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Einrichtungen >> Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften >> Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie >> Lehrstuhl für Europäische Ethnologie >>

  Integration zwischen Assimilationsdiktat und Selbsteingliederung. Europäisch-ethnologische Perspektiven.

Dozent/in
Dr. David Berchem

Angaben
Seminar
2 SWS
Studium Generale, Anmeldung über den zugehörigen VC-Kurs im Zeitraum 19.09. - 16.10.2016; Modulzuordnungen: Bachelor ab WS 14/15 (5 ECTS): BM III, BM IV, AM II; Bachelor bis SS 14 (7 ECTS): BM III, AM I, AM II; Master (7 ECTS). VM I, VM III, VM V; EM I, EM II
Zeit und Ort: Di 12:00 - 14:00, MG2/00.10

Inhalt
Im gegenwärtig geführten Diskurs über Einwanderung, Integration, Leitkultur und den Umgang mit unterschiedlichen Migrationsdynamiken sprechen Politiker/-innen oft von der größten kulturellen Herausforderung in der Geschichte Deutschlands. Eine Reihe von in dieser Debatte verlautbarten Statements folgt dem Tenor, dass die nach Deutschland bzw. Europa kommenden Mobilitätsprotagonist/-innen in der Pflicht seien, sich im Zuge eines Integrationsprozesses an die hier bestehenden Lebenswirklichkeiten anzupassen und gleichzeitig einen hegemonialen Wertekanon zu inkorporieren. Die formelartige Devise Fördern und Fordern stellt einige Eckpunkte im Rahmen der politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung zur Verfügung, wenngleich den Migrant/-innen hier eine Bringschuld auferlegt wird. Gefordert wird in diesem Diskurs eine unidirektionale Integration von Seiten der Neuankömmlinge, die dazu angehalten werden, ihr mittransportiertes kulturelles Gepäck aufzugeben bzw. ihre kulturelle Haut, die sie im Zuge der Sozialisation durch Enkulturation und kulturelles Lernen erworben haben, abzustreifen. Gleichzeitig sollen sich die mobilen Menschen an eine deutsche Leitkultur , die vermeintlich spezifische Werte, Normen, Bedeutungen und Vorstellungen impliziert, anpassen. Wer ein Teil der deutschen Gesellschaft werden möchte, so führen es unterschiedliche Meinungseliten aus, muss dafür erkennbare Anstrengungen unternehmen und zahlreiche Hürden bewältigen. Gelungene Integration und das Heimisch-Werden gelten als positiv konnotierte Endziele. Die Wochenzeitung Die Zeit fragte Ende April 2016 (Ausgabe 19) zurecht, inwiefern Integration in Deutschland zu bewerkstelligen sei. Trotz der vorherrschenden strukturellen Defizite auf der administrativen Ebene, waren sich die befragten Handlungsprotagonist/-innen im Dossier einig, dass Integration und transnationale Beheimatung in Deutschland nur in einem offenen Diskursraum gelingen kann, in dem eine konstruktive Streitkultur über kulturelle Differenzen und Konflikte vorherrsche und in dem die diversifizierten Werte- bzw. Bedeutungsressourcen, Sinnallianzen und Bewertungsdomänen dialogisch ausgehandelt werden. Die Lehrveranstaltung verfolgt die Ambition, in dieser Gemengelage von unterschiedlichen Ansichten und Standpunkten eine genuin europäisch-ethnologische Perspektive auf Integration zu entwickeln. Wir werden uns die Frage stellen, inwiefern die Europäische Ethnologie sowohl mit ihrem facettenreichen Theorie- und Methodeninstrumentarium als auch mit ihren kritischen Kulturanalysen ethnographische, nuancenreiche, erfahrungsgesättigte und induktive wie kooperativ generierte Wissensressourcen zu Verfügung stellen kann, um lösungsorientierte Antworten auf gesellschaftsrelevante Fragen aus dem Bereich Migration und Integration zu geben.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erlangen fundiertes und belastbares Wissen über:
  • die fachgeschichtlichen, methodischen und theoretischen Grundüberzeugungen der empiri-schen Integrationsforschung

  • die Genese sowie die Entwicklungslinien der theoretischen Konzepte, Termini und Hypothesen der kritischen Migrations- und Integrationsforschung

  • die gesamtgesellschaftlichen und akademischen Transformationsprozesse, die im Rahmen der Reflexiven Wende der Migrationsforschung zu einer Neubewertung des Untersuchungsgegenstandes sowie der Grundbegriffe Kultur, Migration und Gesellschaft führten

  • ausgewählte empirische Fallstudien, die auf der Grundlage eines mikroskopischen, alltagsnahen, akteurszentrierten, kontextsensiblen und empathiegeleiteten Ansatzes wichtige ethnographische Wissensressourcen zur Verfügen stellen, um den auf der Makrobene ausgetragenen Diskurs zu erweitern, zu ergänzen und in erster Linie auch kritisch zu hinterfragen.

