Gastvortrag Frau Prof. Dr. Irmgard Männlein-Robert: Von der Epiphanie zur Depression – Mittag und Mittagsdämon in der AntikeVeranstalter: Klassische Philologie/Gräzistik Donnerstag, 31.1.2008: 20:00 - 22:00 Uhr; U5/222Der Mittag gilt in allen antiken mediterranen Kulturen als besondere, mitunter auch gefährliche Tageszeit, zu der sich wundersame und folgenreiche Begegnungen mit Göttern und göttlichen Wesen ereignen. Untersucht werden soll das Verhältnis zwischen der heidnisch-griechischen und der jüdisch-frühchristlichen Vorstellung vom Wirken von Göttern und Dämonen am Mittag. Der so genannte ‚Mittagsdämon‘ begegnet erstmals in der griechischen Übersetzung der alttestamentlichen Psalmen (90, 6) in der Septuaginta. Es handelt sich, wie in einem ersten Schritt gezeigt werden soll, in diesem Fall um eine für die Praxis der Septuaginta ungewöhnlich freie, ‚hellenisierende‘ Wiedergabe des hebräischen Originals. Die Personifikati-on der Mittagszeit zum ‚Mittagsdämon‘ beruht auf der Transposition verwandter griechischer Vorstellungen und Figuren (z.B. Nymphen, Sirenen, Satyrn, Pan, Artemis). Diese sollen in einem zweiten Schritt skizziert werden. Abschließend wird zu zeigen sein, wie der ‚Mittagsdämon‘ bei den frühchristlichen ägyptischen Anachoreten sowie bei den Kirchenvätern eine weitere bedeutsame Sinnverschiebung erfährt. Er wird jetzt zum abstrakten, rein psychologischen Konzept der Akedia (etwa ‚Depression‘), die als vielgestaltige Versuchung den Menschen befällt und sogar zur Todsünde avanciert.
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