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  PS gräzistisches Proseminar für Latinisten: Meisterwerke der griechischen Verteidigungsrede: Gorgias – Lysias – Platon (Griechische Verteidigungsreden)

Dozent/in
Prof. Dr. Sabine Vogt

Angaben
Proseminar
2 SWS, benoteter Schein
Zeit und Ort: Di 14:00 - 16:00, MG1/01.02

Voraussetzungen / Organisatorisches
Modulzugehörigkeit:
Lehramt: Studienbeginn vor SoSe 2014:
LA-Latein: Einzelmodul Kulturwissen (4 ECTS; 5 ECTS bei Studienbeginn ab WS 2011/12 und Modulbeginn ab SoSe 2013)

Lehramt: Studienbeginn ab SoSe 2014
LA-Latein: Basismodul Kulturwissen Griechisch (5 ECTS)

BA: Studienbeginn ab WS 2013/14
BA-Latinistik: Aufbaumodul Griechisch (5 ECTS), wenn nicht gleichzeitig BA-Gräzistik studiert wird

FlexNow-Anmeldung zur Teilnahme an der Lehrveranstaltung ab 26. September 2016, 14.00 Uhr;
FlexNow-Abmeldung von der Teilnahme an der Lehrveranstaltung bis 21. Oktober 2016, 23.59 Uhr

Inhalt
Gorgias, Verteidigungsrede für Palamedes
Gorgias aus dem sizilischen Leontinoi gehört der ersten Generation von Rhetoriklehrern an, die in der zweiten Hälfte des 5. Jh. in Athen tätig waren. Seine Verteidigungsrede für Palamedes ist eine fiktive Gerichtsrede des griechischen Troiakämpfers Palamedes, der von Odysseus wegen Verrat und Annahme von Bestechungsgeldern angeklagt ist. Seine Unschuld ist dem mythenkundigen Publikum bekannt, die Beweisführung durch eine 'reductio ad absurdum' argumentiert, dass er den Verrat weder hätte ausüben können, noch, wenn er es denn gewollt hätte, hätte ausüben können. Formal und stilistisch darf die Rede wohl als eine Musterrrede für Lehrzwecke angesehen werden, in der der typisch gorgianische Stil mit vielen Antithesen, Trikola und Klangfiguren klar erkennbar ist.

Lysias, or. 1: Verteidigungsrede über die Tötung des Eratosthenes
Ein attischer Bürger ertappt seine Ehefrau in flagranti beim Ehebruch und erschlägt ihren Liebhaber – so weit, so gut, bzw. nach attischem Recht zur Wiederherstellung der Ehre akzeptiert. Doch verklagen die Angehörigen des getöteten Liebhabers Eratosthenes den gehörnten Ehemann Euphiletos wegen Mordes und behaupten, er habe Eratosthenes absichtlich in die Falle gelockt, um ihn zu erschlagen. In seiner Verteidigungsrede zeichnet der Beklagte ein anschauliches und mitleiderregendes Bild der Durchtriebenheit seiner Frau und ihres Liebhabers, denen seine eigene Arglosigkeit nichts entgegenzusetzen hatte, und bietet eine fesselnde Erzählung des Tathergangs, in den er unschuldig und ahnungslos verstrickt worden sei. Lysias, der als Logograph dem Angeklagten diese Verteidigungsrede auf den Leib geschrieben hat, erweist sich hier als ein Meister der überzeugenden Charakterzeichnung (Ethopoiie) und der spannenden Geschichtenerzählung.

Platon, Apologie des Sokrates
Was genau Sokrates im berühmten Asebie-Prozess gegen ihn im Jahr 399 v. Chr. zu seiner Verteidigung vorgebracht hat, wissen wir nicht – sicher ist nur, dass der Prozess mit seiner Verurteilung zum Tod durch den Schierlingsbecher endete. Der Wortlaut, den Platon seiner literarischen Figur Sokrates rückblickend als Verteidigungsrede in den Mund legt, ist der Form nach die dreiteilige Gerichtsrede eines Angeklagten vor einem Richtergremium, das zunächst über die Frage der Schuld zu befinden hat, dann über die Höhe des Strafmaßes und zuletzt dem Angeklagten nach Verhängung der Todesstrafe ein letztes Wort einräumt. Der platonische Sokrates macht daraus ein philosophisch begründetes Plädoyer für ein Leben in Selbstprüfung aus Sorge um die unsterbliche Seele.

Diese drei grundverschiedenen Verteidigungsreden werden im Proseminar (in einer Kombination aus zweisprachiger und griechischer Lektüre und Analyse) sprachlich, stilistisch, rhetorisch und inhaltlich interpretiert. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die in der griechischen Rhetorik-Tradition der Logographen bedeutende Kunst der Charakterdarstellung gelegt und nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden in deren Ausführung gefragt.

Empfohlene Literatur
Kritische Textausgaben: Gorgias von Leontinoi, Reden, Fragmente und Testimonien, hg. mit Übersetzung und Kommentar von Thomas Buchheim, Hamburg 1989.
Lysiae orationes, rec. C. Hude, Oxford 1912.
Plato, Opera, Vol. 1, rec. E. A. Duke et al., Oxford 1995.

Übersetzungen und Kommentare:
Gorgias von Leontinoi, Reden, Fragmente und Testimonien, hg. mit Übersetzung und Kommentar von Thomas Buchheim, Hamburg 1989.
Lysias, Reden, Bd. 1, griechisch-deutsch, eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Ingeborg Huber, Darmstadt 2004.
Carey, Christopher: Lysias: Selected Speeches, Cambridge u.a. 1989.
Platon, Apologie des Sokrates. Übersetzung und Kommentar von Ernst Heitsch, Göttingen 2002, 2. Aufl. 2004.

Zur Einführung:
Burckhardt, Leonhardt / von Ungern-Sternberg, Jürgen (Hg.): Große Prozesse im antiken Athen, München 2000.

Englischsprachige Informationen:
Credits: 6

Institution: Professur für Klassische Philologie/Schwerpunkt Gräzistik

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