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Vorlesungsverzeichnis >> Fakultät Humanwissenschaften >>

  Geschichtswissenschaftliche Forschung als Einflussfaktor auf historische Imagination am Beispiel Stadt und Konzentrationslager im Nationalsozialismus

Dozent/in
Frederic Bonnesoeur, M.A.

Angaben
Blockseminar
2 SWS, Modul MA EBWS HF SozPäd ABK 1 - B (Sozialpädagogische Handlungsformen / Handlungskonzepte und Methoden); MA BB Sozialpädagogik II; MA EBWS HF SozPäd 2 - A (Soziale Dienste und Handlungsfelder)
Zeit und Ort: Einzeltermin am 7.7.2017 14:00 - 20:00, M3N/01.26; Einzeltermin am 8.7.2017 8:00 - 20:00, M3N/01.26; Einzeltermin am 14.7.2017 14:00 - 20:00, KR12/00.16; Einzeltermin am 15.7.2017 8:00 - 20:00, KR12/00.16; Einzeltermin am 29.7.2017 16:00 - 18:00, WE5/01.004
Vorbesprechung: 26.6.2017, 16:00 - 20:00 Uhr, Raum WE5/01.004

Voraussetzungen / Organisatorisches
Anmeldungen zum Seminar bitte vorab per E-Mail an tilman.kallenbach@uni-bamberg.de

Am 26.06.2017 findet die gemeinsame Einführung der Seminare "Geschichtswissenschaftliche Forschung als Einflussfaktor auf historische Imagination am Beispiel Stadt und Konzentrationslager im Nationalsozialismus" von Herrn Frédédric Bonnesoeur sowie "Geschichtskulturelle Rezeption der NS-Konzentrationslager als Einflussfaktor auf historische Imagination am Beispiel Film und TV-Serie" von Frau Ingrid Bettwieser statt.

Ebenso findet eine gemeinsame Abschlussveranstaltung/-diskussion am 29.07.2017 statt.

Inhalt
Wie wird unser historisches Lernen beeinflusst? Entstehung von historischen Imagenationen am Beispiel der Forschung und geschichtskulturellen Rezeption zu NS-Konzentrationslager

Hinführung
Visited the #Sachsenhausen Concentration Camp near Berlin last week; heavy on the heart [...] #NeverAgain [ ] #NeverForget. Solche Kommentare posten zahllose BesucherInnen von KZ-Gedenkstätten in sozialen Netzwerken. Varianten der Kommentare gibt wenige, benutzte Hashtags transportieren oft Phrasen. Ähnliches lässt sich in Bezug auf hochgeladene Fotografien bemerken, die während des Besuches in den Gedenkstätten entstanden; zeigen die Motive doch größtenteils die visuellen Ikonen des Holocausts. Schwarz-Weiß-Bilder von Mauern mit Stacheldraht, Relikte von elektrischen Zäunen oder allgegenwärtig die Tore mit dem Slogan `Arbeit macht frei´. Die Impressionen von BesucherInnen verschiedener Altersgruppen und unterschiedlicher kultureller Hintergründe scheint seltsam homogen. Wieso ist das so? Die Geschichtsdidaktiker Friedrich Jäger und Jörn Rüsen haben schon 1983 das Modell des historischen Lernens vorgeschlagen: Aus Erkenntnisinteresse heraus nehmen Individuen Zeugnisse der Vergangenheit wahr und entwickeln Fragestellungen an diese Vergangenheit. Die Geschichte des Zeugnis wird hermeneutisch entwickelt und mündet (in Form eines Werturteils) in einer Daseinsorientierung, die zu neuen Erkenntnisinteresse führt. Es scheint evident, dass ein solches Erkenntnisinteresse sowohl lebensweltlich als auch durch Wissenschaft beeinflusst ist. Schörken (1997) stellt diese These auf, dass das Interesse oder breiter gefasst die Wahrnehmung von Vergangenheit durch historische Imagenationen also vorgefertigte innere Bilder beeinflusst werden.

An diesem Punkt setzen unsere Blockseminare an: Wir möchten exemplarisch untersuchen, wie unsere Wahrnehmung von NS-Konzentrationslager durch historische Imagenationen beeinflusst durch Geschichtswissenschaft und Geschichtskultur wird. Dazu beschäftigt sich das erste Seminar mit Bilder, die durch die geschichtswissenschaftliche Forschung in den letzten Jahrzehnten gesetzt wurde und unsere Lesart von Städten und ihren Verbindungslinien zu benachbarten Konzentrationslagern prägen. Das zweite Seminar untersucht, die Geschichte der Rezeption von Konzentrationslagern im Film und Fernsehen von 1945 bis in die Gegenwart. Auch hier soll gezeigt werden, wie Ikonen der historischen Imagination entstanden. Wir möchten den Studierenden beider Blockseminare eine gemeinsame Abschlussdiskussion vorschlagen.

In der zeithistorischen Forschung zum Nationalsozialismus nahm und nimmt die Geschichte der Konzentrationslager eine Sonderstellung ein. Die Perzeption der Lager als Symbol und Inbegriff der NS-Verbrechen schlechthin führte dazu, dass diese im Gegensatz beispielsweise zur Regional- und Lokalgeschichte, der Alltagsgeschichte oder der Geschichte anderer NS-Zwangslager als quasi autarke historische Phänomene behandelt wurden. Dieser 'Sonderstatus' führte dazu, dass bis zum Beginn der 1990er Jahre der Frage nach der gesellschaftlichen Verankerung der nationalsozialistischen Konzentrationslager keinerlei Beachtung geschenkt wurde. Bis heute hält sich daher im öffentlichen Bewusstsein das Bild der Konzentrationslager als exterritorialisierte, eigenständige Welten, die keinerlei Bezug zu ihrer Umgebung hatten. Obwohl seit Anfang der 1990er in einigen Fallstudien die engen institutionellen, wirtschaftlichen und teilweise auch persönlichen Verbindungen einzelner Lager zu ihrer Nachbarschaft exemplarisch herausgearbeitet werden konnten, wird das Bild der isolierten KZ von der Forschung weiterhin transportiert.

Im Seminar soll der Versuch unternommen werden, dieses Bild zu dekonstruieren und vielmehr den Prozess der gesellschaftlichen Veränderung von 1933 bis 1945 im NS zu betrachten. Ferner sollen Berührungspunkte zum KZ, der SS und den Gefangenen sowie sich daraus ergebende Handlungsoptionen für die Bevölkerung und die lokalen Institutionen der die Lager umgebenden Ortschaften exemplarisch untersucht werden. Durch eine kritische Auseinandersetzung mit historischen Quellen soll ermöglicht werden, auch mehr oder weniger komplexe gesellschaftliche Situationen nachzuvollziehen und abschließend gegenwartsbezogen zu beurteilen.

Institution: Lehrstuhl für Sozialpädagogik

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