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Vorlesungsverzeichnis >> Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften >>

  Die Kunst der Betrachter. Zur Geschichte des kommunikativen Gebrauchs von Kunstwerken.

Dozent/in
Prof. Dr. Wolfgang Brassat

Angaben
Vorlesung
2 SWS, Schein
Gaststudierendenverzeichnis, Studium Generale, Erweiterungsbereich
Zeit und Ort: Mo 14:15 - 15:45, KR12/02.01

Voraussetzungen / Organisatorisches
Für Studierende im Bachelor-Studiengang Kunstgeschichte: Aufbaumodul Grundlagen u. Methoden I (Modul 4); Basis-/Aufbaumodul Kunstgeschichte des Mittelalters (Modul 7, 9), der Frühen Neuzeit (Modul 11, 13), der Moderne (Modul 15, 17). Für Studierende im Master-Studiengang Kunstgeschichte: Methoden der Kunstgeschichte I (Modul 1); Kunstgeschichte des Mittelalters (Modul 3). Kunstgeschichte der Frühen Neuzeit I (Modul 5). Kunstgeschichte der Moderne (Modul 7). Nachholmodul II (Modul 11).

Inhalt
Die Vorlesung wird einen Überblick über die Geschichte des kommunikativen Gebrauchs von Kunstwerken von der Antike bis in die Moderne geben. Mit der Kunstrezeption werden immer auch die Institution Kunst und ihre verschiedenen historischen Manifestationen in den Blick genommen. Schon in der Antike gab es eine entwickelte Kultur des Sprechens über Kunstwerke, die sich insbesondere im Rahmen von Symposien und in den ersten gesonderten Räumen der Kunstpräsentation, den erstmals von Strabon, Varro und Vitruv erwähnten pinacotecae, entfaltet hat und aus der die ekphrasis, die Beschreibung von Kunstwerken, als eigenständige literarische Gattung hervorgegangen ist. Nach der Indienstnahme der Künste durch die Theologie setzte im Spätmittelalter ein abermaliger Prozess der Autonomisierung der Künste ein. Mit den neuen Orten der Kunstpräsentation, den studioli, Kunstkammern, Galerien, Villen, Gärten etc., entstanden seit der Frührenaissance auch Formen des kommunikativen Gebrauchs von Kunstwerken, für die bis dahin, im Rahmen ihrer alten Primärfunktionen im Dienste der Kirche und der Feudalherrschaft kein Raum gegeben war. Anhand von Bild- und Schriftquellen, wie Castigliones „Libro del Cortegiano“, der bedeutendsten höfischen Anstandslehre und wichtigsten Schrift zur frühneuzeitlichen Konversationskunst, und der zumeist in Dialogform verfassten Kunstliteratur sollen diese historischen Formen einer geselligen Rezeption beleuchtet werden. Das heitere Gespräch über die Künste und das Kunstwerk bis hin zu Praktiken wie den „Gemähl-Spielen“ war bis an die Schwelle der Moderne die dominante Form der Kunstrezeption. An Werken von Fra Angelico, Botticelli, Raffael, Lorenzo Lotto, Rosso Fiorentino, Francesco Salviati, Caravaggio, Rubens, Jordaens, Jan Steen, Vermeer u.a. wird zu zeigen sein, dass die Künstler darauf mit zunehmend verdichteten, selbstreflexiven, mehrdeutigen und rätselhaften Werken reagiert haben, deren Funktion nicht zuletzt darin bestand, das Gespräch über das Kunstwerk und die ihm gegebenen Möglichkeiten anzuregen. Der Blick auf die „Kunst des Schweigens“, die im späten 18. Jhd. den Rezipienten verordnet wurde, auf das moderne Ideal einer ernsten verinnerlichten Kunstaneignung, das in den Museen des 19. Jahrhunderts seine institutionelle Verfestigung erfuhr, auf die Salons und weitere moderne Institutionen der Kunstvermittlung und ihre Konsequenzen für die Kunstproduktion sollen das Bild abrunden.

