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  Ehe und Familie im Mittelalter

Dozent/in
Prof. Dr. Klaus van Eickels

Angaben
Hauptseminar
2 SWS, benoteter Schein
Studium Generale, Gender und Diversität, Kultur und Bildung, Zentrum für Mittelalterstudien, Erweiterungsbereich, Modulstudium, Aufbaumodul Mittelalterliche Geschichte Typ I, Vertiefungsmodul Mittelalterliche Geschichte (Typ I)
Zeit und Ort: Mo 16:00 - 18:00, Raum n.V.

Voraussetzungen / Organisatorisches
Die Veranstaltung findet online auf MS-Teams statt. Näheres wird im VC-Kurs bekannt gegeben.

Inhalt
Ehe und Familie erscheinen vielfach als Grundstrukturen menschlicher Gesellschaften und anthropologische Konstanten. Sie sind jedoch soziale Konstrukte und unterliegen in Abhängigkeit von sozialen, kulturellen und religiösen Rahmenbedingungen einem tiefgreifenden historischen Wandel. Die Einführung eines auf Gleichberechtigung der Partner beruhenden Eherechts, eines ausschließlich auf das Kindeswohl ausgerichteten Familienrechts und schließlich die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare hat diese Wandelbarkeit der Vorstellungen von Ehe und Familie in den letzten Jahrzehnten eindrucksvoll vor Augen geführt. Die Dynamik der Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert wäre nicht denkbar gewesen ohne die im Hochmittelalter sich durchsetzende Konkurrenz des kirchlichen und weltlichen Modells der Ehe. Während die Familien in der Ehe vor allem eine soziale Institution der geregelten Weitergabe von Besitz und Status an die nächste Generation sahen und deshalb ganz selbstverständlich davon ausgingen, dass Ehen nur mit Zustimmung der Eltern geschlossen werden konnten und oft von ihnen arrangiert wurden, betonte das kirchliche Eherecht, wie es sich ab dem 10. und 11. Jahrhundert entfaltete, ausschließlich die Bedeutung des individuellen Konsenses der Ehepartner (und damit einen Gedanken, der sich seit der Aufklärung, vor allem aber in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Grundlage unseres Familien- und Eherechts, aber auch unseres Sexualstrafrechts durchsetzte). Der Gedanke einer auf romantischer Liebe beruhenden Ehe war dem Mittelalter zwar fremd, doch schuldeten die Ehegatten einander Liebe aufgrund der Ehe, die sie eingegangen waren. Aus kirchlicher Sicht diente die Ehe vor allem der Kanalisierung des sexuellen Begehrens, aus weltlicher Sicht dagegen der Fortpflanzung und Weiterführung der Familie. Auch der Begriff der Familie erweist sich jedoch bei näherer Betrachtung als „falscher Freund“, da im Mittelalter unter „familia“ der Hausstand einschließlich des Gesindes verstanden wurde, wohingegen Verwandte und Verschwägerte als „Freunde“ bezeichnet wurden. Auch im Bereich der Verwandtschaftsstrukturen und ihrer Wahrnehmung ergaben sich in der Zeit um 1000 weitreichende Veränderungen. Erst mit dem Burgenbau setzte sich die heute geläufige Vorstellung von der adligen Familie mit einem weit zurückreichenden Stammbaum in männlicher Linie durch, ohne dass durch Frauen vermittelte Verwandtschaftsbeziehungen dadurch ihre Bedeutung verloren hätten. Ziel des Hauptseminars ist es, anhand besonders eindrucksvoller Beispiele den Veränderungen der Vorstellungen von Ehe und Familie im Mittelalter zu nachzugehen, die unsere Vorstellungen von diesen beiden wichtigen sozialen Institutionen bis heute prägen.

Empfohlene Literatur
Regine Birkmeyer, Ehetrennung und monastische Konversion im Hochmittelalter, Berlin 1998; Pavel Blažek, Die mittelalterliche Rezeption der aristotelischen Philosophie der Ehe Leiden, Boston, Mass. 2007 (Studies in medieval and Reformation traditions 117); Claudia Bornholdt, Saintly spouses. Chaste marriage in sacred and secular narrative from medieval Germany (12th and 13th centuries), Tempe 2012 (Medieval and Renaissance texts and studies 411); Anna Clark, The history of sexuality in Europe. A sourcebook and reader, London, New York 2011 (Routledge readers in history); Michael Dallapiazza, Wie ein Mann ein fromm Weib soll machen. Mittelalterliche Lehren über Ehe und Haushalt, Frankfurt am Main 1984 (Insel Taschenbuch); R. H. Helmholz, Marriage litigation in medieval England, London, New York 1974; Conor McCarthy, Love, sex and marriage in the Middle Ages. A sourcebook, London, New York 2004; Conor McCarthy, Marriage in medieval England. Law, literature, and practice, Suffolk 2004; Jacqueline Murray, Love, marriage, and family in the Middle Ages. A reader, Peterborough Ont., Orchard Park NY 2001; Jacqueline Murray, Love, marriage, and family in the Middle Ages. A reader, Peterborough Ont., Orchard Park NY 2001; Frederik Pedersen, Marriage disputes in medieval England, London 2000; Philip L. Reynolds, How marriage became one of the sacraments. The sacramental theology of marriage from its medieval origins to the Council of Trent, Cambridge 2018; Philip Lyndon Reynolds/John Witte (Hg.), To have and to hold. Marrying and its documentation in Western Christendom, 400-1600, Cambridge 2007; Christof Rolker, Two models of incest. Conflict and confusion in high medieval discourse on kinship and marriage, Konstanz 2015; Ludwig Schmugge, Marriage on trial. Late medieval German couples at the papal court, Washington, DC 2012 (Studies in medieval and early modern canon law 10); Rüdiger Schnell, Sexualität und Emotionalität in der vormodernen Ehe, Köln, Weimar, Wien 2002.

Englischsprachige Informationen:
Title:
Marriage and the familiy in the Middle Ages

Credits: 7

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 30

Institution: Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte unter Einbeziehung der Landesgeschichte

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