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  Ausgewählte Themen der soziologischen Theorie: Debattierseminar

Dozent/in
Prof. Dr. Gerhard Schulze

Angaben
Seminar
Rein Präsenz
2 SWS, Unterrichtssprache Deutsch
Zeit und Ort: Do 12:00 - 14:00, F21/03.79

Voraussetzungen / Organisatorisches
Anmeldung:
Den VC-Kurs zum Seminar finden Sie hier: ([https://vc.uni-bamberg.de/course/view.php?id=62458]) Bitte tragen Sie sich bis zum 12. Oktober 2023 in den VC der Veranstaltung ein. Personen, die in den VC eingetragen sind, erhalten hierüber alle Informationen zur Lehrveranstaltung

1. Module und Organisatorisches
  • MASOZ-ST2: Soziologische Theorie und
MASOZ-ST3: Allgemeine Soziologie: Ausgewählte Themen der soziologischen Theorie
  • Zeit: Do 12:00 - 14:00. Erste Zusammenkunft: Do 19. 10. 2023

  • Ort: F 21 / 03.79

  • Leistungserwerb (Prüfungsleistung) nur für Studierende im Masterstudium.

  • Studierende im Bachelorstudium können teilnehmen und mitdiskutieren, aber keine Prüfungsleistung ablegen.

  • Präsenz: Es wird regelmäßige Anwesenheit erwartet. Verhinderungen aus wichtigem Grund werden per Mail oder mündlich dem Seminarleiter mitgeteilt.

Inhalt
2. Konzept und Lernziele
Eine Debatte erfordert freies Reden und Argumentieren im unmittelbaren Gesprächskontakt. In allen vorangegangenen Debattierseminaren kam dies schnell in Gang; die Teilnehmenden ließen sich von der ersten Sitzung an darauf ein, spontan Meinungen auszutauschen, ein Thema zu umkreisen und mit Rede und Gegenrede auf ein Ergebnis hinzuarbeiten.

Bei aller Verschiedenheit der Themen haben die Sitzungen des Debattierseminars eine Gemeinsamkeit: die soziologische Betrachtungsweise. Worin besteht diese? Was unterscheidet das Debattierseminar etwa von einer Gesprächsrunde im Fernsehen wie „hart aber fair“? Das Besondere sind vier allgemeine Perspektiven (hier als Fragen formuliert), die in ihrer Gesamtheit soziologisches Denken und soziologische Rhetorik ausmachen.
1. Worauf genau richtet sich der soziologischen Blick? Stichworte: Wiederholte zwischenmenschliche Episoden; geteilte Sinnwelten; Verteilungen in Kollektiven.
2. Worin besteht das erkenntnistheoretische (philosophische) Fundament der Soziologie? Konkret geht es dabei vor allem um: Logik, Begriffsbildung, Theorieformen, Umgang mit Normativität und Wahrheitsbegriff.
3. Wie manifestiert sich Wissenschaftlichkeit als Grundhaltung objektiver Wahrheitssuche? Dabei handelt es sich um eine spezifische Sozialform der Argumentation, die Richard Merton als „organisierten Skeptizismus“ auf den Begriff gebracht hat; mit ähnlichem Fokus spricht Karl Popper von „methodologischem Falsifikationismus“.
4. Was sind die Besonderheiten der Soziologie im Vergleich zu allen anderen Wissenschaften? Stichworte: Fokus auf Sinninterpretation; Historizität; Kollektivbezug.
Diese Perspektiven werden nicht etwa als zu lernender Wissensstoff nahegebracht, sondern in freien Debatten zu aktuellen Themen trainiert (learning by doing), und im Rahmen der Moderation durch den Seminarleiter immer wieder explizit gemacht. Lernziel ist, sie jederzeit und ohne lange zu überlegen als selbstverständliche Voreinstellung verfügbar zu haben. (Eine Gesamtdarstellung dieses Konzepts ist in der Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, 2023, Heft 2 erschienen; siehe unten: Literatur).
Abgrenzung: Das Debattierseminar ist nicht als „Debattierclub“ zu verstehen, als „Verein, dessen Mitglieder sich regelmäßig versammeln, um Debatten in Form eines sportlichen Wettkampfes abzuhalten“ (Wikipedia). Vor allem im angelsächsischen Raum sind solche Debattierclubs an Universitäten zum Zweck rhetorischer und politischer Bildung weit verbreitet. Im Debattierseminar geht es jedoch nicht um Sieg oder Niederlage, sondern um die oben genannten Fähigkeiten.

3. Stellung des Debattierseminars im Bamberger Soziologiestudium und Bedeutung für das spätere Berufsleben
Die Inhalte des Bamberger Soziologiestudiums lassen sich überwiegend folgenden Kategorien zuordnen: Einführung, Theorien, Methoden, spezielle Soziologien. Die Anforderungen im späteren Berufsleben gehen jedoch über die im Studium erschlossenen Wissensgebiete hinaus. Die am häufigsten gewählten Berufsfelder nach dem Soziologiestudium sind Wirtschaft, Politik, öffentliche Verwaltung, Publizistik, Beratung, Bildung und Forschung.
Dort werden die Inhalte des Soziologiestudiums gewiss gebraucht, zusätzlich aber benötigt man die im vorangegangenen Abschnitt genannten beiden Kompetenzen: (a) freies Reden und (b) spontane Verfügbarkeit der soziologischen Grundperspektiven. Diese Kompetenzen sind typischerweise nicht Gegenstand soziologischen Prüfungswissens im regulären Studium.

