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  Harmonisches Ineins von Welt-, Selbst- und Gotteserkenntnis (bes. zu Kepler, Comenius und Leibniz)

Dozent/in
apl. Prof. Dr. PhD.h.c. Erwin Schadel, Akad. Direktor

Angaben
Vorlesung und Übung
2 SWS
Zeit und Ort: Do 14:00 - 16:00, U2/136; Bemerkung zu Zeit und Ort: Sprechstunde: Di 15:00 - 16:30 Uhr und Do 16:15-17:45 Uhr

Voraussetzungen / Organisatorisches
Basismodul 2/3/4: Praktische Philosophie/Theoretische Philosophie/Philosophische Anthropologie Aufbaumodul 1/2: Praktische Philosophie/Theoretische Philosophie Vertiefungsmodul 1/2/3: Praktische Philosophie/Theoretische Philosophie/Philosophische Anthropologie

Inhalt
Diese Veranstaltung ist als "Vorlesung / Übung" konzipiert: Es werden zunächst die Grundtheoreme der drei genannten Autoren vorgestellt und dann - in einem gemeinschaftlichen "herrschaftsfreien" Diskurs - deren Wirklichkeitsbedeutung auf die intendierte Integralität hin untersucht. In seinen Itinerarium mentis in Deum vollzieht der hochmittelalterliche Mystiker Bonaventura (so wie es Platon in seinem "Höhlengleichnis" vorgab und der Neuplatonismus in seiner Hypostasenlehre ausformulierte) einen "Aufstieg" vom "extra nos" der raumzeitlichen sinnlichen Welt zum "intra nos" der noch zeitbetroffenen Geistinnerlichkeit, um sich von da aus - vermittels eines Entzeitlichungsaktes - zum "supra nos" göttlicher Ursprungs-Fülle zu erheben. 'Welt', 'Seele' und 'Gott' werden dabei nicht bloß als "regulative" Ideen vorgestellt, sondern in ihrer spezifischen Gegebenheitsweise wahrgenommen. D.h.: Die genannten drei Bereiche stehen nicht isoliert nebeneinander; sie bilden vielmehr eine sich nach innen hinein intensivierende Dynamik aus - ein Sich-Entsprechen, eine onto-analogisch rekonstruierbare Bezogenheit. Von den frühneuzeitlichen Philosophen, die - nicht analogisch, sondern subjektozentrisch - das Autonomie-Experiment unternahmen (welches im 20. Jht. die Vergeblichkeitsprotokolle nihilistischer Existenzialisten hervorbrachte), heben sich in konzeptioneller Deutlichkeit drei Denker- und Forschergestalten ab, die in dieser Veranstaltung besonders fokussiert werden sollen: der Astronom Johannes Kepler (1571-1630), der Pansoph Johann Amos Comenius (1592-1670) und der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716). Kepler rezipierte die altpythagoreischen Harmonie-Auffassung und überwand dabei deren innere Defizite. Er konnte von daher in seinem Hauptwerk Weltharmonik Leibniz' Theorem einer 'prästabilierten Harmonie" antizipieren: Kepler entdeckte in der menschlichen Geistseele (in ihr über ihr) den göttlichen "Archetypen", welcher den markanten Proportionen der sinnlichen Welt zugrunde liegt. Vermittels eines geometrisch elaborierten Harmonie-Konzepts (das auf dem Monochord hörbar gemacht werden kann) gelang es ihm, die uralte Vorstellung einer Spärenharmonie an den "über-irdischen" Planetenbahnen empirisch zu "verifizieren", - was u.a. einen Vorbild-Charakter für das "irdische" Handeln des Menschen impliziert. Comenius, der die in seiner Zeit herrschende Proiorisierung des Reinlogischen mit einem "Purus logicus, purus asinus" zurückwies, definierte den 'Pansophen' als jemanden, "der von keinen Autoritäten hin- und hergezerrt wird und seine Aufmerksamkeit auf sich [und die Mitmenschen], auf die Dinge und auf Gott ausrichtet". Sich selbst erfährt der Mensch hierbei als relative Mitte zwischen Welt und Gott, zwischen Sinnlichem und Übersinnlichem. Er ist einerseits eine 'kleine Welt' (ein mikrókosmos), weil er in seiner Geistinnerlichkeit auf eingefaltete Weise darstellt, was im Makrokosmos ausgefaltet sichtbar wird. Der Mensch ist andererseits ein 'kleiner Gott' (ein mikrótheos), weil er sich in seiner die Welt repräsentierenden Geistinnerlichkeit wesenhaft als Abbild des Weltenschöpfers konstituiert. Comenius wahrt so die "ontologische Differenz" zwischen Kontingentem und Absolutem. Eliminiert sind von daher der pantheisierende Monismus wie auch die in diesem vorausgesetzte "Indifferenz". Comenius vermag es, unter diesen Voraussetzungen, ein universales Reformprojekt zu formulieren, das unversöhnlich erscheinende "Differenzen" "im Zentrum der Harmonie" als Ergänzungs-Gegensätze auszulegen vermag. Leibniz übernimmt Comenius' Auffassung, dass der Mensch, von seiner Wesensanlage her, als 'kleine Welt' und als 'kleine Gottheit' zu verstehen ist. Er entfaltet diese Konzeption in seiner Monadologie, die sich zum Ziele setzte, "größtmögliche Verschiedenheit" und "größtmögliche Ordnung" analogisch zu verbinden. Dass die gegebene Welt die "beste der möglichen Welten" ist, ergibt sich für ihn von daher, dass aus der Vielzahl der möglichen Welten, die von Gott in Weisheit entworfen werden, dessen Güte den besten Entwurf auswählt, welcher schließlich von göttlicher Macht verwirklicht wird.

Empfohlene Literatur
Literatur: E. Schadel, Kepler as a Theorist of Music: His Geometrical Presentation of Basic Intervalls - explained in the Perspective of Onto-Harmonical Integrality. In: Jaroslaw Wlodarczyk (ed.), Kepler 2008: From Tübingen to Sagan. International Conference, Zielona Góra, 22-26 June 2008, Zielona Góra 2008, S. 129-142; ders., Komenskýs Pansophie als harmonisches Ineins von Welt-, Selbst- und Gotteserkenntnis. In: Studia comeniana et historica 38 (Nr. 80, 2008) 5-62; ders., Zu Leibniz' 'Defensio trinitatis'. Historische und systematische Perspektiven, insbesondere zur Theodizee-Problematik. In: Actualitas omnium actuum. Festschrift für Heinrich Beck zum 60. Geb., Frankfurt/M. u.a. 1989, S. 235-305; ders., Comenius' Pansophie als Initialmoment des Leibnizschen Philosophierens? In: Herbert Breger / Jürgen Herbst / Sven Erdner (Hgg.), VIII Internationaler Leibniz-Kongress "Einheit in der Vielheit". Univ. Hannover, 24.-29. Juli 2006. Vorträge, 2. Teil, Hannover 2006, S. 898-908

Zusätzliche Informationen
Schlagwörter: Philosophie; Bonaventura; Kepler; Platon
www: http://uni-bamberg.de/philosophie

Institution: Lehrstuhl für Philosophie I

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