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  „... aber jeder, der zu uns kommt, muss sich unseren Werten, Sitten und Gebräuchen anpassen und nicht umgekehrt.“ Ethnologisch-kulturwissenschaftliche Perspektiven auf die Integration von Geflüchteten [Import]

Dozent/in
Dr. David Berchem

Angaben
Vorlesung

Gaststudierendenverzeichnis, Studium Generale, Bachelor (5 ECTS): BM I, AM I; Master (3 ECTS): VM I, VM II, VM III, VM V; Lehramt (5 ECTS): EWS II
Zeit und Ort: Fr 14:00 - 16:00, Raum n.V.; Bemerkung zu Zeit und Ort: Anmeldung zur Lehrveranstaltung über den zugehörigen VC-Kurs im Zeitraum vom 30.03. bis zum 26.04.2020. Bitte beachten Sie, dass die Vorlesung via Adobe Connect in einem virtuellen Hörsaal angeboten wird.

Voraussetzungen / Organisatorisches
Anmeldung zur Lehrveranstaltung über den zugehörigen VC-Kurs im Zeitraum vom 30.03. bis zum 26.04.2020.
Bitte beachten Sie, dass die Vorlesung via Adobe Connect in einem virtuellen Hörsaal angeboten wird.

Inhalt
Im gegenwärtig geführten Diskurs über Einwanderung, Integration, Leitkultur und den Umgang mit unterschiedlichen Migrationsdynamiken sprechen Politiker:innen oft von der größten kulturellen Herausforderung in der Geschichte Deutschlands. Eine Reihe von in dieser Debatte verlautbarten Statements folgt dem Tenor, dass die nach Deutschland bzw. nach Europa kommenden Mobilitätsprotagonist:innen in der Pflicht seien, sich im Zuge eines Integrationsprozesses an die hier bestehenden Lebenswirklichkeiten anzupassen und gleichzeitig einen hegemonialen Wertekanon zu inkorporieren. Die formelartige Devise „Fördern und Fordern“ stellt einige Eckpunkte im Rahmen der politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung zur Verfügung, wenngleich den Migrant:innen hier eine Bringschuld auferlegt wird. Gefordert wird in diesem Diskurs nicht selten eine unidirektionale Integration von Seiten der Neuankömmlinge, die dazu angehalten werden, ihr mittransportiertes kulturelles Gepäck aufzugeben bzw. ihre kulturelle Haut, die sie im Zuge der Sozialisation durch Enkulturation und kulturelles Lernen erworben haben, abzustreifen. Gleichzeitig sollen sich die mobilen Menschen an eine „deutsche Leitkultur“, die vermeintlich spezifische Werte, Normen, Bedeutungen und Vorstellungen impliziert, anpassen. Wer ein Teil der deutschen Gesellschaft werden möchte, so führen es unterschiedliche Meinungseliten aus, muss dafür erkennbare Anstrengungen unternehmen und zahlreiche Hürden bewältigen. Gelungene Integration und das Heimisch-Werden gelten als positiv konnotierte Endziele. Die Wochenzeitung Die Zeit fragt Ende April 2016 zurecht, inwiefern Integration in Deutschland zu bewerkstelligen sei. Trotz der erkennbaren strukturellen Defizite auf der administrativen Ebene, waren sich die befragten Handlungsprotagonist:innen im Dossier einig, dass Integration und transnationale Beheimatung in Deutschland nur in einem offenen Diskursraum gelingen kann, in dem eine konstruktive Streitkultur über kulturelle Differenzen und Konflikte vorherrsche und in dem die diversifizierten Werte- bzw. Bedeutungsressourcen, Sinnallianzen und Bewertungsdomänen dialogisch ausgehandelt werden.

Die Vorlesung verfolgt die Ambition, in dieser Gemengelage von unterschiedlichen Ansichten und Standpunkten eine genuin ethnologisch-kulturwissenschaftliche Perspektive auf Integration zu entwickeln. Wir werden uns die Frage stellen, inwiefern die (Europäische) Ethnologie sowohl mit ihrem facettenreichen Theorie- und Methodeninstrumentarium als auch mit ihren kritischen Kulturanalysen ethnographische, nuancenreiche, erfahrungsgesättigte und induktive wie kooperativ generierte Wissensressourcen zu Verfügung stellen kann, um lösungsorientierte Antworten auf gesellschaftsrelevante Fragen aus dem Bereich Migration und Integration zu geben. Die Teilnehmer:innen erlangen darüber hinaus ein fundiertes und belastbares Wissen über die Genese und die Entwicklungslinien der mit dem Begriff Integration einhergehenden Konzepte, Modelle und Hypothesen. Zudem stehen die gesamtgesellschaftlichen und akademischen Transformationsprozesse im Mittelpunkt, die im Rahmen der reflexiven Wende der Migrationsforschung zu einer Neubewertung der Grundbegriffe Kultur, Migration und Gesellschaft geführt haben. Als praxisbezogenes und empirisches Fallbeispiel, an dem die theoretischen Überlegungen gespiegelt werden, dient ein Integrationsprojekt, bei dem Geflüchtete für die Arbeit im deutschen Pflege- und Gesundheitssektor ausgebildet werden. Die zentralen Ergebnisse dieser Projektforschung, die von 2017 bis 2019 an der Hochschule für Gesundheit in Bochum lokalisiert war, bilden einen integralen Bestandteil der Vorlesung.

