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Von Angesicht zu Angesicht: Das Porträt als Medium der Selbstreflexion der russischen Gesellschaft vom ausgehenden 17. Jahrhundert bis heute (Vl)

Verantwortliche/Verantwortlicher
Prof. Dr. Ada Raev

Angaben
Vorlesung
2 SWS
Gaststudierendenverzeichnis

Inhalt
Die Vorlesung über das russische Porträt ist jener Gattung gewidmet, die wesentlich zur Herausbildung eines neuzeitlichen Persönlichkeitsverständnisses in Russland beigetragen hat. Im Vergleich zum übrigen Europa setzte dieser Prozess verspätet, erst mit den Reformen Peters I. zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein. Er war eng mit der Wirkungsmacht der russischen Ikone verbunden. Deshalb weisen nicht nur die frühen russischen Bildnisse, die sog. „Parsunen“, häufig strukturelle und semantische Berührungspunkte mit Heiligendarstellungen auf. Porträtisten aus Frankreich (Louis Caravaque, Louis Toqué, Elisabeth Vigée-Lebrun), Italien (Carlo Bartolomeo Rastrelli, Pietro Rotari), Deutschland (Johann Heinrich Grooth, Franz Krüger) und Skandinavien (Vigilius Eriksen) brachten die westeuropäischen höfischen Porträtkonventionen in der Malerei, der Plastik und der Graphik mit nach Russland. Im 19. Jahrhunderts beförderten Auslandsaufenthalte russischer Künstler die Adaption westeuropäischer Porträtmuster. Mit Dmitrij Levickij, Fedor Rokotov und dem Bildhauer Fedot Šubin traten im späten 18. Jahrhundert erstmals russische Porträtisten von europäischem Rang auf den Plan, gefolgt von Orest Kiprenskij und Karl Brjullov, die das romantische Bildnis in Russland etablierten. Allmählich erweiterte sich der Kreis der porträtwürdigen Personen und die Wertvorstellungen von der individuellen Persönlichkeit veränderten sich. Im Kontext des russischen Realismus (Il’ja Repin, Ivan Kramskoj), der Moderne (Valentin Serov, Konstantin Somov) und der russischen und sowjetischen Avantgarde (Il’ja Maškov, Michail Larionov, Natalija Gončarova, Kazimir Malevič, El Lissitzky) kam es zu formal originellen, moralisch aufgeladenen und später sozial provokanten bzw. utopisch gefärbten Porträtlösungen. Im Sozialistischen Realismus wurde auch das Bildnis ideologisch vereinnahmt und fungierte u.a. als wichtiger Bestandteil des Stalin-Kultes.Vertreterinnen und Vertreter der postsowjetischen Kunst und der russischen Gegenwartskunst, darunter Vladislav Mamyšes-Monroe und Oleg Kulik, bedienen sich bewusst provokanter Selbstinszenierungen unter Nutzung von performativen Praktiken und ihrer medialen Repräsentation.

Empfohlene Literatur
Bernd Kämpfer: Das russische Herrscherbildnis. Recklinghausen 1978; Rudolf Preimesbeger u. a.: Porträt. Berlin 1999; Andreas Beyer: Das Porträt in der Malerei. München 2002; Elizabeth K. Valkenier: Russian Realist Art, the State and Society: The Peredvizhniki and their Tradition. Ann Arbor, Mich. 1977; New York 1989; И. Пружан, В. Князева: Русский портрет конца XIX- начала XX века. Живопись. Графика. I. Prushan, V. Kniazeva: Russian Portrait of the late 19th – early 20th centuries. Painting. Graphic Art. Moscow 1980; Aline Isdebsky-Pritchard: The Art of Mikhail Vrubel (1856-1910). Michigan 1982; Dmitri Sarabjanov, Grigori Arbuzov: Valentin A. Serov: Malerei, Graphik, Bühnenbild¬entwürfe. Leningrad 1982; Grigori J. Sternin: Ilja Repin. Malerei – Graphik. Düsseldorf/Leningrad 1985; Дина Басинова: Искусство портрета в прошлом и настояшем. Ленинград 1992; Elena Nesterowa: Die Wanderer. Die Meister des russischen Realismus. Zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Bournemouth, St. Petersburg 1996; Татьяна Карпова: Смысл лица. Русский портрет второй половины XIX века. Опыт самопознания личности. Санкт-Петербург 2000; Elizabeth Kridl Valkenier: Valentin Serov: Portraits of Russian Silver Age. Evanstone, Ill. 2001; Портрет в России. Из собрания Государственного Русского Музея. Санкт-Петербург 2001; Геннади Вдовин: Персона. Индивидуальность. Личность: Опыт самопознания в искусстве русского портрета XVIII века. Москва 2005; Ada Raev: "Ein großer Abtaster des menschlichen Lebens" (Wassily Rosanow). Ilja Repin als Porträtist. In: Ausst.Kat. Ilja Repin und seine Malerfreunde. Russland vor der Revolution. Hrsg. von Sabine Fehlemann. Bielefeld 2005, S. 31-40; Antonia Napp: Russische Porträts. Geschlechterdifferenz in der Malerei zwischen 1760 und 1820. Köln, Weimar, Wien 2008.

Institution: Professur für Slavische Kunst- und Kulturgeschichte

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Ada Raev
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