Gastvortrag Dr. Anne Maximiliane Jäger-Gogoll (Universität Siegen/Marburg)Veranstalter: Professur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Professur für Judaistik Donnerstag, 24.6.2010: 14:00 - 16:00 Uhr; U5/217"Ich bin jetzt nur ein armer todtkranker Jude..." Zu Dichtung und Judentum bei Heinrich Heine
Die Auseinandersetzung mit dem Judentum prägt Heines Leben ebenso wie sein literarisches Werk. Als biographisches Faktum, berufliches wie soziales ´Handicap´ und weitreichendes politisches Problem beeinflusst Heines jüdische Herkunft entscheidend seinen engagierten Blick und Zugriff auf die politischen Ereignisse und Emanzipationsbewegungen seiner Zeit. Als gesellschaftlich weitgehend marginalisierte und dennoch reiche und vielseitige religiös-kulturelle Tradition, auf die er in vielfältiger Weise zurück greift, eröffnet das Judentum zugleich immer wieder Perspektiven auf Ausgegrenztes und Verdrängtes, auf Alternativ- und Gegengeschichten, deren vitales historisches, philosophisches und künstlerisches Potential Heine in seinen essayistischen Texten wie in seiner Lyrik zu widerständiger Produktivität entfaltet. Eingespannt zwischen Erhabenheit und Lächerlichkeit, zwischen sublimem Pathos und desillusionierender Ironie, werden Figuren von Außenseitern und Grenzgängern, von Repräsentanten der Diaspora und des Exils in Heines Werken immer wieder zu unkonventionellen Leitbildern moderner Dichtung insgesamt.
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