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Einrichtungen >> Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften >> Institut für Archäologische Wissenschaften, Denkmalwissenschaften und Kunstgeschichte (IADK) >> Lehrstuhl für Denkmalpflege - Heritage Sciences >>
Bau-, Kunst- und Funktionsgeschichte des Regensburger Domes als Modellfall

Der Regensburger Dom dürfte das bedeutendste gotische Bauwerk in Süddeutschland sein. Umso erstaunlicher ist, daß es bis heute keine übergreifende monographische Bearbeitung dieser Kathedrale gibt. Entsprechend wird sie in der kunsthistorischen Literatur, aber auch im allgemeinen Bewußtsein unterschätzt. Dabei liegt in Regensburg ein seltener Fall vor: Die Architektur ist vom Fundament bis zum Dach vorzüglich erhalten; selbst mittelalterliche Fassadenrisse befinden sich im Domschatz. Skulpturen, Glasmalereien, Altäre und liturgische Ausstattung haben die Jahrhunderte in großer Fülle und in hoher Qualität überdauert. Erst das Zusammenspiel all dieser Gattungen verbunden mit den vielschichtigen Nutzungen ließ das Phänomen einer mittelalterlichen Kathedrale möglich werden. Während sonst wissenschaftliche Untersuchungen meist auf eine Gattung beschränkt bleiben und sich somit nur Teilaspekte klären lassen, ist unser Ziel eine übergreifende Gesamtschau.
Die äußeren Möglichkeiten hierfür boten die 1985-1988 durchgeführte Innenrestaurierung und die seit 1989 betriebene Außenreinigung des Regensburger Domes. Sie ermöglichten es, von den Gerüsten aus auch den entferntesten Schlußstein aus nächster Nähe zu beurteilen und den Bau bis in den verstecktesten Winkel auszuspähen. Es gelang, ein interdisziplinäres Forschungsprojekt der Universität Bamberg zu initiieren, das hohe finanzielle Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, die Universität Bamberg und die Diözese Regensburg erhielt. Ein derartiges Unternehmen verlangt das Zusammenwirken vieler Fachkollegen und Mitarbeiter mit höchst unterschiedlichen Spezialkenntnissen, von der liturgiewissenschaftlich orientierten Kunsthistorikerin (Renate Kroos) über Bauforscher und Architekturhistoriker (Peter Kurmann) bis zu Naturwissenschaftlern, etwa dem Dendrochronologen. Zu ihnen gesellten sich zahlreiche Studierende des Aufbaustudiums Denkmalpflege der Universität Bamberg. Aus dieser Verbindung von Forschung und Lehre an einem praktischen Beispiel reifte in der Zwischenzeit ein hoffnungsvoller wissenschaftlicher Nachwuchs heran. So ist ein vielköpfiges Team zusammengewachsen, ohne dessen Einsatz und Idealismus das Gesamtprojekt nicht hätte entstehen können. Mittlerweile nähert sich die Außenreinigung ihrem Ende, die Wandflächen des Domes waren bis Ende 1999 alle eingerüstet und konnten von uns untersucht werden. Als letztes steht noch das Hauptportal der Westfassade an, dessen Konservierung und Reinigung gegenwärtig durchgeführt wird; die umfangreichen und schwierigen Arbeiten dürften bis 2006 abgeschlossen sein.
Im Rahmen des Forschungsprojektes soll die Entstehungsgeschichte des Domes vom Abbruch des romanischen Baus bis zur Einstellung der Bauarbeiten am Ende des Mittelalters chronologisch verfolgt werden. Man wird die Kathedrale buchstäblich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wachsen sehen. Die Persönlichkeiten besonders engagierter Bischöfe und Baumeister sollen lebendig werden, aber auch die Leistungen der anonym bleibenden Bauleute und Kunsthandwerker. Während an der Baustelle noch um die technische und formale Bewältigung gerungen und um Grundstücke gestritten wurde, entstanden bereits Skulpturen und Altäre, wurden Glasfenster gestiftet, liturgische Geräte und Paramente beschafft. Da der Dom nicht wie ein moderner Bau einheitlich von unten nach oben wuchs, sondern in einzelnen Segmenten von Osten nach Westen, konnten die jeweils fertiggestellten Raumteile sofort in die Gesamtnutzung integriert werden. Zwar galt eine gotische Kathedrale schon immer als ein auch technisches Wunderwerk, doch die Schwierigkeiten der Realisierung und die gefundenen Lösungen waren bisher nicht so genau bekannt.
