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  Mehrfachdiskriminierung, Rassismus und Critical Medical Anthropology. Alltagswelten in multidiversen und benachteiligten Stadtquartieren (Mehrfachdiskriminierung)

Dozent/in
Dr. David Berchem

Angaben
Seminar
Rein Online
2 SWS
Studium Generale, Gender und Diversität, Nachhaltigkeit, Bachelor (5 ECTS): BM III, BM IV, AM II; Studium Generale (3 oder 5 ECTS); Master (7 ECTS): VM I, VM III, VM V; EM I, EM II.
Zeit: Einzeltermin am 24.4.2021, Einzeltermin am 8.5.2021, Einzeltermin am 29.5.2021 10:00 - 17:15, Online-Meeting; Einzeltermin am 12.6.2021 10:00 - 15:15, Online-Meeting; Bemerkung zu Zeit und Ort: Blockveranstaltung als synchrones Onlineformat via Zoom

Voraussetzungen / Organisatorisches
Anmeldung zur Lehrveranstaltung über den zugehörigen VC-Kurs im Zeitraum vom 22.03. bis zum 18.04.2021: https://vc.uni-bamberg.de/course/view.php?id=46540

Inhalt
Europäische EthnologInnen müssen nicht erst die ethnografischen Studien über die Lebenswelten in US-amerikanischen Ghettos von Ulf Hannerz und Gisela Welz sowie die soziologische Untersuchung von Steffen Mau über den Rostocker Stadtteil Lütten Klein lesen, um zu der Feststellung zu gelangen, dass die Alltagskultur in von Mehrfachdiskriminierung geprägten urbanen Stadtquartieren von Bewältigungsstrategien und Partizipationsbarrieren charakterisiert ist. Die multidiverse Bevölkerung dieser parallelgesellschaftlich normierten und strukturierten Orte ist überdurchschnittlich häufig betroffen von Armutslagen, materieller Deprivation, Arbeitslosigkeit, institutionellen Formen von Rassismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Nicht selten durch die Brille der hegemonialen Normalitätsvorstellungen stereotypisiert und stigmatisiert als TransformationsverweigerInnen und GlobalisierungsverliererInnen , sind diese Menschen angesichts der systemischen Ungleichheitsdimensionen nur bedingt in der Lage, Schritt zu halten mit den schnelllebigen Anforderungen einer immer undurchsichtigeren Gegenwart. In diesen benachteiligten Stadtvierteln dominieren aufgrund einer subjektiv wahrgenommenen Bedrohung oder angesichts realer Existenzängste nicht selten kulturpessimistische Niedergangsdiskurse und Zersetzungsnarrative. Besonders die globale COVID-19-Pandemie zeitigte ein ganzes Spektrum von altbekannten und revitalisierten Verschwörungstheorien, die differenzierte Sachverhalte mithilfe von Komplexitätsreduktion und Wirklichkeitsverzerrung in binäre Schwarz-Weiß-Schemata zu überführen versuchen. Die eingeschränkten Zugänge zu gesellschaftlichen Ressourcen, die damit einhergehende individuell und kollektiv empfundene Abgehängtheit und Unzufriedenheit sowie das scheuklappenartige Navigieren durch die medialen Echokammern des Internets, die dauerhafte Ideologiebestrahlung sowie populistische Vergangenheitsverklärung gewährleisten und eine pluralistische Urteils- und Bewusstseinbildung in disruptiven Zeiten verhindern, werden als zentrale Parameter verstanden, die das gesundheitliche Wohlbefinden der hier lebenden Menschen beeinflussen. Ausgestattet mit der Perspektive der kritischen Medizinethnologie begeben wir uns in das gesellschaftliche Souterrain dieser urbanen Räume, um unseren kritischen und kulturanalytischen Blick für die Dynamiken und Prozesse zu schulen, die die Alltagskultur dieser Menschen determinieren. Dabei stehen folgende Fragen im Fokus unserer Auseinandersetzung: Welche die Lebenswelt konstituierenden Faktoren wirken sich auf die Gesundheitsvorstellungen und -praxen der lokalen Bevölkerung aus? Welchen Einfluss besitzen dauerhafte Ausgrenzungserfahrungen und rassistische Diskriminierungen sowohl auf die allgemeine Lebenssituation als auch auf das gesundheitsspezifische Wohlergehen? Inwiefern können zielgenaue medizinethnologische und diversitätssensible Interventionen und Handlungsstrategien zur Bekämpfung dieser soziokulturellen Missstände beitragen? Welcher Konzepte zur Selbstermächtigung der benachteiligten Menschen können im Bereich Public Health zu einer integrativen und inklusiven Gesellschaft führen? Nachdem wir uns mit den akademischen, fachgeschichtlichen, theoretischen und methodischen Grundüberzeugungen der Critical Medical Anthropology sowie der Rassismusforschung vertraut gemacht haben, beschäftigen wir uns intensiv mit ethnografischen Fallbeispielen. Im Mittelpunkt stehen hierbei insbesondere die Quellenmaterialien des kollaborativen und in der Tradition der Action Anthropology stehenden Forschungsprojektes QUERgesund , bei dem interdisziplinär und transsektoral arbeitende AkteurInnen vom Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe Migrationsarbeit und vom Department of Community Health der Hochschule für Gesundheit am Beispiel der Bochumer Hustadt konkrete Antworten auf die oben formulierten Fragestellungen zu finden versuchen.

