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  Soziologie transnationaler Prozesse und internationaler Strukturen: Soziologie des Krieges und des Friedens

Dozent/in
Prof. Dr. Elmar Rieger

Angaben
Seminar
Rein Präsenz
2 SWS, Unterrichtssprache Deutsch
Zeit und Ort: Do 10:00 - 12:00, F21/03.81

Voraussetzungen / Organisatorisches
Das Seminar ist konzipiert für BA Soziologie Modulgruppe D.4 Studienschwerpunkt Europäische und globale Studien – Modul D.4.1 C: Soziologie transnationaler Prozesse und internationaler Strukturen: Gesellschaft und Politik im Wandel.

Anmeldung:
Eine Anmeldung zur Lehrveranstaltung über FlexNow und per Mail an Herrn Prof. Rieger (professur.soziologie@gmail.com) ist notwendig und sollte bis 11.04.2024 erfolgen.

Prüfungsform:
Nebenfachstudierende der Soziologie können das Seminar besuchen und einen Leistungsnachweis (5 KP) erwerben. Teilnahmebedingung ist die regelmäßige Teilnahme und das Verfassen von kleineren Essays zu den einzelnen Themen der Veranstaltung.

Barrierefreiheit:
Wenden Sie sich im Vorfeld der Lehrveranstaltung gerne an Frau Ulrike Sennefelder (ulrike.sennefelder@uni-bamberg.de), wenn Sie Bedarfe im Hinblick auf eine barrierefreie Teilnahme an der Lehrveranstaltung haben.

Inhalt
Gewalt ist allgegenwärtig und begegnet uns in vielen Formen. Was es an Ordnung und Sicherheit gibt, den Voraussetzungen einer gelingenden selbstbewussten Existenz unter den Bedingungen unausweichlicher Vergesellschaftungen, ist der Gewalt abgetrotzt und steht immer in ihrem Schatten. Wie Gesellschaften mit der Möglichkeit des Krieges und den vielfältigen Tatsachen der Gewalt umgehen. bietet der Soziologie einen Schlüssel für das Verständnis der Problematik sozialer Ordnung. Jede Ordnung kann als Versuch gesehen werden, Antworten auf die Gewaltproblematik des sozialen Handelns zu finden und zu stabilisieren. Dass das Thema der Gewalt und die Fragen von Krieg und Frieden in der Soziologie keinen hohen Stellenwert haben, ist auch darauf zurückzuführen, dass seit dem Zweiten Weltkrieg einigermaßen friedliche Verhältnisse geherrscht haben – zumindest in "unserem" Teil der Welt. Dieser Umstand hat uns freilich auch einigermaßen hilflos gemacht in der Auseinandersetzung mit den jüngsten kriegerischen Entwicklungen und auch mit dem häufiger werdenden politischen Einsatz physischer Gewaltmittel in unserem Teil der Welt. Diese Hilflosigkeit erstreckt sich inzwischen auch auf den Umgang mit Extremformen physischer Gewalt, vor allem dem Genozid. Nimmt man das Thema der Veranstaltung ernst, dann müssen wir uns auch mit der Frage auseinandersetzen, warum in der Soziologie, von ganz wenigen und auch nur kurz Aufmerksamkeit findende Ausnahmen abgesehen, der Krieg genauso wie kollektive und staatlich organisierte Gewalt nicht nur ausgeblendet, sondern auch nachhaltig verdrängt wurden. Offensichtlich ist die Soziologie selbst, mit ihrem Anspruch der Verwissenschaftlichung des Sozialen, ein Teil des gesellschaftlichen Bemühens um ein friedliches, ja sogar harmonisches Fortschreiten hin zu Verhältnissen, für deren Ordnung Gewalt keine Rolle spielt – oder vielmehr nicht mehr spielen soll. Das Rationalitätskriterium gewaltloser Konfliktbefriedung, das im Zentrum der die Sozialtheorie in der Zeit nach 1945 beherrschend gewordenen Modernisierungstheorie steht, hat weder eine theoretische plausibilisierte noch eine empirisch-historisch fundierte Grundlage, sondern ist letztlich eine normative Setzung, die sich dem Zeitgeist und erzwungen Frieden des Kalten Kriegs mit seiner gegenseitigen atomaren Vernichtungsdrohung verdankt. Damit wird freilich nicht nur ein großer Teil der historischen und aktuellen Wirklichkeit ausgeblendet, sondern es wird auch die Erkenntnisleistung der Soziologie fragwürdig. Offensichtlich konnten die langfristig wirksamen Differenzierungs- und Rationalisierungsprozesse sehr viel mehr Relevanz für das Verständnis der modernen Gesellschaft in Anspruch nehmen als die Episoden kollektiver und staatlicher Gewalt – selbst in den Dimensionen der Weltkriege und der kollektiven Gewalt des Kolonialismus und der Genozide. Ihrem Anspruch, eine Wirklichkeitswissenschaft zu sein, wird freilich so die Soziologie nicht gerecht.

Im Seminar werden herausfordernde Themen behandelt, die eine große emotionale Energie mit sich bringen. Unsere Aufgabe wird nicht darin bestehen, diese emotionale Energie zu verdrängen, sondern sie als Stimulans zu nutzen, um die Dynamiken von kollektiver Gewalt zu analysieren und zu verstehen, die diese Verhaltensweisen auslösen und befeuern. Wir wollen im Seminar nicht bei dem Analyseziel der Erklärung von Gewalt und Krieg stehenbleiben, sondern uns auch für die Bedingungen und Mechanismen interessieren, die zu jener sozialen Subjektivität führen können, die mit der Emanzipation der Opfer und der Rehumanisierung von Gewalttätern verbunden werden kann.

Empfohlene Literatur
Birgitta Nedelmann, Schwierigkeiten soziologischer Gewaltanalyse, Mittelweg 36 4, 3 (1995), S. 8-17; Simone Weil, Gedanken über den Krieg, in: dies., Krieg und Gewalt. Essays und Aufzeichnungen, Zürich: diaphanes, 2011 [1933], S. 7-19; Hans Joas und Wolfgang Knöbl, Kriegsverdrängung. Ein Problem in der Geschichte der Sozialtheorie, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2008.

Englischsprachige Informationen:
Title:
Sociology of Transnational Processes and International Structures: Sociology of War and Peace

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 20

Institution: Professur für Soziologie, insbes. Europa- und Globalisierungsforschung

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