UnivIS
Informationssystem der Otto-Friedrich-Universität Bamberg © Config eG 
Zur Titelseite der Universität Bamberg
  Sammlung/Stundenplan Home  |  Anmelden  |  Kontakt  |  Hilfe 
Suche:      Semester:   
 
 Darstellung
 
Druckansicht

 
 
 Außerdem im UnivIS
 
Vorlesungsverzeichnis

 
 
Veranstaltungskalender

 
 

  Der Raum als ‚dritter Erzieher’? - Anthropologische Dimensionen pädagogischer Raumimaginationen und –konstruktionen

Dozent/in
Martin Nugel, Dipl.Päd.

Angaben
Seminar
3 SWS, (mit Exkursionen), Diplom-Studiengang; BA Pädagogik: Modul BA PÄD KF ALLPÄD1; EWS
Zeit und Ort: Mo 12:15 - 13:45, SG14/2.07
ab 20.10.2008

Voraussetzungen / Organisatorisches
Anmeldung über FlexNow ab 01.10.2008

Inhalt
Was theoretisch klingt, hat immense praktische Konsequenzen. Das „Räume bilden“ (Becker/Bilstein/Liebau 1997) ist unbestritten. Räumliche Dimensionen sind auf vielfache Weise normativer Bestandteil pädagogischen Handelns. Rechtlich-administrative Normierungen finden sich hinsichtlich pädagogischer Raumfragen als Standardisierungsgrößen (wenn beispielsweise bestimmte Quadratmeterzahlen/pro Kind beim Neubau einer Kindertagesstätte vorgeschrieben sind) oder als Produkte soziokultureller Interaktionen (z.B. wenn Eltern über den Aufenthaltsort ihrer Kinder bestimmen können oder die Grenze des Schulhofs von den Schülern während der Unterrichtszeit nicht überschritten werden darf).
In der Regel sind solche Raum-Normen Ausdruck pädagogischer Vorstellungen bezüglich des physischen und sozialen Raums. Derlei Raumimaginationen haben eine lange Geschichte, die mit jeder Pädagogengeneration in je unterschiedliche und sich wechselseitig überlagernde ästhetische und funktionale Raumkonstruktionen mündeten, mit deren Hilfe die jeweiligen Erziehungs- bzw. Bildungsziele verwirklicht werden sollten. „Auf der Suche nach einer Entsprechung von Pädagogik und Raum werden pädagogische und didaktische Intentionen in Bauformen und Raumordnungen übersetzt und ergeben die Architektur des pädagogischen Raums. Sie ist abhängig von bildungspolitischen und ökonomischen Bedingungen und unterliegt dem architektonisch-ästhetischen Zeitgeist“ (Kemnitz 2001). Der pädagogische Raum stellt sich daher zugleich als anthropologisch normierter und intentionaler Raum dar. Darüber hinaus dient die Bezugnahme auf Raum-Metaphern aller Art zur Legitimierung und Institutionalisierung pädagogischen Handelns, beispielsweise wenn der/die Erzieher/in als „Wächter über den Raum“ betrachtet wird (Herzog 2002).
Im Seminar sollen derartige Dimensionen pädagogischer Raumimagination und -konstruktion auf ihre (verborgenen) anthropologischen und professionellen Implikationen hin untersucht werden und zwar in zweifacher Hinsicht:
  • In systematisch-theoretischer Hinsicht soll eine Begriffsklärung bzw. abgrenzung gängiger geistes-, sozial- und naturwissenschaftlicher Raum-Begriffe vorgenommen werden, mit deren Hilfe raumbezogene pädagogische Leitbilder und der jeweiligen Anthropologie rekonstruiert werden können. Die Rekonstruktion pädagogischer Raumimaginationen und –konstruktionen ermöglicht Erkenntnisse über Transformationsprozesse hinsichtlich des Wandels raumpädagogischer Leitbilder bzw. raumphilosophischer, -soziologischer, -physikalischer, -geographischer und –psychologischer Bezugsgrößen. Anhand von Bild- und Textmaterial können Gemeinsamkeiten aber auch Differenzen identifiziert werden. Aus den Gemeinsamkeiten lassen sich Leitlinien einer „pädagogischen Gestaltung des Raums“ (Kemnitz/Jelich 2003) feststellen.
  • In der Perspektive der historischen Bildungsforschung wird die „pädagogische Gestaltung des Raums“ (Jelich/Kemnitz 2003) anhand ausgewählter Beispiele auf zugrundeliegende Menschenbilder, Zielsetzungen, Normierungen, Utopien und Raumbezüge hin untersucht. Vor diesem Hintergrund soll die konkrete Raumkonstruktion dokumentiert und reflektiert werden. Fragen zur vorgesehenen Rolle der in und mit diesen Räumen handelnden ‚Profis’ schließen sich an.

Erwartet wird die aktive Mitarbeit sowie die Vorbereitung und Präsentation einer Seminareinheit. Neben den Methoden der Literaturarbeit kommen qualitative Forschungsmethoden wie die Fotodokumentation, Biografiearbeit und Ortsbegehungen zum Einsatz.

Empfohlene Literatur
  • Bilstein, Johannes (1997): Jenseitslandschaften im pädagogischen Diesseits: Garten, Fabrik und Werkstatt. In: Becker, Gerold/Bilstein, Johannes/Liebau, Eckart (Hg): Räume bilden. Donauwörth, S. 19-52
  • Kemnitz, Heidemarie (2001): „Pädagogische“ Architektur? Zur Gestaltung des pädagogischen Raums. In: Die Deutsche Schule. 93. Jg. Heft 1, S. 46-57
  • Kemnitz, Heidemarie/Jelich, Franz-Josef (Hg.): Die pädagogische Gestaltung des Raums. Rieden
  • Liebau, Eckart/Miller-Kipp, Gisela/Wulf, Christoph (Hg.) (1999): Metamorphosen des Raums. Erziehungswissenschaftliche Forschungen zur Chronotopologie. Weinheim
  • Löw, Martina (2001): Raumsoziologie. Frankfurt am Main
  • Oelkers, Jürgen (1993): Erziehungsstaat und pädagogischer Raum: Die Funktion des idealen Ortes in der Theorie der Erziehung. In: Zeitschrift für Pädagogik. Jg. 39. Heft 4, S. 631-650
  • Westphal, Kristin (2007): Orte des Lernens. Beiträge zu einer Pädagogik des Raumes. Weinheim, München
  • Wigger, Lothar/Meder, Norbert (Hg.): Raum und Räumlichkeit. Bielefeld.

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 25

Institution: Lehrstuhl für Pädagogik

Hinweis für Web-Redakteure:
Wenn Sie auf Ihren Webseiten einen Link zu dieser Lehrveranstaltung setzen möchten, verwenden Sie bitte einen der folgenden Links:

Link zur eigenständigen Verwendung

Link zur Verwendung in Typo3

UnivIS ist ein Produkt der Config eG, Buckenhof