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Vorlesungsverzeichnis >> Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften >>

  Das Kino von Terrence Malick

Dozent/in
Dr. Felix Lenz

Angaben
Seminar

Zeit und Ort: Mi 14:00 - 16:00, LU19/00.09

Voraussetzungen / Organisatorisches
Modulzugehörigkeiten des Masters Literatur und Medien:
Medienwissenschaftliche Grundlagen: Seminar (Referat + Hausarbeit, 8 ECTS)
Vergleichende Literatur- und Medienwissenschaft: Seminar (Referat + Hausarbeit, 8 ECTS)
Film- und Bildwissenschaft: Seminar (Referat + Hausarbeit, 8 ECTS)
Erweiterung Film- und Bildwissenschaft: Seminar (Referat + Hausarbeit, 8 ECTS)
Literatur-, Medien- und Kulturtheorie: Seminar (Referat + Hausarbeit, 8 ECTS)
Erweiterung Literatur-, Medien- und Kulturtheorie: Seminar (Referat + Hausarbeit, 8 ECTS)
Profilmodul: Seminar (Referat + mündliche Prüfung, 6 ECTS)
Profilmodul: Übung (Referat, 4 ECTS)

Anmeldung/Abmeldung vom 30. März 2020, 10:00 Uhr bis 8. Mai 2020, 23:59 Uhr über FlexNow2

Inhalt
Terrence Malicks plastische Bilder und die Vielfältigkeit ihrer assoziativen und sinnlichen Kräfte haben viele Wurzeln. Malick ist ein äußerst eigensinniger Filmmacher und sucht den existentiellen Kern seiner Sujets, zugleich hat er nichts vom kindlichen Staunen über die Fülle der Welt verloren. Zudem besetzt Malick einen Kreuzungspunkt facettenreicher Einflüsse aus der amerikanischen und europäischen Kulturgeschichte, die von archaischen Vorzeiten bis in die Gegenwart reichen. Demgemäß lässt sich in der Beschäftigung mit Malick über ihn selbst hinaus ein reicher Kulturraum erfahren: seine im New Hollywood wurzelnde Ästhetik mit Off-Stimmen, Handkamera, intertextuellen Verweisen und raffinierter Montage, sein auf Muster der Initiation zurückgreifendes Erzählen von persönlichen und historischen Übergangslagen, die enorme Palette kultur- und literaturgeschichtlich geprägter Motive, auf die er zurückgreift, und die frappante Gleichwertigkeit von Pflanze, Tier und Mensch im Bild. Genau in dieser Spannbreite wird das Seminar Malick und fürs Kino insgesamt bedeutsame Einflusszonen erschließen. Hierbei geht es insbesondere um intermediale Wechsel- und Übersetzungsverhältnisse. Denn Malick bezieht sich auf Autoren wie Arthur Miller, John Steinbeck oder Leo Tolstoi, auf legendäre Filmemacher wie John Ford, Elia Kazan, Geirge Stevens, Sergej Eisenstein, Stanley Kubrick oder Michelangelo Antonioni, auf Schauspieler wie James Dean, auf Maler wie Edward Hopper oder Andrew Wyeth, auf grundlegende Fotografen wie Lewis Hine und H.H. Bennett, sowie auf klassische Komponisten aber auch philosophische und biblische Kerntexte.
Malick brach aus einer philosophischen Karriere in Harvard aus, als er die völlige Untauglichkeit begrifflicher Sprachen zum Ausdruck seines Weltverhältnisses erkannte. Deshalb, aber auch weil er seine beiden Brüder durch Selbstmorde verlor und hierin eine mächtige künstlerische Triebfeder in etwas Unaussprechlichem findet, hat er seit 1973 kein Interview mehr gegeben. Das Kino ist für Malick insofern die einzig mögliche Sprache. Von dieser zugespitzten Auteur-Perspektive aus gliedert sich sein mit zehn Filmen schmales Werk in zwei Hauptlinien: Filme zur Mentalitätsgeschichte der USA von der britischen Kolonisierung im 17. Jahrhundert in „The New World“ (2005) über die Wirtschaftskrise der 1930er Jahre in „Days of Heaven“ (1978), den zweiten Weltkrieg in „The Thin Red Line“ (1998) bis zu einem Killerpärchen der 1960er Jahre in „Badlands“ (1973). Diese Filme verfugen Malicks persönliche Erfahrungen mit historischen Verhältnissen. Ihnen steht der autobiografische Zyklus mit „To the Wonder“ (2012), „Knight of Cups“ (2015) und „Song to Song“ (2017) gegenüber. Im Brennpunkt beider Linien steht das mit der Goldenen Palme ausgezeichnete Meisterwerk „The Tree of life“ (2011), das kosmische, historische und persönliche Geschichte untrennbar überlagert. Malicks jüngster Film „Ein verborgenes Leben“ (2019) bricht vom bisherigen Werk neu auf. Erstmals ist nicht mehr die USA der Hauptschauplatz, sondern die Nazidiktatur wird zum Anlass einer Passionsgeschichte, die in ihrer menschlichen Präzision über alle bisherigen Filme dieser Gattung hinausgeht. Das Seminar wird Malick so als eigensinnige Stimme im Global-Art-Cinema erschließen, jeden Film mittels der Einflussfelder analysieren, die er verarbeitet und so in die intertextuelle Filmanalyse und einige Momente der US-Kulturgeschichte einführen. Darüber hinaus werden konzeptuelle Faktoren wie Eisensteins Montage, Kracauers Fotografie, Strukturen der Initiation, theologische und mythologische Strukturen, Grundlagen der Soundgestaltung und Typologien des Kameraverhältnisses zur Wirklichkeit vermittelt.

