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Lehrveranstaltungen
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Ehe, Familie und Verwandtschaft im Mittelalter (Marriage, Family, and Consanguinity in the Middle Ages) -
- Dozent/in:
- Klaus van Eickels
- Angaben:
- Vorlesung, 2 SWS, benoteter Schein, ECTS: 3, Gaststudierendenverzeichnis, Studium Generale, Zentrum für Mittelalterstudien, Zentrum für Interreligiöse Studien, Erweiterungsbereich, Basis- und Aufbaumodul Mittelalterliche Geschichte, Wahlpflichtmodul "Religiöse Traditionen"
- Termine:
- Mo, 12:15 - 13:45, U7/01.05
- Voraussetzungen / Organisatorisches:
- Anmeldung erfolgt über FlexNow und den VC-Kurs (ohne Passwort)
- Inhalt:
- Familiäre Bindungen spielten im Mittelalter eine entscheidende Rolle für die Strukturierung sozialer und politischer Beziehungsgeflechte. Verwandtschaft bildete ein Netzwerk von Beziehungen, das andere politische und rechtliche Beziehungen verstärken oder abschwächen konnte. Es hatte eine wichtige systemstabilisierende Wirkung, da die Akteure jederzeit auf ihre Verwandtschaftsbeziehungen zurückgreifen konnten, um Konflikte zu begrenzen oder zu deeskalieren. Zugleich aber bargen konkurrierende Erbansprüche in vielen Fällen ein erhebliches Konfliktpotential. Komplementär zu den verwandtschaftlichen Beziehungen wuchs die Bedeutung der durch Eheschließung entstehenden Netzwerke. Seit sich das kirchliche Eherecht mit dem Grundsatz der Unauflöslichkeit der Ehe und dem Ausschluss unehelicher Kinder von der Nachfolge im Laufe des 9. bis 11. Jahrhunderts überall in Europa durchgesetzt hatte, wurden Ehebündnisse ein wichtiges Mittel der Politik. Dabei durchlief das Verständnis der Ehe jedoch einen wesentlichen Wandel: Während die Kirche ausgehend vom römischen Recht der Spätantike an der Vorstellung festhielt, dass die Ehe zwei Personen aneinander binde, war für die Laien klar, dass die Ehe in erster Linie ein Verbindung zwischen zwei Familien herstellt, da sie Erbansprüche begründet und das Verwandtschaftsnetzwerk der nächsten Generation konstituiert. Der von den Theologen geforderte freie Konsens der Eheleute reduzierte sich unter diesen Bedingungen auf das „Ja-Wort“ (den Verzicht auf offenen Widerstand gegen den Druck der eigenen Verwandten), die eheliche Liebe (amor coniugalis) wurde als eheliche Pflicht betrachtet, nicht als ein der Ehe vorausgehender Grund für die Eheschließung. Die durch die Unauflöslichkeit der Ehe garantierte Stabilität der Ehebindung kam den Interessen der Laien entgehen. Die Möglichkeit, sozial dysfunktional gewordene Ehen (insbesondere solche ohne Kinder) wieder aufzulösen, wurde durch ein sehr weitreichendes System auflösender Ehehindernisse (insbesondere das Ehehindernis der Verwandtschaft bis zum 7. Grad) geschaffen. Insgesamt wurde die Stellung der Frau durch die Durchsetzung der kirchlichen Jurisdiktion in Ehefragen abgesichert und deutlich aufgewertet. Die Betrachtung sozialer Bindungen im Nahbereich wäre jedoch unvollständig ohne eine Berücksichtigung der Verflechtung zwischen den Haushalten, denn die Haushaltsfamilie fiel keineswegs mit der durch Ehe und Abstammung begründeten Kernfamilie zuammen. Zur familia gehörte auch das im Haus lebende Gesinde, aber auch die Söhne anderer Familien, die oft frühzeitig zur Ausbildung in einen anderen Haushalt gegeben wurden. Auch adlige Töchter wuchsen oft an dem Hof auf, in den sie später hineinheiraten sollten. In der Vorlesung soll das komplexe System von Familie, Ehe und Verwandtschaft und seine Wandlungen vom Früh- bis zum Spätmittelalter betrachtet werden. Aufgrund der Quellenlage werden dabei Adel und Königtum im Vordergrund stehen; soweit wie möglich sollen aber auch die Verhältnisse in anderen Schichten (Bauern, Handwerker) zur Sprache kommen.
