildwissenschaft: Seminar (Referat + Hausarbeit, 8 ECTS)
Literatur-, Medien- und Kulturtheorie: Seminar (Referat + Hausarbeit, 8 ECTS)
Erweiterung Literatur-, Medien- und Kulturtheorie: Seminar (Referat + Hausarbeit, 8 ECTS)
Profilmodul: Seminar (Referat + mündliche Prüfung, 6 ECTS)
Profilmodul: Übung (Referat, 4 ECTS)

Dieses Seminar kann im Modul Literatur-, Medien- und Kulturtheorie und im Modul Film und Bildwissenschaft als Vorlesung mit 2 ECTS angerechnet werden.

Anmeldung/Abmeldung vom 25. März 2024 10:00 Uhr bis 22. April 2024, 23:59 Uhr über FlexNow2 und im VC!

Inhalt
Die besten Werke sind in dreierlei Hinsicht vergnüglich und aufschlussreich: in der Fülle ihrer eigenen ästhetischen Artikulation, als Bilder der äußeren Welt, die sie reflektieren, und als Schauplatz, an dem sich allgemeine ästhetische Methoden, poetologische Theorien und Verfahren plastisch abzeichnen. Solche Werke sind Herausforderungen für die Analyse und weisen darin selbst der Forschung neue und innovative Wege. Dies alles bietet das Kinowerk der Brüder Taviani.
2012 gewannen die Brüder Paolo (geb. 1931) und Vittorio Taviani (geb. 1929) mit CAESAR MUSS STERBEN den Goldenen Bären der Berlinale. Dieser Film über Proben an Shakespeares Stück durch Schwerverbrecher im Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses verfugt examplarisch unterschiedlichste Züge: Da ist ein neorealistischer Zugriff auf die Laiendarsteller und ihre reale existentielle Situation, da ist eine subtile Theatralität, die in brechtscher Manier die Inszenierung vielfältig differenziert, da ist eine Liebe zur literarischen Vorlage, die nicht als Gesetz, sondern als Raum der Möglichkeiten entfaltet wird. Zugleich schildert der Film ein Übergangsszenario im Sinne von van Gennep/Turner, nutzt Eisensteins Montageideen und bespielt einen Schauplatz, der für ganz Italien einsteht. Nicht nur hier, in jedem Taviani-Film lassen sich so zentrale Züge des Kinos in konstruktivem Zusammenklang erfahren und nachvollziehen. Dies macht das Werk der Tavianis zugleich zum vitalsten Erben der italienischen Kinotradition. Denn in filmgeschichtlicher Fortschreibung assimilieren die Brüder Einflüsse von Roberto Rossellini, Luchino Visconti und Federico Fellini. Im Sinne dieser Vielfalt an theatralischen, literarischen und filmstilistischen Zügen wird das Seminar ausgewählte Filme aus ihren literarischen, intertextuellen, intermedialen und poetologischen Zügen heraus diskutieren. Dabei werden zugleich analytische Werkzeuge eingeführt, die sich für film- und Kunstanalytische Aufgaben im Allgemeinen eignen.
Zunächst wird es um den filmgeschichtlichen Vorbildraum mit Werken von Rossellini, Fellini und Visconti gehen. Hierauf werden wir uns mit ALLONSANFAN (1974), PADRE PADRONE (1977), LA NOTTE DI SAN LORENZO (1982) beschäftigen, den Filmen, die neorealistische und theatralische Züge verbinden. Mit DIE WIESE (1980), WAHLVERWANDTSCHAFTEN (1996), NACHTSONNE (1990) und KAOS (1984) sollen die stilbildenden Literaturverfilmungen nach Goethe, Tolstoi und Pirandello in den Blick kommen. Hierbei wird es insbesondere auch um Bezüge zu Goethes Farbenlehre und zu Eisensteins kinematografischer Poetologie gehen, Den Schlussteil des Seminars bildet das jüngere Werk, dem es in Filmen wie AUFERSTEHUNG (2001) oder CAESAR MUSS STERBEN (2012) gelingt, die ästhetischen Interessen der Tavianis in unsere Gegenwart zu transponieren.

