Gastvortrag: Igal Avidan (Berlin), "Wie jüdisch soll Israel sein? Kommandant oder Rabbi?"Veranstalter: Professur für Judaistik Montag, 20.10.2014: 20:00 - 22:00 Uhr; U2/00.25Bei der Gründung des Staates Israel 1948 befreite Premier- und
Verteidigungsminister David Ben Gurion die damals 400 Religionsschüler von
der allgemeinen Wehrpflicht. Er wollte so die nach der Shoah einzigen
Religionsschulen weltweit bewahren. Als Gegenleisung mussten diese
Orthodoxen aber ihr ganzes Leben der Thora widmen und durften auch nicht
arbeiten. Doch inzwischen meiden jährlich 7.500 orthodoxe Juden das Militär.
Und weil die anderen Juden das nicht länger hinnehmen wollen, klagten sie
dagegen. Das Oberste Gericht annullierte das Gesetz zur freiwilligen
Einberufung der Orthodoxen, weil es die weltlichen Juden benachteilige.
Daher verabschiedete die weltliche Koalition im März ein neues
Einberufungsgesetz vor. Dieses sieht sogar Haftstrafen gegen säumige
Orthodoxe vor. Die radikalen Orthodoxe setzen jedoch gemäßigte Orthodoxe
unter Druck, die freiwillig Militärdienst leisten und zugleich ihre
Tradition bewahren. Aber das Gesetz wird ohnehin erst 2017 implementiert und
bis dahin könnten die Orthodoxen wieder der Regierung angehören und es
torpedieren.
Ich beschäftige mich seit Jahren mit den orthodoxen Juden in Israel (zum
Beispiel in meinem Buch "Israel: Ein Staat sucht sich selbst"). Zu den
Themen "orthodoxe Juden und die israelische Armee" sowie "Koscher-Aufstand
in Jerusalem" (wo Gastwirte gegen das staatliche Oberrabbinat protestieren
und ein Rabbiner ein alternatives Koscher-Projekt organisiert), habe ich
einige Radiobeiträge und Texte verfasst.
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