UnivIS
Informationssystem der Otto-Friedrich-Universität Bamberg © Config eG 
Zur Titelseite der Universität Bamberg
  Sammlung/Stundenplan Home  |  Anmelden  |  Kontakt  |  Hilfe 
Suche:      Semester:   
 Lehr-
veranstaltungen
   Personen/
Einrichtungen
   Räume   Telefon &
E-Mail
 
 
 Darstellung
 
kompakt

kurz

Druckansicht

 
 
Stundenplan

 
 
 Extras
 
alle markieren

alle Markierungen löschen

Ausgabe als XML

 
 
Einrichtungen >> Fakultät Sprach- und Literaturwissenschaften >>

Lehrveranstaltungen

 

Einladung zum interkulturellen Dialog (J. A. Comenius: "Prodromus pansophiae" / "Vorläufer der Pansophie")

Dozent/in:
Erwin Schadel
Angaben:
Seminar, 2 SWS, benoteter Schein, ECTS: 3
Termine:
Do, 12:00 - 14:00, M3/116
Inhalt:
Die Diagnose hegemonialer Interessenskonflikte, welche Samuel P. Huntington 1996 in The Clash of Civilizations vorlegte, fand in den Terroranschlägen vom 11. September 2001 eine grauenhafte Bestätigung. Der Weltöffentlichkeit wurde schlagartig bewusst, dass interkultureller Dialog keine luxuriöse Beschäftigung für schwärmerisch veranlagte Spezialisten, sondern ein Problemfeld darstellt, das alle angeht, insofern hier die Prinzipien einer friedvoll globalisierten Völkergemeinschaft verhandelt und realisiert werden.
Im Seminar soll exemplarisch ein wichtiges Dokument frühneuzeitlicher Irenistik vorgestellt werden: der 1637 abgefasste Vorläufer der Pansophie des mährischen Humanisten Johann Amos Comenius (1592-1670), in welchem sich dessen monumentales Spätwerk Umfassende Beratung über die Verbesserung der menschlichen Dinge präfiguriert. Die Drangsale des 30-jährigen Krieges, fruchtloser Gelehrtenzank und unselige konfessionelle Zwistigkeiten lassen in Comenius die Einsicht reifen, dass die allgemeine Misere nur im Medium eines toleranten und "herrschaftsfreien Diskurses" überwunden werden könne. Bereits in seinem Vorläufer betont er:

"Wir wollen, dass bei der Abfassung des pansophischen Werkes all diejenigen etwas beitragen, die Betrachtungen über den religiösen, moralischen, wissenschaftlichen und künstlerischen Bereich angestellt haben. Unberücksichtigt bleibe dabei, ob jemand Christ oder Mohammedaner, Jude oder Heide ist, ferner, ob er irgendeiner Sekte unter diesen angehört, ob er Pythagoreer, Akademiker, Peripatetiker, Stoiker, Essäer, Grieche oder Römer ist, ob er aus alter oder neuer Zeit stammt, ob er Doktor oder Rabbi ist. Sie alle, sage ich, jede Kirche, Synode und Versammlung, sollen zugelassen und in dem angehört werden, was sie an guten Dingen darzubieten haben".

Bei der problemorientierten Lektüre des Vorläufers der Pansophie wird es vor allem darum gehen, den integralen Seins-Horizont zu rekonstruieren, der es Comenius gestattet, die Vielfalt multikultureller Denkweisen - im Sinne einer Komplexitätsreduktion, welche positive Einzelmomente hervorkehrt und diese zugleich im komplementären Bezug zu anderen "gegensätzlichen" Einzelmomenten zu sehen vermag - als harmonisch pulsierendes Ganzes zu konzipieren.
Empfohlene Literatur:
Textgrundlage:
J. A. Comenius, Vorläufer der Pansophie [lat.-dt.], Düsseldorf 1963 [Kopiervorlage wird zur Verfügung gestellt].