Empfohlene Literatur
Bhabha, Homi, The location of culture, London 1995.
Böhme, G., Böhme Hartmut, Feuer, Wasser, Erde, Luft – Eine Kulturgeschichte der Elemente, München 1996.
Campbell, Joseph, Der Heros in tausend Gestalten, Frankfurt 1999.
Chion, Michel, The Thin Red Line, London 2007.
Edinger, Edward F., Anatomy of the Psyche, La Salle Illinois 1985.
Eisenstein, Sergej, Nonindifferent Nature, Cambridge, 1987.
Eliade, Mircea, Kosmos und Geschichte: Der Mythos der ewigen Wiederkehr, Frankfurt am Main 1986 (11953).
Guekos-Hollenstein, Quellen des Tarot, Klein Königsförde 2000.
Hegel, Georg, Wilhelm, Friedrich, Vorlesungen über die Ästhetik III, Frankfurt am Main 1986.
Heller, Franziska, Filmästhetik des Fluiden, München 2010.
Jung, Carl Gustav, Symbole der Wandlung, Olten, 1971.
Kamalzadeh, Dominik/Pekler, Michael: Terrence Malick, Marburg 2013.
Kambeck, Sybille, Edward Hopper – Die Rezeption seines Oeuvres im fiktionalen Film, München 2012.
Karlegger, Stefan, Zwei Welten – Terrence Malick und seine Filme. München 2009.
Kracauer, Siegfried, Theorie des Films: Die Errettung der äußeren Wirklichkeit, Frankfurt am Main 1985 (1960).
Lenz, Felix, "Amerikanische Totentänze: Terrence Malicks BADLANDS und dessen Echo in THE TREE OF LIFE", in: Jessica Nitsche (Hg.),Mit dem Tod Tanzen. Tod und Totentanz im Film, Berlin 2015, S. 89-109.
Lenz, Felix, "Hiobmotive in Terrence Malicks Film THE TREE OF LIFE“, in: BG (2013), H. 3, S. 94-99.
Lenz, Felix, "Urelemente und Milieu: Die Coming-of-Age-Filme von Dominik Graf", in: Chris Wahl et al (Hg.), Im Angesicht des Fernsehens, München 2012, S. 156-180.
Matt, Gerald, Western Motel. Edward Hopper und die zeitgenössische Kunst, Nürnberg 2008.
Michaelis, Lloyd, Terrence Malick, University of Illinois Press 2008.
Patterson, Hannah (Hg.), The Cinema of Terrence Malick: Poetic Visions of America, London 2007
Paul Maher (Hg.), One Big Soul. An Oral History of Terrence Malick, ohne Ort, 2012.
Said, Edward: Orientalism, London 1995.
Schmied, Wieland, Edward Hopper. Bilder aus Amerika, München 2000. Sinnerbrink, Robert, Terrence Malick: Filmmaker and Philosopher, London 2019
Slotkin, Richard, Gunfighter Nation: The Myth of the Frontier in Twentieth-Century America, New York, 1992.
Steinwede, Dietrich, Först, Dietmar, Die Schöpfungsmythen der Menschheit, Düsseldorf 2004.
Tucker, Thomas Deane/Kendell, Stuart (Hg.),Terrence Malick: Film and Philosophy, Continuum, London 2011.
van Gennep, Arnold, Übergangsritena, Frankfurt am Main 2005 (1909).

Institution: Lehrstuhl für Literatur und Medien

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