Die Dendrochronologie ist in den letzten Jahren zu einer wichtigen Hilfswissenschaft für die Bauforschung geworden. Sie vermag jahrgenau das Fälljahr des verbauten Holzes zu bestimmen, so daß neben den archivalischen oder inschriftlichen Überlieferungen eine naturwissenschaftliche Methode zur exakten Datierung vorliegt. Dafür sind sogenannte Standardchronologien nötig, die für jede Region und jede Bauholzart seperat aufgebaut werden müssen. Der Datierungserfolg ist umso größer, je kleinräumiger eine solche Standardchronologie erstellt werden kann. In den zurückliegenden etwa sieben Jahren wurden über 20 Regionalchronologien für Sachen-Anhalt, Thüringen und Franken aufgebaut. Es wurden aus 600 meist mittelalterlichen Objekten mehr als 8000 Proben entnommen. Über die am verbauten Holz erhaltenen Befunde kann die Flößerei und damit der Holztransport direkt nachgewiesen werden. Der Holzhandel über die Flüsse im Mittelgebirgsraum ist durch derartige Befunde seit dem 12. Jahrhundert belegt und geht damit häufig vor die bisher durch Archivalien bekannten Daten zur Flößerei zurück. Der Holzhandel stellt andererseits ein Problem für die Erstellung von Regionalchronologien dar. Durch den Holzhandel ist die direkte Zuordnung von Objektstandort und Waldstandort nicht mehr möglich. Dies ist für den Aufbau von Regionalchronologien zu berücksichtigen.