4. Ablauf
• Die wöchentlichen Sitzungen beschäftigen sich mit aktuellen Themen im öffentlichen Diskurs. Einzelne Teilnehmende übernehmen die Zuständigkeit für ein Thema, das sie selbst vorschlagen und mit dem Seminarleiter abstimmen.
• Einige Tage vor jeder Sitzung wird im VC Material zum jeweiligen Thema gepostet, gerne auch auf Vorschlag der jeweils Zuständigen: Artikel aus Printmedien, Videos, Texte aus Internetforen u.a.
• Der oder die für das jeweilige Thema Zuständige präsentiert PowerPoint-Folien mit einer Sequenz kurz gefasster Inhalte und/oder Thesen als Leitfaden für die Debatte.
• Aus diesem Material entsteht später die Hausarbeit, in die Anregungen aus der Debatte in der jeweiligen Sitzung einfließen können.
• Die Debatte selbst gleicht einer öffentlichen Diskussionsrunde, wie sie im Fernsehen, im Radio oder auf einem Podium vor Publikum stattfinden. Alle Teilnehmenden im Seminar können sich zu Wort melden und aufeinander Bezug nehmen.
• Die Debatte dient nicht nur der Bearbeitung des jeweiligen Themas, sondern auch dem Training soziologischer Rhetorik: Verständlichkeit, Flexibilität, Dialektik (kritisieren und Widerspruch aushalten), spontaner Gedankenaustausch im Hier und Jetzt.
• Die Moderation erfolgt durch den Seminarleiter im Zusammenspiel mit dem oder der jeweils für das Thema Zuständigen.

5. Themen
Besonders geeignet sind Themen aktueller öffentlicher Diskurse. Deren Schwerpunkte waren im Jahr 2023 bisher unter anderem:
Energiepolitik / Inflation und sinkender Lebensstandard / Digitalisierung / ChatGPT / Kritik der öffentlich-rechtlichen Medien / Mainstreams und Meinungsfreiheit / Geschlecht als Naturtatsache oder kulturelle Konstruktion / Klimawandel / Migration und Asyl / Kritik der Schulbildung in Deutschland / Legalisierung von Cannabis / (angebliche) „Zeitenwende“ nach Russlands Angriff auf die Ukraine / Fall Aiwanger.
Möglich sind aber auch persönlich interessierende Themen unabhängig von gegenwärtigen öffentlichen Diskursen. Themenbeispiele aus dem Sommersemester 2023 (können erneut aufgegriffen werden):
Strukturwandel der Öffentlichkeit / Klimaprotest und letzte Generation /Die Generation Z und ihre Zukunftsangst /Aktuelle Probleme an Grundschulen in Deutschland / Spannungen zwischen Polizei und Staatsbürgern heute / Der „dritte Ort“ (nach Ray Oldenburg ) im Wandel / Geschlechterunterschiede – Schnee von gestern? / Der Körper in der modernen Gesellschaft

6. Hausarbeiten als Essays
• Die Hausarbeiten sollen als Beitrag „öffentlicher Soziologie“ verstanden werden. Adressat ist nicht primär die akademisch-soziologische Fach-Szene, sondern ein interessiertes allgemeines Publikum, das auch für guten Stil empfänglich ist.
• Anzustreben ist ein „Essay“. Diese Textgattung geht auf Michel de Montaigne (1533–1592) zurück. Es handelt sich um eine Form, die dem jeweiligen persönlichen Stil und Denken Raum gibt, dabei aber durchaus den Kriterien der Wissenschaftlichkeit entspricht und Beliebigkeit vermeidet.
• Die Bewertung der Essays erfolgt sowohl in Form einer Note als auch in Form eines Wortgutachtens, das die Note ausführlich begründet.
• Beispiele für sehr gute Essays aus früheren Debattierseminaren werden im VC gepostet.
• Für die Fertigstellung der Hausarbeit steht auch noch die vorlesungsfreie Zeit nach dem Wintersemester 2023/24 zur Verfügung; nötigenfalls kann nach Absprache auch noch mehr Zeit eingeräumt werden.
• Der Essay gilt als Prüfungsleistung. Die Anmeldung zur Prüfungsleistung und die Bekanntgabe der Noten erfolgt auf dem üblichen Weg über FlexNow.

Empfohlene Literatur
7. Literatur
Schulze, Gerhard: Soziologie als Handwerk. Eine Gebrauchsanleitung. Frankfurt a.M. 2019: Campus.

Schulze, Gerhard: Learning by Doing im Beruf. Was im Soziologiestudium fehlt. In: Soziologie. Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Jahrgang 52, Heft 2, 2023.

Englischsprachige Informationen:
Title:
Selected Topics of Sociological Theory: Debate Seminar

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 20

Institution: Professur für Soziologie, insbes. Europa- und Globalisierungsforschung

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