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  Boles aw Prus, Lalka (Die Puppe, 1890): Eine Einführung in die polnische Kultur

Dozent/in
Prof. Dr. Christian Zehnder

Angaben
Seminar/Übung
Rein Präsenz
2 SWS
Gaststudierendenverzeichnis, Studium Generale, Unterrichtssprache Deutsch
Zeit und Ort: Einzeltermin am 2.11.2023, Einzeltermin am 16.11.2023, Einzeltermin am 30.11.2023, Einzeltermin am 7.12.2023, Einzeltermin am 21.12.2023, Einzeltermin am 11.1.2024, Einzeltermin am 25.1.2024, Einzeltermin am 1.2.2024, Einzeltermin am 8.2.2024 14:00 - 17:30, OK8/01.26

Voraussetzungen / Organisatorisches
Kenntnisse des Polnischen sind erwünscht, aber nicht Voraussetzung für die Teilnahme.

Wir wollen den umfangreichen Roman in ca. zwölf Textportionen fortlaufend besprechen. Die Studierenden präsentieren neben thematischen Kurzreferaten Textexplikationen (d.h. detaillierte Kommentare zu ausgewählten Schlüsselpassagen).

Im Januar oder Februar (genauer Termin noch offen) werden uns Lisa Palmes und Lothar Quinkenstein - die Übersetzerin und der Übersetzer der 2024 erscheinenden Neuausgabe von Lalka - im Seminar besuchen.
Im April 2024 soll eine Exkursion nach Polen auf den Spuren von Lalka, ihrem Autor und seinen Epochen stattfinden.

Modulzugehörigekeit: Anrechnung der Module nach voriger Absprache.

Das Seminar/die Übung Boles aw Prus, Lalka (Die Puppe, 1890): Eine Einführung in die polnische Kultur (Do, 14-16h) findet vierzehntägig statt, an folgenden Terminen: 2. Nov / 16. Nov. / 30. Nov. / 7. Dez. / 21. Dez. / 11. Jan. / 25. Jan. (Besuch der Neuübersetzerin und des Neuübersetzers des Romans im Seminar) / 1. Feb. / 8. Feb. (Film) je 14 ca.17:30h

Inhalt
Lalka (Die Puppe, 1890) von Boles aw Prus (1847 1912; eigentl. Aleksander G owacki) gilt als größter polnischer Roman des 19. Jahrhunderts. Seit einiger Zeit wächst auch international seine Bekanntheit, nachdem Fredric Jameson und Franco Moretti ihn prominent als Meisterwerk des Realismus beschrieben haben. Im Oktober 2023, pünktlich zum Semesterbeginn, erscheint auf Deutsch eine Neuübersetzung mit einem Vorwort von Olga Tokarczuk (s. Literaturhinweise - Publikation verschoben auf Mai 2024).

Lalka ist die Geschichte des Unternehmers Stanis aw Wokulski, der in Warschau einen Galanteriewarenladen betreibt. Besessen von der jungen Adligen Izabela cka, stellt Wokulski seinen kaltblütigen Geschäftssinn ganz in den Dienst der Liebe. Izabela wird zur Projektionsfläche zu der titelgebenden Puppe (wobei sich der Sinn des Titels nicht auf diese Dimension beschränkt). Wokulski ist eine zutiefst komplexe , enigmatische Figur (Jameson), er changiert zwischen zynischem Sozialdarwinismus und Anwandlungen von Mitleid angesichts des Elends in der Großstadt und bleibt dabei ständig bedroht von einer alles verschlingenden Leere (pustka).

In Lalka ist allerdings noch eine weitere dunkle Kraft am Werk: die verdrängte Erinnerung an den gescheiterten Januaraufstand von 1863/64, an dem Wokulski wie Prus einst teilnahm, weshalb er für mehrere Jahre nach Sibirien verbannt wurde. So ist diese Geschichte von Liebesillusionen in einer sich rasant wandelnden Metropole zugleich ein hochpolitischer Text über die Folgen der imperialen Teilungen Polens.

In diesem Seminar wollen wir folgende Themenbereiche diskutieren: Was ist Realismus, hier in der besonderen Spielform des polnischen Positivismus; Lalka als Text, der einerseits kritisch auf das romantische 19. Jahrhundert Bezug nimmt (auch auf den größten Romantiker, Adam Mickiewicz) und andererseits in seiner ungeschönten Darstellung von Desintegration und Sinnverlust auf die Literatur des 20. Jahrhunderts vorausweist; Lalka als Text, der in seiner Verschränkung von Liebesobsessionen, Kapitalismus, sozialer Konkurrenz sowie Andeutungen zu Polens Unabhängigkeitskampf einen facettenreichen Einstieg in die polnische Kultur jenseits von Klischees ermöglicht.

Empfohlene Literatur
Der Originaltext und die alte Übers. werden im VC zur Verfügung gestellt.

Zur Anschaffung empfohlen:
Boles aw Prus, Die Puppe, übers. von L. Palmes und L. Quinkenstein, Vorwort von A. Soboczynski, mit einem Essay von O. Tokarczuk, Zürich: Kampa Verlag, 2023 (ursprünglich angekündigt für den 12. Oktober - verschoben auf Mai 2024).
(nur antiquarisch greifbar; gern anschaffen, falls möglich, da die Arbeit mit dem umfangreichen PDF je nach Gerät unpraktisch sein kann) Boles aw Prus, Die Puppe. Roman, übers. von K. Harrer, Berlin: Aufbau-Verlag, 1954.

Sekundärliteratur und Kontext:
Fredric Jameson, A Businessman in Love , in: The Novel, ed. by F. Moretti, vol. 2: Forms and Themes, Princeton/Oxford: Princeton University Press, 2006, 436 446.
Ryszard Kozio ek, egnaj, lalko , in: ders., Wiele tytu ów, Wo owiec: Czarne, 2019, 113 139.
Czes aw Mi osz, Geschichte der polnischen Literatur, erweiterter und kommentierter Nachdruck der Übersetzung von A. Mandel, mit einer Einleitung von K. Dedecius, Tübingen: Francke Verlag, 2013 ( Positivismus , 230 261).
Franco Moretti, The Bourgeois: Between History and Literature, London: Verso, 2013 ( Persistence of the Old Regime I: The Doll , 156 160).
Brian Porter-Sz cs, Poland in the Modern World: Beyond Martyrdom, Chichester: Wiley Blackwell, 2014

Englischsprachige Informationen:
Title:
Boles aw Prus, Lalka (The Doll, 1890): An Introduction to Polish Culture

Credits: 8

Institution: Lehrstuhl für Slavische Literaturwissenschaft

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