Zur Einführung:
E. Schadel (Hg.), Johann Amos Comenius - Vordenker eines kreativen Friedens. Deutsch-tschechisches Kolloquium (Univ. Bamberg, 13.-16. April 2004), Frankf./M 2005;
Ders., Die ternare Pansophie des Johann Amos Comenius (1592-1670) als Korrektiv für neuzeitlichen Indifferentismus. In: Salzb. Jahrb. für Philos. 48 (2003) 69-98;
A. Baruzzi / A. Takeichi (Hgg.), Ethos des Interkulturellen, Würzburg 1998.

 

Frühneuzeitliche Utopisten (Thomas Morus, Thomas Campanella u.a.)

Dozent/in:
Erwin Schadel
Angaben:
Seminar, 2 SWS, benoteter Schein, ECTS: 3
Termine:
Mo, 12:00 - 14:00, M3/116
Inhalt:
Im Seminar werden frühneuzeitliche "Reiseerzählungen" behandelt, welche von fernen Inseln, die mit blühenden Gemeinwesen ausgestattet sind, berichten. Den Prototyp für solche Sozialutopien lieferte der humanistisch gebildete englische Jurist Thomas Morus (1478-1535) in seinem zweiteiligen Roman Utopia (= Nirgendwo-Land): Der 1. Teil zeichnet ein negatives Bild der korrupten Gesellschaft, welche den Inselstaat England bewohnt. Da Morus keine Chance sieht, die englischen Fürsten auf direkte Weise zu den nötigen Reformen zu bewegen, berichtet er im 2. Teil - um ein positives Gegenbild vor Augen zu stellen - "von der besten Staatverfassung", welche auf der Insel Utopia zu finden sei. Diese Methode, auf nicht-kritisierbare Weise Gesellschaftskritik zu formulieren, hat im wörtlichen Sinne Schule gemacht: Der italienische Dominikaner Thomas Campanella (1568-1639) verlegt nach Taprobana (Ceylon) seinen Sonnenstaat, in welchem ein Triumvirat (die Fürsten der 'Macht', der 'Weisheit' und der 'Liebe') für das Gemeinwohl sorgen. Der schwäbische protestantische Theologe Johann Valentin Andreae (1586-1654) versucht die in sich erstarrte lutherische Orthodoxie vermittels seiner Christianopolis aufzubrechen. In Neu-Atlantis geht des dem englischen Wissenschafts-Theoretiker Francis Bacon (1551-1626) darum, auf einladende Weise für sein Projekt einer empirisch verfahrenden Naturforschung zu werben. Nach der kursorischen Lektüre der genannten Schriften wird eine Evaluation der hier mitgeteilten Inhalte versucht. Es wird nach der Sinnngestalt und Realisierbarkeit der einzelnen utopischen Entwürfe gefragt. Um gegensätzlich erscheinende Auffassungen (hinsichtlich der Freiheit des Einzelnen und des Privateigentums einerseits, hinsichtlich der staatlichen Lenkung des Ehe- und Sexualverhaltens, des Erziehungs- und Militärwesens andererseits) beurteilen zu können, wird schließlich ein komplementär-ganzheitlicher Horizont zu ermitteln sein, in welchem Reales und Ideales gleichberechtigte Momente darstellen. Dabei könnte u.a. deutlich werden, dass die Utopisten von ihrer Intention her "realistischer" sind als jene "Realisten", welche sich mit bloßen Gegebenheiten abfinden und sich darin opportunistisch zu arrangierien versuchen.
Empfohlene Literatur:
Thomas Morus, Utopia (Reclam, Universalbibl. 513), Stuttgart 2003 [4, 30 Euro; bitte anschaffen];
Thomas Campanella, Die Sonnenstadt, München 1958;
J. V. Andreae, Christianopolis (Reclam, Universalbibl.9784 [2]), Stuttgart 1975;
Francis Bacon, Neu-Atlantis (Reclam, Universalbibl. 6645), Stuttgart 2003 [2, 60 Euro].