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Ehepolitik und Eheskandale im Mittelalter (Marital Politics and Marriage Scandals in the Middle Ages) -
- Dozent/in:
- Klaus van Eickels
- Angaben:
- Hauptseminar, 2 SWS, benoteter Schein, ECTS: 7, Studium Generale, Zentrum für Mittelalterstudien, Aufbaumodul Mittelalterliche Geschichte
- Termine:
- Mo, 16:15 - 17:45, KR12/00.16
- Voraussetzungen / Organisatorisches:
- Alle Teilnehmer werden gebeten, sich bereits in den Semesterferien in FlexNow und den VC Kurs einzutragen und ein Thema für ihre Hausarbeit auszuwählen.
- Inhalt:
- Eheskandale gehören bis heute zur Berichterstattung über die Königshäuser Europas. Auch in der mittelalterlichen Historiographie spielte die Ehe des Herrschers eine zentrale Rolle. Anders als heute hatten Eheskandale allerdings weitreichende politische Konsequenzen. Eine Ehescheidung ließ politische Allianzen zerbrechen und gefährdete den Status der aus der Ehe hervorgegangenen Kinder, schuf aber zugleich neue Optionen für Ehebündnisse. Da die Ehe grundsätzlich unauflösbar war, bedurfte es umfangreicher genealogischer Begründungen zum Nachweis bestehender Verwandtschaft oder schwerwiegender Vorwürfe (Ehebruch), um eine Eheauflösung zu begründen. Da die kirchliche Jurisdiktion in Ehefragen sich seit dem 9.-11. Jahrhundert überall in Europa durchgesetzt hatte und sich der Papst weitgehende Vollmachten in Ehefragen vorbehielt, zog sich die kirchenrechtliche Klärung bei Ehen von Königen oder hohen Adligen oft über viele Jahre hin. Exkommunikation des Königs und Interdikt (Verbot der Spendung der Sakramente) für das ganze Königreich konnte die Folge sein. Vorwürfe des Ehebruchs und unerlaubten sexuellen Verhaltens wurden aber auch zum Mittel der Politik um die Absetzung eines Herrschers zu rechtfertigen oder Zweifel an der Legitimität des Thronfolgers zu erzeugen. Im Rahmen des Hauptseminars sollen zunächst die rechtlichen Grundlagen und kulturellen Rahmenbedingungen erschlossen und sodann die wichtigsten Einzelfälle aus der europäischen Geschichte des Mittelalters näher betrachtet werden.
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Einführung in die Geschichte der Sexualitäten (Introduction to the History of Sexualities) -
- Dozent/in:
- Klaus van Eickels
- Angaben:
- Quellenkundliche Übung, 2 SWS, benoteter Schein, ECTS: 4, Studium Generale, Zentrum für Mittelalterstudien, Basismodul (Typ II/III) und Aufbaumodul (Typ II/III), Mitttelalterliche, Neuere und Neueste Geschichte
- Termine:
- Di, 10:15 - 11:45, U5/00.24
- Voraussetzungen / Organisatorisches:
- Anmeldung erfolgt über FlexNow und den VC-Kurs (ohne Passwort).
Die Übung ist anrechenbar als Quellenkundliche Übung in den Epochen Mittelalter, Neuere Geschichte und Neueste Geschichte.