Der Erfolg des Projektes beruht wesentlich auf der intensiven Vernetzung der verschiedenen Disziplinen und dem ständigen Austausch der beteiligten Wissenschaftler. Gerade bei einer Kathedrale mit ihrer engen Verknüpfung von Architektur und Skulptur scheint dies eine selbstverständliche Forderung zu sein, wurde aber in der Praxis bisher nicht oder nur teilweise realisiert. Derzeit geht es darum, die gewaltige Materialfülle der unterschiedlichen Disziplinen systematisch zusammenzuführen. Mittlerweile wurden alle Planzeichnungen und das gesamte Fotoarchiv des Projekts eingescannt und in einer Datenbank systematisch erfasst, so dass sie für die Endpublikation bereits als druckfertige Dateien vorliegen. In einem unmittelbar kooperierenden Forschungsprojekt, das vom Schweizer Nationalfonds finanziert wird, untersucht gegenwärtig Peter Kurmann - unterstützt von Marc Carel Schurr und Katarina Papajanni - die Architektur der europäischen Gotik um 1300, damit der Regensburger Dom in den Kontext der europäischen Baukunst seiner Zeit eingeordnet werden kann. Außerdem gibt es im Bereich des Hauptportals noch offene Fragen. Die gegenwärtige Einrüstung und die vorbereitenden Untersuchungen zur Restaurierung des Hauptportals geben die Gelegenheit, Klarheit zu verschaffen. Eine exakte zeichnerische Bauaufnahme des gesamten Portalzusammenhanges wird voraussichtlich die genaue Entstehungsgeschichte der Portalarchitektur klären. Außerdem fand vom 27. - 30. September 2000 - in vielfältiger Zusammenarbeit mit uns - ein internationales Kolloquium statt, das die wissenschaftlichen und konservatorischen Fragestellungen des Portals zum Thema hatte. Die Ergebnisse wurden in einem Tagungsband publiziert. Nach Abschluß unserer Untersuchungen am Hauptportal wird unverzüglich die Vorbereitung der mehrbändigen Endpublikation angegangen.
Projektleitung:
Prof. Dr. Achim Hubel, Prof. Dr.-Ing. Manfred Schuller

Beteiligte:
Dr. Renate Kroos, München, Prof. Dr. Peter Kurmann, Fribourg, Dr. Friedrich Fuchs, Regensburg, Dr. Jürgen Michler, Altheim (Linzgau), Dr. Peter Morsbach, Regensburg

Beginn: 1.7.1985

Förderer:
DFG
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
Diözese Regensburg
Universität Bamberg

Publikationen
Hubel, Achim: Der Erminoldmeister und die deutsche Skulptur des 13. Jahrhunderts . In: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 8 (1974), S. 53-241
Hubel, Achim: Domschatzmuseum Regensburg, Schnell Kunstführer Nr. 1040 . München-Zürich : Verlag Schnell und Steiner, 1975. - 32 Seiten.
Hubel, Achim: Funktion und Geschichte des Hochaltars im Regensburger Dom . In: Schwaiger, Georg (Hrsg.) : Der Regensburger Dom. Beiträge zu seiner Geschichte. Regensburg : Verlag Schnell und Steiner, 1976, (Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg Bd. 10), S. 335-364.