Empfohlene Literatur
  • BACHMANN-MEDICK, Doris/KUGELE, Jens (Eds.): Migration. Changing Concepts, Critical Approaches. Berlin/Boston 2018.
  • BERTELS, Ursula (Hg.): Einwanderungsland Deutschland. Wie kann Integration aus ethnologischer Sicht gelingen? Münster u. a. 2014.
  • BÖNISCH-BREDNICH, Brigitte/TRUNDLE, Catherine: (Eds.): Local Lives. Migration and the Politics of Place. Studies in Migration and Diaspora. Burlington, VT 2010.
  • BOJADZIJEV, Manuela/RÖMHILD, Regina: Was kommt nach dem „transnational turn“? Perspektiven für eine kritische Migrationsforschung. In: LABOR MIGRATION (Hg.): Vom Rand ins Zentrum. Perspektiven einer kritischen Migrationsforschung. Berliner Blätter. Ethnographische und ethnologische Beiträge, Band 65. Berlin 2014, S. 10-24.
  • BRAH, Avtar: Cartographies of Diaspora. Contesting Identities. London/New York 1996.
  • BRINKMANN, Heinz Ulrich/SAUER, Martina (Hg.): Einwanderungsgesellschaft Deutschland. Entwicklung und Stand der Integration. Wiesbaden 2016.
  • BUSSMANN, Claudia/BERTELS, Ursula (Hg.): Neue Nachbarn – die Welt in Bewegung. Flucht und Migration aus unterschiedlichen Perspektiven. Münster u. a. 2018.
  • CÖSTER, Anna Caroline/MATTER, Max (Hg.): Fremdheit und Migration. Kulturwissenschaftliche Perspektiven für Europa. Marburg 2011.
  • EL-MAFAALANI, Aladin: Das Integrationsparadox. Warum gelungene Integration zu mehr Konflikten führt. Köln 2018.
  • FOROUTAN, Naika: Die postmigrantische Gesellschaft. Ein Versprechen der pluralen Demokratie. Bielefeld 2019.
  • GLICK SCHILLER, Nina et al.: From Immigrant to Transmigrant: Theorizing Transnational Migration. In: PRIES, Ludger (Hg.): Transnationale Migration. Soziale Welt. Sonderband 12. Baden-Baden 1997, S. 121-140.
  • HESS, Sabine et al. (Hg.): No integration?! Kulturwissenschaftliche Beiträge zur Integrationsdebatte in Europa. Bielefeld 2009.
  • HIRSCHFELDER, Gunther/WITTMANN, Barbara (Hg.): Fremde Nähe. Migrantische Perspektiven auf Bayern. Regensburger Schriften zur Volkskunde/Vergleichenden Kulturwissenschaft, Band 24. Münster 2013.
  • JOHLER, Reinhard et al. (Hg.): Mobilitäten. Europa in Bewegung als Herausforderung kulturanalytischer Forschung. 37. Kongress der deutschen Gesellschaft für Volkskunde im Freiburg im Breisgau vom 27. bis 30. September 2009. Münster u. a. 2011.
  • KASCHUBA, Wolfgang: Ethnische Parallelgesellschaften? Zur kulturellen Konstruktion des Fremden in der europäischen Migration. In: Zeitschrift für Volkskunde 103 (2007), S. 65-85.
  • NIESWAND, Boris/DROTBOHM, Heike (Hg.): Kultur, Gesellschaft, Migration. Die reflexive Wende in der Migrationsforschung. Wiesbaden 2014.
  • SCHEER, Monique: Bindestrich-Deutsche? Mehrfachzugehörigkeit und Beheimatungspraktiken im Alltag. Tübingen 2014.
  • SCHMIDT-LAUBER, Brigitta (Hg.): Ethnizität und Migration. Einführung in Wissenschaft und Arbeitsfelder. Berlin 2007.
  • ZINN-THOMAS, Sabine: Fremde vor Ort. Selbstbild und regionale Identität in Integrationsprozessen. Eine Studie im Hunsrück. Bielefeld 2010.

Institution: Zentrum für Lehrerinnen- und Lehrerbildung Bamberg (ZLB)

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