Bei der Kirchengeschichte handelt es sich um eine theologische Disziplin mit historischer Methode. Sie hat Wachstum und Entfaltung der Kirche in Zeit und Raum zu ihrem Gegenstand, setzt also einen wie auch immer zu füllenden Begriff von "Kirche" voraus. Wie jede Geschichte, so ist auch die Kirchengeschichte an ihre Quellen gebunden. Sie kann über Ereignisse und Zustände der kirchlichen Vergangenheit nur das und so viel aussagen, was die richtig interpretierten Quellen hergeben. Diese, seien sie nun monumentaler oder literarischer Art, müssen aufgesucht, auf ihre Echtheit geprüft und schließlich in gesicherten Texten herausgegeben, in zuverlässigen Übersetzungen zugänglich gemacht und auf ihren historischen Gehalt hin untersucht werden. Eine solche, zugegebenermaßen oft recht mühevolle Arbeit an den Quellen, die ins kirchengeschichtliche Wissen einmündet, vermag allzu idealisierte und ideologisierte Abstraktionen in der Theologie zu korrigieren und hilft vor allem die konkreten Ausformungen der Kirche, ihrer Lehre, ihrer Institutionen und ihres
geistigen Lebens tiefer zu verstehen. So gelangt der Kirchenhistoriker zu einem begründeten und kritischen Urteil, welches jedoch nicht im Modus permanenter Anklage über eine tatsächliche oder auch nur vermeintliche "Kriminalgeschichte" Gericht hält. Die Kirchengeschichte ist nicht das Kuriositäten- oder Antiquitätenkabinett der Kirche; sie trägt nicht unwesentlich zu ihrem Selbstverständnis bei und ist daher integrierender Bestandteil jeglicher Ekklesiologie. Zudem begreifen wir die Gegenwart der Kirche nicht, noch viel weniger vermögen wir
Handlungsmaximen für die Zukunft zu gewinnen, wenn wir nicht zuvor die christliche Vergangenheit begriffen haben.
ForschungsschwerpunkteProf. Dr. Peter Bruns
- Modelle der Kirchengeschichtsschreibung und Hagiographie (Johannes von Ephesus)
- Rezeptionsgeschichte
- Leben und Lehre der Kirchenväter des Ostens
- Konzils- und Synodengeschichte
- Symbolforschung
Laufende Projekte:
- Mitarbeit am Zentrum für Mittelalterstudien (ZEMAS) an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
- Mitarbeit am Graduiertenkolleg "Anthropologische Grundlagen und Entwicklungen im Christentum und Islam" (Theologie und Orientalistik) an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
- Mitarbeit am Corpus Christianorum, Corpus Nazianzenum (Projekt der Görres-Gesellschaft), edd. B. Coulie (Louvain), J. Mossay et M. Sicherl (Münster), dort zuständig für die syrische Überlieferungsgeschichte des Corpus Nazianzenum
KooperationsbeziehungenProf. Kazimierz Dola, Katholische Fakultät der Universität Oppeln (Polen)
Wissenschaftliche TagungenAusrichtung des 3. Symposiums der deutschsprachigen Syrologen im Juli 2002 in Bamberg
Ausrichtung des Symposiums "1054 - 1204: Vom Schisma zur offenen Konfrontation" am 1./2. Juli 2004 in Bamberg
| |