- Inhalt:
- Das sexuelle Begehren als Triebkraft menschlichen Verhaltens gehört zu den wenigen anthropologischen Konstanten, die Historiker ihrem Arbeiten zugrundlegen können. Die kulturelle Ausgestaltung der Rahmenbedingungen für die Entfaltung dieses Begehrens, insbesondere die Festlegung der Grenzen des Erlaubten, ist jedoch in hohem Maße kulturell bestimmt und unterliegt damit dem historischen Wandel. Der Blick auf fremde Kulturen heute und die eigene europäische Vergangenheit ist daher nicht einfach, da die heute selbstverständliche Grundannahme, die Sexualität des Menschen sei als Kernbereich der menschlichen Persönlichkeit (und nicht als eine von außen an ihn herangetragene Versuchung) zu betrachten, erst im späten 19. Jahrhundert entstand und sich erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (und auch nur in den sog. „westlichen“ Gesellschaften) allgemein durchsetzte. Kaum mehr verständlich ist daher heute, dass vormoderne Gesellschaften keine Vorstellung von der sexuellen Orientierung eines Menschen hatten (und daher gleichgeschlechtliche Handlungen als „widernatürliches Laster“ betrachteten). Ebensowenig erscheint es den meisten Europäern heute verständlich, dass vormoderne Gesellschaften (und nicht-westliche Kulturen bis heute) die Ehe als eine soziale Institution betrachteten, die die Ehepartner zur wechselseitigen Liebe verpflichtet, jedoch nicht in ihr gründet, so dass arrangierte Ehen als keineswegs problematisch galten und der Stabilität der Ehe Vorrang vor der Möglichkeit einer Ehescheidung eingeräumt wurde. In der Übung werden die Grundlagen für eine Kulturgeschichte der Sexualitäten von der Antike bis zum 19./20. Jahrhundert erörtert werden. Ein Schwerpunkt wird dabei auf der Durchsetzung moderne Wahrnehmungs- und Deutungsmuster im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert liegen, ein anderer auf dem Mittelalter, in dessen theologischen Auffassungen viele Vorstellungen von Liebe und Partnerschaft bis heute gründen.
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Europäer in Afrika vom Mittelalter bis zum Ende der Kolonialzeit (Europeans in Africa from the Middle Ages to the End oft he Colonial Era) -
- Dozent/in:
- Klaus van Eickels
- Angaben:
- Quellenkundliche Übung, 2 SWS, benoteter Schein, ECTS: 4, Studium Generale, Zentrum für Mittelalterstudien, Basismodul (Typ II/III) und Aufbaumodul (Typ II/III), Mitttelalterliche, Neuere und Neueste Geschichte
- Termine:
- Di, 16:15 - 17:45, KR12/02.01
- Voraussetzungen / Organisatorisches:
- Die Übung ist anrechenbar als Quellenkundliche Übung in den Epochen Mittelalter, Neuere Geschichte und Neueste Geschichte.
- Inhalt:
- Die europäische Expansion nach Afrika begann bereits im 15. Jahrhundert. Entdeckungsreisende hinterließen umfangreiche Beschreibungen der afrikanischen Kulturen die sie vorfanden. Der Quellenwert dieser Reiseberichte wird in der neueren Forschung sehr viel differenzierter betrachtet als in der Vergangenheit. Die Rezeption von Methodendiskussionen in der Ethnologie hat deutlich gemacht, in welchem Umfang auch (und gerade) Augenzeugenberichte von tradierten Vorurteilen und ganz grundsätzlich selbst bei bester Absicht vom den Wahrnehmungs- und Deutungsmustern abhängen, die dem Betrachter selbstverständlich erscheinen. Eine Auswertung dieser Quellen setzt daher voraus, dass wir die Verfasser dieser Quellen nicht nur als Gewährsleute, sondern auch als Akteure in der von ihnen beschriebenen Situation begreifen. In der Übung soll dies mit einem Schwerpunkt auf west- und zentralafrikanischen Beispielen vom Spätmittelalter bis ins 20. Jahrhundert hinein erfolgen.
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