Hubel, Achim: Der Regensburger Domschatz . München - Zürich : Schnell und Steiner, 1976 (Kirchliche Schatzkammern und Museen, hrsg. von Hugo Schnell und Paul Mai Bd. 1) . - 504 Seiten. ISBN 3-7954-0411-8
Hubel, Achim: Die Glasmalereien des Regensburger Domes . München-Zürich : Verlag Schnell und Steiner, 1981. - 156 Seiten. ISBN 3-7954-0428-2
Hubel, Achim: Die gotischen Baldachinaltäre in den Nebenchören des Regensburger Domes . In: Festschrift für Norbert Lieb zum 80. Geburtstag. München : Verein für Christliche Kunst in München, 1987, (Jahrbuch des Vereins für christliche Kunst Bd. XVI), S. 39-55, 331-337. - ISBN 3-925478-02-7
Hubel, Achim ; Kurmann, Peter: Der Regensburger Dom. Architektur - Plastik - Ausstattung - Glasfenster . München - Zürich : Verlag Schnell & Steiner, 1989 (Große Kunstführer Bd. 165) . - 112 Seiten. ISBN 3-7954-0689-7
Hubel, Achim: La fabrique de Ratisbonne . In: Recht, Roland (Hrsg.) : Ausstellungskatalog "Les bâtisseurs des cathédrales gothiques". Strasbourg : Editions les Musées de la ville de Strasbourg, 1989, S. 164-177.
Hubel, Achim: Rezensionsaufsatz zu Gabriela Fritzsche, Die mittelalterlichen Glasmalereien im Regensburger Dom, Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Band 13,1 . In: Kunstchronik 42 (1989), S. 358-383
Hubel, Achim ; Schuller, Manfred ; Eck, Thomas ; Fischer, Barbara ; Fuchs, Friedrich: Forschungsprojekt "Bau-, Kunst- und Funktionsgeschichte des Regensburger Domes als Modellfall" . In: Forschungsforum. Berichte aus der Otto-Friedrich-Universität Bamberg (1989), Nr. 1, S. 37-75
Hubel, Achim: Das Forschungsprojekt "Bau-, Kunst- und Funktionsgeschichte des Regensburger Domes als Modellfall" . In: Ausstellungskatalog "Der Dom zu Regensburg. Ausgrabung - Restaurierung - Forschung" (Regensburg 1989 und Bonn-Bad Godesberg 1990). 3. Aufl. München-Zürich : Verlag Schnell und Steiner, 1990, S. 158-167. - ISBN 3-7954-0649-8
Hubel, Achim: Der Dom zu Regensburg: seine Erforschung und seine Restaurierungen seit der Säkularisation . In: Ausstellungskatalog "Der Dom zu Regensburg. Ausgrabung - Restaurierung - Forschung" (Regensburg 1989 und Bonn-Bad Godesberg 1990). 3. Aufl. München-Zürich : Verlag Schnell und Steiner, 1990, S. 9-24. - ISBN 3-7954-0649-8
Hubel, Achim: Mittelalterliche Plastik in Kreuzgang und Kapitelhaus des Regensburger Domes . In: Ausstellungskatalog "Der Dom zu Regensburg. Ausgrabung - Restaurierung - Forschung" (Regensburg 1989 und Bonn-Bad Godesberg 1990). 3. Aufl. München-Zürich : Verlag Schnell und Steiner, 1990, S. 53-72. - ISBN 3-7954-0649-8
Hubel, Achim ; Schuller, Manfred: Der Regensburger Dom als Modellfall: Detektivarbeit von Bauforschern und Kunsthistorikern . In: forschung. Mitteilungen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (1990), Nr. 2, S. 4-8
Hubel, Achim: Der Erminoldmeister. Überlegungen zu Person und Werk . In: Emmerig, Ernst ; Färber, Konrad M. (Hrsg.) : Regensburger Almanach 1993. Regensburg : Buchverlag der Mittelbayerischen Zeitung, 1993, (Regensburger Almanach Bd. 26), S. 197-207. - ISBN 3-927529-21-4
Hubel, Achim: Die Glasmalereien des Regensburger Domes, Schnell Kunstführer Nr. 1299 . 2. Aufl. München-Zürich : Verlag Schnell und Steiner, 1994. - 40 Seiten.
