Vortragsreihe "Europäische Welttheater-Entwürfe im 19. und 20. Jh."Veranstalter: Professur für Romanische Literaturwissenschaft Dienstag, 3.11.2009: 20:00 - 22:00 Uhr; U7/105Prof. em. Dr. Peter Thiergen (Bamberg)
Der Teufel als Regisseur. Die Welt als Marionettentheater bei N. Gogol (1809-1852)
Der immer noch dominante Eurozentrismus hat den 200. Geburtstag des russischen Schriftstellers Nikolaj Gogol’ (1809-1852) fast vollständig ignoriert. Dabei ist Gogol’ nicht nur einer der Gründerväter der neueren russischen Literatur, sondern ebenso Vorläufer Kafkas, des Absurdismus und der Psycho-analyse. Kein anderer russischer Klassiker war von solchen Identitätsproblemen zerrissen und von solcher Teufelsangst besessen wie Gogol’. Die Banalität des Bösen degradiert die Menschen schon zu Leb-zeiten zu „Toten Seelen“ im Fangnetz von auflodernden Leidenschaften, herabziehenden Gewohnheiten und allgemeiner Sündenverfallenheit. Puschkin sprach vom kleinen „Mausgerenne des Lebens“, Gogol’ von der großen Trugdominanz der „Phantasmagorie des Daseins“.
Prof. Dr. Peter Thiergen hat an den Universitäten Bonn, Hamburg, Frankfurt a. M., Basel und Bamberg gelehrt. Er ist Mitglied der Bayerischen sowie Sächsischen Akademie der Wissenschaften. Seine Forschungsschwerpunkte gelten u. a. der russischen Literatur- und Geistesgeschichte, Rezeptionsfragen, Begriffs- und Metapherngeschichte, kroatischer Kulturgeschichte. Letzte selbständige Publikationen: „Deutsche Anstöße der frühen russischen Nihilismus-Diskussion des 19. Jahrhunderts“ (Paderborn 2008).
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