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Lehrveranstaltungen

 

Philosophie & Narration

Dozent/in:
Alexander Fischer
Angaben:
Seminar
Termine:
Einzeltermin am 15.7.2022, 14:00 - 18:30, U2/00.26
Blockveranstaltung 16.7.2022-17.7.2022 Sa, So, 10:00 - 18:15, U2/00.26
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Praktische Philosophie, Philosophische Anthropologie:
BA-Philosophie: Basismodule 2, 4; Aufbaumodul 1; Vertiefungsmodul1, 3;
MA-Philosophie: Kernmodul 1; Schwerpunktmodule pPh 1+2, phA 1+2; freie Spezialisierung 1+2.
LA-Philosophie: Basismodule 2, 4; Vertiefungsmodul LA 4.
Inhalt:
Wenn etwas Großes in der Gesellschaft oder dem eigenen Selbst verändert werden soll, helfen selten Argumente. Vielleicht muss dafür die dominierende Narration verändert werden. Narrationen (oder einfach gesagt: Erzählungen) können so etwas sein, das sich für eine Mobilisierung der Menschen (oder der eigenen Motivation) eignet und zwar gerade dann, wenn sie es möglich machen, dass sich diese Menschen in die Narration einschreiben. Schon Aristoteles wusste, dass narrative Elemente den Menschen, das story-telling animal (MacIntyre), anders als bloße rationale Argumente erreichen und so zur Brücke über dem tiefen Theorie-Praxis-Spalt zu werden vermögen. Auf diese Art scheinen bestimmte Narrationen nicht nur Katalysator gesellschaftlicher Veränderungen, sondern auch ein Kitt des sozialen Zusammenhaltes sein zu können eine These, die v.a. aus dem Umfeld der Kommunitaristen bekannt ist.
Narrationen spielen aber nicht nur in der politischen Sphäre eine gewichtige Rolle. Dies könnten sie wahrscheinlich ohnehin nicht, wenn sie nicht eine spezifische Form des Weltzugangs sowie ein wesentlicher Anteil unseres Selbstverständnisses wären. Menschen scheinen die von MacIntyre so genannten erzählenden Tiere zu sein, die narrativ mit ihrer Umwelt umgehen, wenn sie diese in ihren Köpfen modellieren, in eigener Perspektive strukturieren, sich selbst in der konstruierten Struktur verorten, Zusammenhänge zwischen den Dingen herstellen und zuletzt auch ihr Handeln zunächst gedanklich ausagieren, bevor es zu einer tatsächlichen Handlung kommen mag. Nicht nur unser Handeln wird so in narrative Strukturen eingebettet; auch die tatsächlich vollzogenen Handlungen, die unser Leben füllen, werden wiederum narrativ eingeordnet. So besteht unsere Identität, so nehmen es einige Philosophen (z.B. Ricoeur) und Psychologen (z.B. Bruner) an, wohl zu einem Gutteil aus narrativ organisierten Strukturen, die wir unsere Lebensgeschichte nennen.
Das Narrative wird vor dem Hintergrund der Verquickung mit diesen drei grundsätzlichen Bereichen unseres Lebens zu einem Betrachtungsgegenstand, der einer anthropologischen Grundkonstante gleichkommt. Allein deshalb lohnt es sich umso mehr, sich mit den Fragen nach dem Narrativen in unserem Denken, Handeln und Zusammenleben zu beschäftigen. Denn wenn wir von der skizzierten Reichweite des Narrativen ausgehen, stellen sich nicht nur gewichtige Fragen bezüglich der Chancen und Gefahren von Narrationen als Mittel in der politischen Sphäre. Auch lässt sich fragen, wo der Raum für den rationalen Diskurs bleibt, welche Reichweite dieser wirklich entfalten kann und wie es um unsere Freiheit bestellt ist, wenn wir individuell-narrative Weltzugänge kreieren, die mit einer abstrakten Rationalität nur bedingt etwas zu tun haben müssen, sondern mehr einer Art lebensweltlicher Rationalität entsprechen.
Das geplante Blockseminar möchte u.a. diese Fragen adressieren und strebt ein gemeinsames kritisches Umkreisen einer Auswahl der vielfältigen Thesen zum Narrativen in uns, unserem Handeln und der Gesellschaft an. Vor dem eigentlichen Blockwochenende wird eine kurze Onlinebesprechung stattfinden. Diese wird rechtzeitig per Email bekanntgegeben.
Empfohlene Literatur:
Die zu lesenden Texte werden rechtzeitig vor der ersten Blocksitzung angekündigt.



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