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Theorie der Publizistik - Teilprojekt: Medien, Mittel, Technik, Technologie und die Publizistik - kommunikationswissenschaftlich beobachtet

Das Gesamtprojekt hat als kommunikationswissenschaftliche Grundlagenforschung ein eigenständiges Profil entwickelt. Mit dem Teilprojekt soll zunächst die Rolle von Medien, Mittel, Technik und Technologie in der Vergangenheit der Publizistiktheorie beschrieben werden, um als Medialisierung und Technisierung der "Weltgesellschaft" analysiert zu werden. Lange vor Presse und Rundfunk, und den anderen, Programme produzierenden und verbreitenden ,Medien' alias ,Massenmedien', postulierte man mit dem Zweck/Mittel-Schema den Grundgedanken einer kausal wirkenden Wertebeziehung. Seit dem 19. Jahrhundert heissen nützliche Apparate, Geräte, Instrumente oder Leitungen ,die Mittel'. Jüngeren Datums sind die Begriffe ,Organisationstechnik', ,Medienmarkt', ,Maschinentechnik', ,Digitaltechnik' oder ,sozialverträgliche Technikgestaltung'. Der Nationalökonom Karl Knies bezeichnete 1853 bzw. 1857 die Eisenbahn und den Telegrafen als ,Communicationsmittel', während Liebe, Macht, Geld und Wahrheit in den Sozialwissenschaften heute ,symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien' genannt werden. Auch die unter dem Grundgedanken der Mensch/Maschine-Integration versammelten Probleme der ,Gentechnik' und ,Nanorobotik' sollen für die Publizistik relevant sein. Dieses begrifflich-theoretische Durcheinander lässt sich steigern. Meint eigentlich ,Technologie' heute noch die Wissenschaft von den Kausalverhältnissen der Technik? Oder ist damit die Semantik des englischen Begriffs ,technology' angesprochen, im Sinne des deutschen Begriffs Technik? Wählt die transnationale Rezeptions- und Wirkungsforschung den Begriffstitel Technologie, ist dann die ,Drucktechnologie' der typographischen Presseproduktion gemeint, oder die ,Unterrichtstechnologie' als Befähigung zum "richtigen" Zeitunglesens?
Viel Arbeit, Aufmerksamkeit, Geld, Wissen, Zeit und weitere gesellschaftlich knappe Ressourcen fließen in die Erforschung von ,Computertechnik', ,Gentechnologie' oder ,Nanorobotik', in der Erwartung, sie möchten die "Weltinformation" und die "Weltkommunikation" nachhaltig steigern. Wie soll das geschehen, wenn man Information und Kommunikation ohne historischen und sozialen Wandel diskutiert, sie statt dessen wie Natürlichkeiten oder Gegebenheiten behandelt? Kann ein Anhäufen "neuer" Informationen von sich aus Sinnmachen, und wenn ja, für wen? Was macht uns so sicher, dass Paare, Familien, Organisationen und Märkte, in und zwischen den Systemen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst, Sport, Religion und so weiter, angesichts des Kommunikationswandels als gesellschaftliche Infrastrukturen erhalten bleiben? Was ist das technisch-medial Neue an der "new economy", und gibt es einen Medialisierungs- und Technisierungsunterschied zwischen "e-business", e-commerce" und "e-conomy" in und für die Publizistik? Das kaum eingrenzbare Begriffsuniversum der Mittel, Medien, Techniken und Technologien lässt gegenwärtig kein semantisches Einheitsmoment für eine befriedigende Klassifikationen erkennen.
Mit der Publizistik wählt dieses kommunikationswissenschaftliche Forschungsprojekt eine Sonderform der menschlichen Kommunikation (Humankommunikation), und somit eine emergente Wirklichkeit sui generis - wie die Biologie das Leben des menschlichen Organismus, oder die Psychologie das menschliche Bewusstsein. Die Publizistik wird öffentlich vollzogen als Synthese von Auswahlen aus den Bezirken Sinn, Information, Thema, Mitteilung und Gedächtnis, in Wechselbeziehungen zur Gesellschaft und ihren Strukturen. Sinn machen für die Kommunikationswissenschaft alle medialen bzw. technisch strukturierten Sachverhalte, im Fernsehen selbst so "unsinnige", wie die gewalttätigen galaktischen Mensch-Tier-Technik-Monster oder die Menschenhaltung für Peepshow-Zwecke im Container von "Big Brother". Sollen Fernseh- und Internet-Kombinationen die Beobachtungsstände zur Beobachtung sinnmachender Publizistik werden, die Organisations-, Markt- und Haushaltsformen von Journalismus, Werbung, Public Relations, Propaganda und andere differnzieren, dann gilt es, Medien, Mittel, Technik und Technologie öffentlich-kommunikativ zu transformieren. Das Forschungsvorhaben stellt deshalb keine "Was-Fragen" über das Wesen von Technik, Mittel, Medien, Technologie, sondern Differenzierungsfragen zur Technisierung und Medialisierung der Publizistik.
Projektleitung:
Prof. Dr. Manfred Rühl

Stichwörter:
Publizistiktheorie, Medien, Mittel, Technik, Technologie, Kommunikationswissenschaft

Beginn: 1.1.1985

Publikationen
Rühl, Manfred: Publizieren. Eine Sinngeschichte der öffentlichen Kommunikation. . Opladen, Wiesbaden : Westdeutscher Verlag, 1999
Rühl, Manfred: Zur Technisierung freiheitlicher Publizistik - jenseits von Neuen Medien und Neuer Technik. . In: Bungard, Walter ; Lenk, Hans (Hrsg.) : Technikbewertung. Philosophische und psychologische Perspektiven. Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1988, S. 343-377.
Rühl, Manfred: Von fantastischen Medien und publizistischer Medialisierung. . In: Dernbach, Beatrice ; Rühl, Manfred ; Theis-Berglmair, Anna Maria (Hrsg.) : Publizistik im vernetzten Zeitalter. Berufe - Formen - Strukturen. Opladen, Wiesbaden : Westdeutscher Verlag, 1998, S. 95-107.
Rühl, Manfred: Technik und ihre publizistische Karriere. . In: Jarren, Otfried ; Kopper, Gerd G. ; Toepser-Ziegert, Gabriele (Hrsg.) : Zeitung - Medium mit Vergangenheit und Zukunft. eine Bestandsaufnahme.. München : Saur, 2000, (Festschrift aus Anlass des 60. Geburtstages von Hans Bohrmann).
Rühl, Manfred: Medien (alias Mittel) und die öffentliche Kommunikation. ein alteuropäisches Begriffspaar im Wirklichkeitswandel. . In: Zurstiege, Guido (Hrsg.) : Festschrift für die Wirklichkeit. Wiesbaden : Westdeutscher Verlag, 2000, S. 105-118.

Institution: Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft
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