Zur Einführung:
Kl. J. Heinisch (Hg.), Der utopische Staat, Reinbek 1970;
F. Seibt, Utopica. Zukunftsvisionen aus der Vergangenheit, München 2001;
E. Bloch, Prinzip Hoffnung. Bde. 1-3, Frankfurt/M. 1959 (hier § 36 zu Morus, Campanella u.a.).

 

I. Kant: "Zum ewigen Frieden" (Lektüre und Interpretation)

Dozent/in:
Erwin Schadel
Angaben:
Seminar, 2 SWS, benoteter Schein, ECTS: 3
Termine:
Mo, 14:00 - 16:00, M3/116
Inhalt:
Zum ewigen Frieden, ein 1795 erschienener Traktat des späten Kant, formuliert - unter der Voraussetzung seiner Moralphilosophie - die Bedingung der Möglichkeit einer dauerhaften Friedens-Sicherung in den Bereichen des Staatsbürger-, Völker- und Weltbürgerrechts. Der Traktat beeinflusste die Friedenstheorien des 19. Jahrhunderts. Für das 20. Jahrhundert kann er als eines der Gründungsdokumente des Völkerbundes und der Vereinten Nationen angesehen werden. In ihm sind unzweifelhaft auch wichtige Leitlinien für die derzeit unausweichlich gewordene Globalisierung zu gewinnen. Der Traktat ist in der Form eines Vertrages ausgearbeitet; er enthält Präliminar- und Defensivartikel, ferner noch zwei Zusätze ("Über die Misshelligkeit zwischen Moral und Politik" / "Über die Einhelligkeit der Politik mit der Moral").

Die Textarbeit des Seminars soll sich in zwei Schritten vollziehen: Es geht (1.) darum, die Aussageabsicht der Friedensschrift unter den Prämissen des Kantischen Denkansatzes zu rekonstruieren. Dabei werden noch zwei kleinere Kantische Abhandlungen zu berücksichtigen sein: Der Entwurf einer teleologischen Geschichtsphilosophie in: Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht (1784) und: Über den Gemeinspruch: Das mag für die Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis (1793; hier besonders Kants kritische Stellungnahme zu Thomas Hobbes' Staatstheorie). Im Anschluss daran, soll (2.) nach der Wirklichkeitsbedeutung und Realisierungschance der Kantischen Friedenstheorie gefragt werden. Hierbei ist z.B. zu problematisieren, ob die von Kant apostrophierte "große Künstlerin Natur", welche die Partikulärinteressen und die "ungesellige Geselligkeit" des Menschen zum Ganzen einer weltbürgerlichen Gesellschaft "zwingen" und überlisten soll, tatsächlich zureichender Grund und "Garantie des ewigen Friedens" sein kann. Zu diskutieren wird schließlich auch darüber sein, ob unter der Kantischen Voraussetzung einer "in der menschlichen Natur gewurzelte[n] Bösartigkeit" erfolgversprechend von einem "ewigen Frieden" geredet werden könne.
Empfohlene Literatur:
Textgrundlage:
I. Kant: Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf (Reclam, Universalbibl. 1501), Stuttgart 2003 [2,40 Euro, bitte anschaffen].

Zur Einführung:
V. Gerhardt: Immanuel Kants Entwurf 'Zum ewigen Frieden', Darmstadt 1995;
V. Bialas / H.-J. Häßler (Hgg.): 200 Jahre Kants Entwurf 'Zum ewigen Frieden'. Idee einer globalen Friedensordnung, Würzburg 1996;
G. Cavallar: Pax Kantiana. Untersuchung des Entwurfs 'Zum ewigen Frieden' von I. Kant, Wien 1992;
J. Habermas: Kants Idee des ewigen Friedens - aus dem historischen Abstand von 200 Jahren. In: Habermas, Die Einbeziehung des Anderen, Frankfurt/M. 1996, S. 192-235;
D. Senghaas: Zum irdischen Frieden. Erkenntnisse und Vermutungen, Frankfurt/M. 2004.