Empfohlene Literatur
  • Berchem, David Johannes et al.: Das Präventionsverhalten in einer multidiversen Nachbarschaft. Gesundheitsbezogene Ressourcen, Barrieren und Handlungsempfehlungen. Zwischenbericht zur Studie QUERgesund in der Bochumer Hustadt. (Zu beziehen über die Homepage von QUERgesund https://quergesund-bochum.de)
  • Dilger, Hansjörg & Falge, Christiane: Kollaboratives Forschen und Wissen fu r die Öffentlichkeit: Gesellschaftliche Interventionen der Medizinethnologie. In: Klocke-Daffa, Sabine (Hg.): Angewandte Ethnologie. Perspektiven einer anwendungsorientierten Wissenschaft. Wiesbaden 2019, S. 479-497.
  • El-Mafaalani, Aladin: Diskriminierung von Menschen mit Migrationshintergrund. In: Scherr, Albert/ El-Mafaalanni, Aladin & Yüksel, Gökcen (Hg.): Handbuch Diskriminierung. Wiesbaden 2017, S. 465-478.
  • El-Tayeb, Fatima: Undeutsch. Die Konstruktion des Anderen in der postmigrantischen Gesellschaft. Bielfeld 2016.
  • Falge, Christiane: Dynamics of informal exclusion. Migrants health as experienced in the City Lab Bochum. In: Kuehlmeyer, Katja/ Klingler, Corinna & Huxtable, Richard (Eds.): Ethical, Legal and Social Aspects of Health Care for Migrants. Perspectives from the UK and Germany. London 2019, pp. 57-75.
  • Hirschfelder, Gunther & Thanner, Sarah (Hg.): Prekäre Lebenswelten im Prisma der Ernährung. Regensburger Schriften zur Volkskunde / Vergleichenden Kulturwissenschaft, Band 38. Münster 2019.
  • Huschke, Susann: Kranksein in der Illegalita t. Undokumentierte Lateinamerikaner/-innen in Berlin. Eine medizinethnologische Studie. Bielefeld 2013.
  • Joralemon, Donald: Exploring Medical Anthropology. Fourth Edition. New York 2017.
  • Kaschuba, Wolfgang: Vom Wissen der Städte. Urbane Räume als Labore der Zivilgesellschaft. In: Kaschuba, Wolfgang/ Kleinen, Dominik & Kühn, Cornelia (Hg.): Urbane Aushandlungen. Die Stadt als Aktionsraum. Berliner Blätter. Ethnographische und ethnologische Beiträge, Heft 69. Berlin 2015, S. 13-29.
  • Keck, Verena/ Thiesbonenkamp-Maag, Julia & Herbst, Franziska A.: Medizinethnologie als Praxisfeld. In: Klocke-Daffa, Sabine (Hg.): Angewandte Ethnologie. Perspektiven einer anwendungsorientierten Wissenschaft. Wiesbaden 2019, S. 499-513.
  • Kleinman, Arthur: Patients and Healers in the Context of Culture. Berkeley, Cal. 1980.
  • Kleinman, Arthur/ Das, Veena & Lock, Margaret (Eds.): Social Suffering. Berkeley, Cal. 1997.
  • Kurtenbach, Sebastian: Diskriminierung und territoriale Reputation. In: Scherr, Albert/ El-Mafaalanni, Aladin & Yüksel, Gökcen (Hg.): Handbuch Diskriminierung. Wiesbaden 2017, S. 407-421.
  • Noack, Karoline: Gesundheit und Medizin. In: Kühnhardt, Ludger & Mayer, Tilman (Hg.): Bonner Enzyklopädie der Globalität. Wiesbaden 2017, S. 189-200.

Gender & Diversität / Nachhaltigkeit
Die Aspekte „Gender- und Diversität“ bzw. „Nachhaltigkeit“ stehen im Mittelpunkt dieses Seminars, weil die SeminarteilnehmerInnen mit den empirisch generierten Evidenzen des Projektes QUERgesund in Berührung kommen. Dieses Projekt befasst sich mit der qualitativen und nachhaltigen Verbesserung des Gesundheitsbewusstseins in der Bochumer Hustadt. Das kollaborative Forschungsprojekt rückt insbesondere die Lebenserfahrungen von Frauen mit und ohne Migrationserfahrung in den Fokus ( https://quergesund-bochum.de ).

Englischsprachige Informationen:
Title:
Multiple Discrimination, Racism and Critical Medical Anthropology. Everyday Life in Multi-diverse and Deprived Urban Quarters.

Zusätzliche Informationen
Schlagwörter: Diskriminierung, Mehrfachdiskriminierung, Rassismus, Anthropologie, Action Anthropologie, Alltagskultur, Fallbeispiele, Quellen, Quellenmaterial, Migration, multikulturell
Erwartete Teilnehmerzahl: 25

Institution: Lehrstuhl für Europäische Ethnologie

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