Empfohlene Literatur
Jennifer Montagu: The Painted Enigma and French Seventeenth-Century Art. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes, 31, 1968, S. 307-335. Georg Philipp Harsdörffer: Frauenzimmer Gesprächsspiele. 8 Bde. (Nürnberg 1641-49). ND hrsg. v. Irmgard Böttcher. Tübingen 1969. Umberto Eco: Das offene Kunstwerk. Frankfurt/M. 1977. Wolfgang Liebenwein: Studiolo. Die Entstehung eines Raumtyps und seine Entwicklung bis um 1600. Berlin 1977. Salvatore Settis: Giorgiones „Gewitter“. Auftraggeber und verborgenes Sujet eines Bildes der Renaissance. Berlin 1982. Niklas Luhmann: Das Kunstwerk und die Selbstreproduktion der Kunst. In: Hans Ulrich Gumbrecht/K. Ludwig Pfeiffer (Hrsg.): Stil. Geschichten und Funktionen eines kulturwissenschaftlichen Diskurselements. Frankfurt/M. 1986, S. 620-672. Wolfgang Kemp: Die Kunst des Schweigens. In: Thomas Koebner (Hrsg.), Laokoon und kein Ende. Der Wettstreit der Künste. München 1989, S. 96-119. Mary Paula Vidal: Watteau´s Painted Conversations. Art, Literature, and Talk in Seventeenth and Eighteenth Century France. (Phil.Diss. 1988) London 1992. Jürgen Müller: Vom lauten und vom leisen Betrachten. Ironische Bildstrukturen in der holländischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts. In: Wilhelm Kühlmann/Wolfgang Neuber (Hrsg.): Intertextualität in der Frühen Neuzeit. Studien zu ihren theoretischen und praktischen Perspektiven. Frankfurt/M. [u.a.] 1994. Niklas Luhmann: Die Kunst der Gesellschaft. Frankfurt/M. 1995. Wolfgang Adam (Hrsg.): Geselligkeit und Gesellschaft im Barockzeitalter (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung; Bd. 28). Teil 1, Wiesbaden 1997. Oskar Bätschmann: Ausstellungskünstler. Kult und Karriere im modernen Kunstsystem. Köln 1997. Valeska von Rosen: „Diletto dei sensi“ und „diletto dell’intelletto”. Bellinis und Tizians „Bacchanalien” für Alfonso d’Este in ihrem Rezeptionskontext. In: Städel-Jahrbuch 18, 2001, S. 81-112. Ekkehard Mai/Kurt Wettengl (Hrsg.): Wettstreit der Künste. Malerei und Skulptur von Dürer bis Daumier. Ausst.-Kat. München/Köln/Wolfratshausen 2002. Wolfgang Brassat: Das Gespräch über die Künste im Spannungsfeld von Geselligkeit und Staatsräson. In: Pablo Schneider/Philipp Zitzlsperger (Hrsg.), Bernini in Paris. Das Tagebuch des Paul Fréart de Chantelou über den Aufenthalt Gianlorenzo Berninis am Hofe Ludwigs XIV. Berlin 2006, S. 313-336. Wolfgang Brassat: Schweigen ist Gold? Die moderne Ästhetik der Stille im Blickfeld einer Geschichte des kommunikativen Gebrauchs von Kunstwerken. In: MARTa schweigt. (...) Ausstellungskatalog MARTa. Herford 2007, S. 14-57. Joachim Penzel: Der Betrachter ist im Text. Konversations- und Lesekultur in deutschen Gemäldegalerien zwischen 1700 und 1914. Berlin/Münster 2007. Christine Tauber: Manierismus und Herrschaftspraxis. Die Kunst der Politik und die Kunstpolitik am Hof von François Ier. Berlin 2009.

Englischsprachige Informationen:
Credits: 2

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 50

Institution: Lehrstuhl für Kunstgeschichte, insbesondere für Neuere und Neueste Kunstgeschichte

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