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  Erinnerung zwischen Geschichte und Intimität: Neue Romane aus der Ukraine, Belarus und Polen

Dozent/in
Prof. Dr. Christian Zehnder

Angaben
Seminar/Übung
Rein Präsenz
2 SWS
Gaststudierendenverzeichnis, Studium Generale, Erweiterungsbereich, Modulstudium, Unterrichtssprache Deutsch, VC-Passwort bitte im Sekretariat oder beim Dozierenden erfragen
Zeit und Ort: Do 12:00 - 14:00, OK8/02.04

Voraussetzungen / Organisatorisches
Modulzugehörigkeit: Anrechnung der Module nach voriger Absprache (2, 4, 5, 6 oder 8 ECTS).

Bitte erfragen Sie das VC-Passwort beim Dozenten.

Inhalt
Eine Vielzahl neuerer Romane in den ost-/mitteleuropäischen Literaturen befasst sich mit geschichtlichen Themen. Bei dieser „Obsession mit der Vergangenheit“ (Matthias Schwartz) handelt es sich nicht um eine selbstverständliche Gedächtniskultur, sondern – mit Marianne Hirschs Begriff aus den Holocaust-Studien – um ‚Postmemory‘, d.h. das Erinnern Nachgeborener anhand von Dokumenten, Fotografien, Familiengeschichten. In diesem Seminar wollen wir drei ost-/mitteleuropäische Romane aus der jüngsten Vergangenheit besprechen: Zabuttja (2016; übers. als Der Blauwal der Erinnerung, Kiepenheuer & Witsch 2019) der ukrainischen Schriftstellerin Tanja Maljarčuk (geb. 1983 in Ivano-Frankivs′k); Krasnyj krest (2017; übers. als Die roten Kreuze; Diogenes 2020) des belarussischen Schriftstellers Saša Filipenko (geb. 1984 in Minsk) und Przewóz (2021, übers. als Die Grenzfahrt, Suhrkamp 2023) des polnischen Schriftstellers Andrzej Stasiuk (geb. 1960 in Warschau).
Stasiuks Przewóz spielt im Jahr 1941 im okkupierten, zwischen Nazideutschland und der Sowjetunion aufgeteilten Polen und handelt von Fluchtversuchen über den Fluss Bug. Zugleich webt der Erzähler ein, wie er mit seinem vergesslichen Vater den Schauplatz des Romans bereist – das Dorf von dessen Kindheit. Filipenkos Krasnyj krest verbindet ebenfalls das Jahr 1941 mit einer Begegnung in der Gegenwart: Eine alte, an Gedächtnisverlust leidende Frau in Minsk schildert ihrem neuen Nachbarn, dem Ich-Erzähler, ihre Geschichte als Übersetzerin von Kriegsgefangenen-Listen in Stalins Außenministerium. Maljarčuks Zabuttja bezieht sich auf die Entdeckung einer nationalgeschichtlichen Figur durch die Ich-Erzählerin: Während einer Depression wird sie auf den polenstämmigen ukrainischen Politiker und Historiker V′jačeslav Lypyns′kyj/Wacław Lipiński (1882–1931) aufmerksam und beginnt anhand von Archivdokumenten dessen Engagement für die ukrainische Sache zu rekonstruieren und imaginieren – und sie so der „Vergessenheit“ (zabuttja) entziehen.
In dem Seminar wollen wir über die Erinnerungsfunktion von Literatur nachdenken, künstlerische Verfahren der Verschränkung von Geschichte und Intimität analysieren und uns auch in den dargestellten historischen Situationen genauer orientieren. Schließlich werden wir uns auch fragen, inwiefern der russische Krieg gegen die Ukraine unsere Wahrnehmung dieser Romane aus den Jahren 2016, 2017 und 2021 beeinflusst.
Scans der Originale und der Übersetzungen werden auf VC zur Verfügung gestellt. Allen, die die Möglichkeit haben die Übersetzungen anzuschaffen, wird dies empfohlen; sie sind im Buchhandel gut greifbar.

Empfohlene Literatur
Hirsch, Marianne, The Generation of Postmemory: Writing and Visual Culture After the Holocaust, New York, NY: Columbia University Press, 2012.
Marszałek, Magdalena, „Alternative Cartographies (Andrzej Stasiuk)“, in: Being Poland: A New History of Polish Literature and Culture since 1918, edited by Tamara Trojanowska, Joanna Niżyńska, and Przemysław Czapliński, Toronto, ON: University of Toronto Press, 2018, 423–427.
Portnov, Andrii, Polen und Ukraine. Verflochtene Geschichte, geteilte Erinnerung in Europa, übers. von Katharina Biegger, Berlin: Forum Transregionale Studien, 2022.
Schwartz, Matthias/Weller, Nina/Winkel, Heike (eds.), After Memory: World War II in Contemporary Eastern European Literatures, edited by, Berlin/Boston: Walter de Gruyter, 2021.
Snyder, Timothy, The Reconstruction of Nations: Poland, Ukraine, Lithuania, Belarus, 1569–1999, New Haven: Yale University Press, 2003.

Englischsprachige Informationen:
Title:
Memory between history and intimacy: new novels from Ukraine, Belarus and Poland

Credits: 8

Institution: Lehrstuhl für Slavische Literaturwissenschaft

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