Empfohlene Literatur
Albersmeier, Franz-Josef, Literaturverfilmungen, Frankfurt 1992.
Ambrosini, Maurizio (Hg.), Le affinità elettive di Paolo e Vittorio Taviani, Mailand, 1996.
Bergala, Alain, Le cinéma révélé / Roberto Rossellini, Paris 2005.
Bohnenkamp, Anne, Literaturverfilmungen, Stuttgart 2005. Cucco, Lorenzo: The Cinema of Paolo and Vittorio Taviani, 2002.
De Poli, Marco, Paolo e Vittorio Taviani, Berlin 1978.
Eisenstein, S.M., Jenseits der Einstellung, Frankfurt, 2006.
Ferrucci, Riccardo/Fogarty, Patricia: Paolo and Vittorio Taviani: Poetry of the italian landscape, 1996.
Forgacs, David (Hg.), Roberto Rossellini : magician of the real, London 2000.
Gili, Jean: Paolo et Vittorio Taviani, Entretien au pluriel, Lyon 1993.
Glasenapp, Jörg, Abschied vom Aktionsbild. Der italienische Neorealismus und das Kino der Moderne, München, 2013.
Goethe, Johann Wolfgang Sämtliche Werke: Band 8, Die Leiden des jungen Werthers, Die Wahlverwandtschaften, Kleine Prosa, Epen, Frankfurt, 1994.
Goethe, Johann Wolfgang, Sämtliche Werke: Band 23, 2: Beiträge zur Optik. Schriften zur Farbenlehre 1790-1807, Frankfurt, 1991.
Goethe, Johann Wolfgang, Sämtliche Werke: Band 23,1: Zur Farbenlehre, Frankfurt, 1991.
Goethe, Johann Wolfgang, Sämtliche Werke: Band 24: Schriften zur Mophologie, Frankfurt, 1987.
Grimm, Claudia, Die Transformation von Gefühlsdarstellungen in Buch und Film, Giessen, 2005.
Jobst, Peter, Aufsätze zum Thema: Literatur und Film, Salzburg 1979.
Kleber, Pia, Re-interpreting Brecht: his influence on contemporary Drama and Film, Cambridge, 1990.
Koebner, Thoimas/Schenk, Irmbert (Hg.), Das goldene Zeitalter des italienischen Films Die 1960er Jahre, München, 2008.
Kracauer, Siegried, Theorie des Films, Frankfurt, 1985.
Legrand, Gérard: Paolo & Vittorio Taviani, Paris 1990.
Lenz, Felix, Sergej Eisenstein: Montagezeit Rhythmus, Formdramaturgie, Pathos, München, 2008.
Lenz, Felix, „Über die Farbenlehre zur filmischen Innovation: LE AFFINITÀ ELETTIVE von Paolo und Vittorio Taviani“, in: Jörn Glasenapp (Hrsg.): Weltliteratur des Kinos, Paderborn 2016, S. 219-241.
Lenz, Felix, „PADRE PADRONE, mehrere Poetologien und ein Porträt: Die Brüder Taviani und ihr Film über den sardischen Autor Gavino Ledda“, in: Jörn Glasenapp (Hrsg.), Porträtkulturen, Paderborn 2018 [im Erscheinen].
Lersch, Thomas, Farbenlehre , in: Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte, Bd. 7, Zentralinstitut für Kunstgeschichte München (Hg.), München 1981, S. 157-274.
Mancini, Andrea, Regards, corps, paysages. Sur le cinema de Paolo et Vittorio Taviani, Pisa, 2008.
Setti, Raffaella, Cinema a due voci. Il parlato nei film di Paolo e Vittorio Taviani, Florenz, 2011.
Turner, Victor, Das Ritual Strukur und Anti-Struktur, Frankfurt, 2000.
Turner, Victor, Vom Ritual zum Theater, Frankfurt, 2009.
Wagstaff, Christopher, Italian neorealist cinema : an aesthetic approach, Toronto 2007.
Zagarrio, Vito (Hg.), Utopisti, Esagerati. Il cinema di Paolo e Vittorio Taviani, Venezia, 2004

Englischsprachige Informationen:
Title:
Literary inspiration and creative diversity: The cinema of the Taviani brothers

Institution: Lehrstuhl für Literatur und Medien

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