 

Ratlos vor dem Bösen? Erläuterungen zu Leibniz' 'Theodizee' und Voltaires 'Candide'

Dozent/in:
Erwin Schadel
Angaben:
Vorlesung und Übung, 2 SWS, Schein, ECTS: 4
Termine:
Do, 14:00 - 16:00, M3/116
Inhalt:
Die Theodizee (das Problem, ob und wie trotz vielfältiger Defizienzerfahrungen von göttlicher Allmacht, Weisheit und Güte gesprochen werden könne) wird in der neuzeitlichen Philosophie letztmalig in Leibniz' gleichbetiteltem Spätwerk von 1710 argumentativ zu entfalten versucht. Die dabei gewonnenen Thesen (es gebe eine "prästabilierte Harmonie", wir leben in der "besten der möglichen Welten" usw.) erfahren in der nachfolgenden Epoche polemische Ablehung. Unter dem Eindruck des Erdbebens von Lissabon, das im Jahr 1755 ca. 30.000 Menschenleben forderte, veröffentlichte Voltaire vier Jahre später mit seinem philosophischen Roman Candide eine sarkastische Persiflage des Leibnizschen Optimismus. 1791 gab Kant seine Abhandlung Über das Misslingen aller philosophischen Versuche in der Theodizee heraus, in welcher er darlegte, dass das Problem "vor dem Gerichtshofe der Vernunft" nicht gelöst werden könne und eine bloße "Glaubenssache" darstelle. Dabei ist allerdings zu beobachten, dass Voltaire, der sich (wie Trapnell herausarbeitete) im Fahrwasser des antitrinitarischen Sozinianismus bewegt, von keiner sich durchtragenden Einsicht geleitet wird und sich am Ende mit einem "Non liquet" zufrieden geben muss. Ähnliches zeigt sich auch bei Kant: Er redet vom "Misslingen aller philosophischen Versuche in der Theodizee", ohne dabei auf Leibniz und dessen Theoreme einzugehen. An anderer Stelle hält er freilich das abschätzige Urteil bereit, dass ein 'systema harmoniae praestabilatae' "das wunderlichste Figment [sei], das je die Philosophie ausgedacht hat".
Bei einer systematischen Einführung in Leibniz' Philosophieren (vor allem anhand seiner postumen Monadologie und der hier gegebenen Verweise auf die Theodizee) wird deutlich werden, dass weder Voltaire noch Kant an dessen zentrale Aussageabsicht gerührt haben: Die von Campanella rezipierte Primalitäten-Lehre, dergemäß Macht, Weisheit und Liebe in wechselseitiger Durchdrungenheit die reine Positivität des Seins- und Harmoniegrundes kennzeichnen, stellt für Leibniz die Kriterienwirklichkeit dar, von welcher aus die Defizienz-Phänomene des Menschseins (die Ohnmacht, die Torheit und die Bosheit) in negativer "Teilhabe" zu betrachten sind.
Empfohlene Literatur:
G. W. Leibniz, Monadologie [fr.-dt]. (Reclam, UB 7853), Stuttgart 1998 [3,10 Euro, bitte anschaffen]; Ders., Theodizee (Ph.B. 71), Hamburg 1968; Voltaire, Candide, oder Der Glaube an die beste der Welten, München 1986; Ders., Aus dem philosophischen Taschen-Wörterbuch, München 1985.
Zur Einführung:
K. Huber, Leibniz. Der Philosoph der universalen Harmonie, München 1989; A. J. Ayer, Voltaire. Eine intellektuelle Biographie, Weinheim 1994; W. H. Trapnell, Christ and his "associates" in Voltairian polemic. An assault on the Trinity and the Two Natures, Saratoga/Calif. 1982.



UnivIS ist ein Produkt der Config eG, Buckenhof