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  Humor als Waffe? Satirische Auseinandersetzungen mit autoritären Herrschern aus intermedialer Perspektive

Dozent/in
Dr. Elisa Kriza

Angaben
Seminar
Rein Präsenz
Unterrichtssprache Deutsch
Zeit und Ort: Mo 14:00 - 18:00, MG1/01.02

Voraussetzungen / Organisatorisches
Modulzugehörigkeiten des Masters Literatur und Medien:
Medienwissenschaftliche Grundlagen: Seminar (Referat + Hausarbeit, 8 ECTS)
Literatur-, Medien- und Kulturtheorie: Seminar (Referat + Hausarbeit, 8 ECTS)
Erweiterung Literatur-, Medien- und Kulturtheorie: Seminar (Referat + Hausarbeit, 8 ECTS)
Profilmodul: Übung (Referat, 4 ECTS)

Dieses Seminar kann im Modul Literatur-, Medien- und Kulturtheorie als Vorlesung mit 2 ECTS angerechnet werden.

Anmeldung/Abmeldung vom 25. September 2023, 10:00 Uhr bis 23. Oktober 2023, 23:59 Uhr über FlexNow2 und im VC!

Inhalt
Seit Jahrhunderten wird immer wieder davon gesprochen, dass Witze, Humor oder Satire „Waffen“ seien, um gegen Ungerechtigkeit und sogar gegen autoritäre Herrscher zu kämpfen. „Witze sind die Waffen der Schwachen“ schrieb der Humorforscher Christie Davies in einem Aufsatz über Witze in den kommunistischen Diktaturen Osteuropas. Was ist damit gemeint? Die Kulturgeschichte von autoritären Ländern zeigt einerseits, dass Humor in allen seinen Formen einen wichtigen kulturellen Ausdruck von politischem Widerstand darstellen kann. Andererseits werden Humorschaffende häufig verfolgt und ihre Arbeit zensiert. In diesem Seminar werden wir uns mit satirischen Auseinandersetzungen mit autoritären Herrschern befassen, die in Nazi-Deutschland, in der Sowjetunion, in Nordkorea und in anderen Ländern regiert haben oder noch regieren. Einerseits werden wir untersuchen, wie Humorschaffende in autoritären Regimes versuchen, ihre satirische Kritik vor Ort zu äußern und welche Konsequenzen das mit sich bringt. Andererseits werden wir uns auch damit befassen, was passiert, wenn Menschen aus dem Ausland Humor und Satire als Mittel nutzen, um auf die Ungerechtigkeit von fremden autoritären Regimes aufmerksam zu machen. Bei allen Fallbeispielen wird die Funktion von Humor und Satire als politische Kritikform genau untersucht: Was macht diese Form von Kritik anders und warum wird sie als besonders brisant wahrgenommen?

Im Seminar werden wir uns auch damit befassen, wie die Medienwahl die Rezeption von Humor beeinflusst: Wir werden satirische Filme und Fernsehbeiträge, persönlich weitergegebene Witze sowie auch Humor in den sozialen Medien besprechen. Dabei wird berücksichtigt, wie die Verbreitung dieser Inhalte einerseits und die Zensurmechanismen andererseits jeweils vom Medium mitbestimmt werden.
Gerade seit der digitalen Revolution hat sich die Lage für viele Humorschaffende verschärft. Soziale Medien wie Twitter (X), Facebook, Youtube, Instagram usw. sind Plattformen, auf denen Nutzer:innen eigene Beiträge hochladen und verbreiten können. Aber diese Inhalte können schnell von ihrer ursprünglichen Autorschaft, ihrem Kontext und ihrem Entstehungszeitpunkt losgelöst werden. Es entstehen rasch Missverständnisse oder Schwierigkeiten, die durch die globale Sichtbarkeit dieser Medien verstärkt werden. Immer wieder werden Menschen verklagt oder verfolgt, weil sie satirische Inhalte über soziale Medien verbreiten, die nicht nur von Gleichgesinnten, sondern auch von politischen Gegner:innen gelesen und als beleidigend oder gar als bedrohlich empfunden werden. Derartige zeitgenössische Fälle werden wir mit früheren satirischen Konflikten vergleichen, die im 20. Jahrhundert unter ganz anderen Umständen zu Zensur und Verfolgung geführt haben.

Aktive Mitarbeit am Seminar und die Bereitschaft, auch englischsprachige Texte zu lesen, wird vorausgesetzt. Die Teilnehmendenzahl ist auf 20 begrenzt.
Das Seminar findet zweiwöchentlich statt, die erste Sitzung ist am 16. Oktober.

Auswahl der Primärquellen:
Film: The Great Dictator (R: Charles Chaplin; USA; 1940).
Film: The Interview (R: Evan Goldberg & Seth Rogen; USA; 2014).
Witze: Brandenberger, David. Political Humor under Stalin: An Anthology of Unofficial Jokes and Anecdotes. Bloomington: Slavica, 2009.

Empfohlene Literatur
Bergson, Henri. Das Lachen. Ein Essay über die Bedeutung des Komischen. Üb.: Roswitha Plancherel-Walter. Hamburg: Felix Meiner Verlag, [1900] 2011.
Chung, Hye Seung. “The Interview as a Twenty-First- Century Great Dictator? Rethinking Film Regulation and Foreign Relations through the Sony Crisis.” In: Chung, H.S. Hollywood Diplomacy: Film Regulation, Foreign Relations, and East Asian Representations, Ithaca, NY: Rutgers University Press, 2020, S. 156-177.
Davies, Christie. “Humour and Protest: Jokes under Communism.” International Review of Social History Bd. 52, Nr. 15, (2007): 291-305.
Freud, Sigmund. Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag, [1906] 1992.
Glasenapp, Jörn. „Der große Diktator“, in: Heinz-B. Heller und Matthias Steinle (Hrsg.): Filmgenres: Komödie. Stuttgart: Reclam 2005, S. 187-192.
Kozintsev, Alexander. “Stalin Jokes and Humor Theory.” Russian Journal of Communication Bd. 2, Nr.3-4, (2009): 199-214.
Kriza, Elisa. “‘This does not interest the court!’: the 1966 Soviet Satire Trial and its Persistent Legacy.” HUMOR: International Journal of Humor Research Bd. 35, Nr. 3 (2022): 415-446.
Luqiu, Luwei Rose. “The Cost of Humour: Political Satire on Social Media and Censorship in China.” Global Media and Communication Bd. 13, no. 2 (2017): 123-38.
Merziger, Patrick. “Humour in Nazi Germany: Resistance and Propaganda? The Popular Desire for an All-Embracing Laughter.” International Review of Social History Bd. 52, Nr. 15 (2007): 275–290.
Oring, Elliott. “Risky Business: Political Jokes Under Repressive Regimes.” Western Folklore Bd. 63, Nr. 3 (2004): 209–236.
Shaw, Tony; Jenkins, Tricia. “An Act of War? the Interview Affair, the Sony Hack, and the Hollywood–Washington Power Nexus Today.” Journal of American Studies Bd. 53, Nr. 1 (2019): 1-27.
Wirth, Uwe (Hg.): Komik. Ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart: Metzler, 2017.

Englischsprachige Informationen:
Title:
Humor as a Weapon? Satirical Confrontations with Authoritarian Leaders from a Transmedial Perspective

Institution: Lehrstuhl für Literatur und Medien

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