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  Philosophie als Psychotherapie?

Dozent/in
Dr. Alexander Fischer

Angaben
Blockseminar
Rein Präsenz
Unterrichtssprache Deutsch
Zeit und Ort: Einzeltermin am 26.7.2024 14:00 - 19:00, U2/00.26; Blockveranstaltung 27.7.2024-28.7.2024 Sa, So 10:00 - 18:00, U2/00.26
Vorbesprechung: 5.7.2024, 14:00 - 16:00 Uhr, Raum U2/01.33

Voraussetzungen / Organisatorisches
Diese Lehrveranstaltung ist für Anfänger geeignet

Philosophie BA
Basismodul 2: Praktische Philosophie, Basismodul 4: Philosophische Anthropologie, Aufbaumodul 1: Praktische Philosophie, Vertiefungsmodul 1: Vertiefung in praktischer Philosophie, Vertiefungsmodul 3: Vertiefung in philosophischer Anthropologie
Philosophie MA Kernmodul 1: Praktische Philosophie, Freie Spezialisierung I und II
Philosophie LA (vor SoSe23)
Basismodul 2: Praktische Philosophie, Basismodul 4: Philosophische Anthropologie, Vertiefungsmodul LA 4

Inhalt
Die Psychotherapie war einst eng mit der Philosophie verbunden, die gar als ihre Geburtsstätte kann. Diese ursprüngliche Verbindung ist heute nahezu ganz abgebrochen. Sprechen wir heute von Psychotherapie so meinen wir damit ein Verfahren, das auf die Behandlung von psychischen Störungen oder psychosomatischen Krankheitsbildern abzielt. Das im 18. Jahrhundert eingeführte Kunstwort verbindet das altgriechische ψυχή (psyche: „Atem, Hauch, Seele“) mit θεραπεία (therapeia: „Dienst, Pflege, Heilung, Behandlung“) und versammelte zunächst eine ziemlich heterogene Palette von Behandlungsverfahren – darunter auch Mesmerismus, Hypnotismus und Heilmagnetismus –, die sich dann Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts zu im engeren Sinne psycho-therapeutischen Behandlungsweisen ausdifferenzierte. In Folge dieser historischen Entwicklung des Begriffs verstehen wir heute unter Psychotherapie meist eine Behandlung mit „psychologischen Mitteln“ der Beeinflussung. Dieses aktuelle Verständnis umfasst des Weiteren die Festlegung eines Behandlungsplans, die Festlegung von Zielen (z.B. Symptomminderung, Persönlichkeitsänderung, Selbsterkenntnis) und Mitteln (verbale oder non-verbale Kommunikation) sowie im Hintergrund eine definierte Theorie zur Begründung des Behandlungsplans. Unterscheiden sich die gegenwärtigen psychotherapeutischen Richtungen erheblich in der inhaltlichen Ausprägung dieser Elemente, so lassen sie sich doch alle in dieses Schema einfügen. Und doch suggeriert diese Definition mehr vermeintliche Klarheit, als es sie wohl gibt: Solch deutliche Definitionsversuche von „Psychotherapie“ scheinen ein deutschsprachiges Charakteristikum zu sein. Im internationalen Vergleich allerdings werden weniger scharfe Grenzen im Bereich der auf die individuelle Psychologie bezogenen Hilfsangebote gezogen.
Lösen wir den Blick von der neueren Geschichte des Begriffs und seiner Disziplin so ergibt sich nochmals ein etwas anderes Bild. Denn von der Sache her gibt es Psychotherapie bereits in der antiken Philosophie. Sokrates‘ Sorge um die Seele ist in seinen Dialogen allgegenwärtig, so auch im Phaidon, wo er dem Kriton entgegenhält: „Denn wisse nur [...], sich unrichtig auszudrücken, ist nicht nur für den betreffenden Fall selbst fehlerhaft, sondern es bewirkt auch in der Seele einen schlechten Eindruck.“ (Phaidon 115e) Das theoretische Bemühen um den konsistenten Wortgebrauch ist hier kein Selbstzweck; es steht in Verbindung mit einem übergeordneten Ziel: der Pflege der Seele – die durch das Betreiben von Philosophie geschieht. Und Platon ist hier kein Einzelfall. Auch andere antike Schulen wie die Stoiker oder die Epikureer verstehen das Philosophieren nicht primär als eine Angelegenheit des Wissens, sondern als eine transformative geistige Übung (gr. askesis, lat. exercitium), welche die gesamte Persönlichkeit umfasst. Und so wurzelt also das, was wir heute „Psychotherapie“ nennen, also wenig überraschend in der Philosophie. (Bereits Freud hat hier wichtige Fingerzeige vor allem auf die Bedeutung von Platons Staat gegeben.). Es ist nun das Verdienst des Philosophen Pierre Hadot, diesen Aspekt der antiken Philosophie als Lebensform ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt zu haben.
Wir wollen diesen Spuren nachgehen und „(Psycho)therapie“ grundsätzlich als theoretisches Konzept und praktisches Verfahren vor dem Hintergrund seiner Entstehung aus der Philosophie heraus reflektieren und fragen, wie viel Therapie eigentlich in der Philosophie und wie viel Philosophie in der Therapie steckt (oder stecken sollte). Dazu lesen wir Texte aus der antiken Philosophie, von solchen der Psychologie zugeneigten, aber philosophisch angestrichenen Autoren wie Freud, Jung oder Scheler sowie moderne Texte von Philosophen, die Philosophie als Therapie zu konzeptualisieren versuchen und von Psychotherapieforschern, die wiederum eine Offenheit in Richtung der Geisteswissenschaften und Philosophie zeigen.

Englischsprachige Informationen:
Title:
Philosophy as Psychotherapy?

Institution: Lehrstuhl für Philosophie II

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