Empfohlene Literatur
  • BERCHEM, David Johannes: Wanderer zwischen den Kulturen. Ethnizität deutscher Migranten in Australien zwischen Hybridität, Transkulturation und Identitätskohäsion. Bielefeld 2011.
  • BINDER, Beate: Heimat als Begriff der Gegenwartsanalyse? Gefühle der Zugehörigkeit und sozialen Imagination in der Auseinandersetzung um Einwanderung. In: Zeitschrift für Volkskunde 104 (2008), S. 1-17.
  • BÖNISCH-BREDNICH, Brigitte/TRUNDLE, Catherine: (Hg.): Local Lives. Migration and the Politics of Place. Studies in Migration and Diaspora. Burlington, VT 2010.
  • BOJADZIJEV, Manuela/RÖMHILD, Regina: Was kommt nach dem transnational turn ? Perspektiven für eine kritische Migrationsforschung. In: LABOR MIGRATION (Hg.): Vom Rand ins Zentrum. Perspektiven einer kritischen Migrationsforschung. Berliner Blätter. Ethnographische und ethnologische Beiträge, Band 65. Berlin 2014, S. 10-24.
  • BRAH, Avtar: Cartographies of Diaspora. Contesting Identities. London/New York 1996.
  • CÖSTER, Anna Caroline/MATTER, Max (Hg.): Fremdheit und Migration. Kulturwissenschaftliche Perspektiven für Europa. Marburg 2011.
  • GLICK SCHILLER, Nina/BASCH, Linda/SZANTON BLANC, Cristina: From Immigrant to Transmigrant: Theorizing Transnational Migration. In: PRIES, Ludger (Hg.): Transnationale Migration. Soziale Welt. Sonderband 12. Baden-Baden 1997, S. 121-140.
  • HESS, Sabine/BINDER, Jana/MOSER, Johannes (Hg.): No integration?! Kulturwissenschaftliche Beiträge zur Integrationsdebatte in Europa. Bielefeld 2009.
  • HESS, Sabine: Aus der Perspektive der Migration forschen. In: DIES./SCHWERTL, Maria (Hg.): München migrantisch migrantisches München. Ethnographische Erkundungen in globalisierten Lebenswelten. Münchner ethnographische Studien. Kulturwissenschaftlich-ethnologische Untersuchungen zu Alltagsgeschichte, Alltagskultur und Alltagswelten in Europa, Band 17. München 2010, S. 9-25.
  • HIRSCHFELDER, Gunther/WITTMANN, Barbara (Hg.): Fremde Nähe. Migrantische Perspektiven auf Bayern. Regensburger Schriften zur Volkskunde/Vergleichenden Kulturwissenschaft, Band 24. Münster 2013.
  • JOHLER, Reinhard/MATTER, Max/ZINN-THOMAS, Sabine (Hg.): Mobilitäten. Europa in Bewe-gung als Herausforderung kulturanalytischer Forschung. 37. Kongress der deutschen Gesellschaft für Volkskunde im Freiburg im Breisgau vom 27. bis 30. September 2009. Münster u. a. 2011.
  • KASCHUBA, Wolfgang: Ethnische Parallelgesellschaften? Zur kulturellen Konstruktion des Fremden in der europäischen Migration. In: Zeitschrift für Volkskunde 103 (2007), S. 65-85.
  • NIESWAND, Boris/DROTBOHM, Heike (Hg.): Kultur, Gesellschaft, Migration. Die reflexive Wende in der Migrationsforschung. Wiesbaden 2014.
  • SCHEER, Monique: Bindestrich-Deutsche? Mehrfachzugehörigkeit und Beheimatungspraktiken im Alltag. Tübingen 2014.
  • SCHMIDT-LAUBER, Brigitta (Hg.): Ethnizität und Migration. Einführung in Wissenschaft und Arbeitsfelder. Berlin 2007.
  • ZINN-THOMAS, Sabine: Fremde vor Ort. Selbstbild und regionale Identität in Integrationsprozessen. Eine Studie im Hunsrück. Bielefeld 2010.

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 25

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