Hubel, Achim ; Schuller, Manfred: Der Dom zu Regensburg. Vom Bauen und Gestalten einer gotischen Kathedrale. Unter Mitarbeit von Friedrich Fuchs und Renate Kroos . Regensburg : Verlag Friedrich Pustet, 1995. - 164 Seiten. ISBN 3-7917-1449-X
Hubel, Achim: Regensburg, Dom, Glasfenster Auferstehung Christi . In: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften ; Österreichisches Bundesdenkmalamt Wien ; Schweizerisches Zentrum für Forschung und Information zur Glasmalerei Romont (Hrsg.) : Glasmalerei aus acht Jahrhunderten. 2. Aufl. Leipzig : Edition Leipzig, 1999, S. 44 f.. - ISBN 3-361-00479-9
Hubel, Achim ; Schuller, Manfred: Regensburger Dom. Das Hauptportal . Regensburg : Mittelbayerischer Verlag, 2000. - 100 Seiten. ISBN 9-931904-75-X
Hubel, Achim: Kunstgeschichtliche Fragen zum Hauptportal des Regensburger Doms - Ikonographie und Stil . In: Domstiftung Regensburg (Hrsg.) : "Turm - Fassade - Portal" (Colloquium zur Bauforschung, Kunstwissenschaft und Denkmalpflege an den Domen von Wien, Prag und Regensburg Regensburg 27.-30.09.2000). Regensburg : Verlag Schnell & Steiner, 2001, S. 23-32. - ISBN 3-7954-1409-1
Hubel, Achim: Der Umgang mit der Lücke: Rekonstruktion - Neuschöpfung - Kopie - Abguß. Historischer Rückblick und kritische Analyse . In: Domstiftung Regensburg (Hrsg.) : "Turm - Fassade - Portal" (Colloquium zur Bauforschung, Kunstwissenschaft und Denkmalpflege an den Domen von Wien, Prag und Regensburg Regensburg 27.-30.09.2000). Regensburg : Verlag Schnell & Steiner, 2001, S. 171-181. - ISBN 3-7954-1409-1
Hubel, Achim ; Schuller, Manfred: Neue Erkenntnisse dank intensiver Vernetzung. Das Forschungsprojekt "Bau-, Kunst- und Funktionsgeschichte des Regensburger Doms als Modellfall" . In: Forschungsforum. Berichte aus der Otto-Friedrich-Universität Bamberg (2001), Nr. 10, S. 68-73
Hubel, Achim: Die Glasmalereien des Regensburger Domes . 3., überarb. Aufl. Regensburg : Schnell & Steiner, 2002 (Schnell Kunstführer, Nr. 1299) . - 40 Seiten. ISBN 3-7954-5012-8
Hubel, Achim: Dom St. Peter Regensburg . 10. völlig neu bearb. Aufl. Regensburg : Verlag Schnell & Steiner, 2003 (Schnell Kunstführer, Nr. 41) . - 50 Seiten. ISBN 3-7954-4100-5
Hubel, Achim: Das Spätwerk von Josef Oberberger im Regensburger Dom . In: Karnehm, Christl (Hrsg.) : Josef Oberberger - Der Glasmaler. München : Oberberger-Stiftung, 2005, S. 80-99. - ISBN 3-00-016713-7
Hubel, Achim: Der Regensburger Dom und seine Restaurierungen im überregionalen Vergleich . In: Dallmeier, Martin ; Reidel, Hermann ; Trapp, Eugen (Hrsg.) : Wider die Vergänglichkeit. Theorie und Praxis von Restaurierung in Regensburg und der Oberpfalz (19. Regensburger Herbstsymposion für Kunst, Geschichte und Denkmalpflege Regensburg 19. - 21. 11. 2004). Regensburg : Universitätsverlag Regensburg, 2005, S. 91-126. - ISBN 3-930480-69-7
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