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Einrichtungen >> Fakultät Humanwissenschaften >> Institut für Erziehungswissenschaft >> Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik >>

  Wissenschafts- oder Erkenntnistheorie: Theorie der praktischen Pädagogik – Metatheoretische und metaethische Betrachtung

Dozent/in
PD Dr. Roland Bätz

Angaben
Seminar
Rein Präsenz

Zeit und Ort: Mo 16:00 - 18:00, MG2/01.10; Bemerkung zu Zeit und Ort: Die Lehrveranstaltung startet online, es ist aber nach je aktueller Entwicklung und Absprache möglich, in Präsenz zu wechseln

Voraussetzungen / Organisatorisches
Das Seminar beginnt virtuell – Herr Bätz wird sich per Mail mit Ihnen in Verbindung setzen. Die Lehrveranstaltung wird kombiniert in Präsenz/Online-Formaten stattfinden.
Genauere Informationen zum Ablauf erhalten Sie im Seminar.
Anmeldung zur dezentralen Prüfung in FlexNow: 21.06.2021, 10:00 Uhr - 05.07.2021, 23:59 Uhr

Inhalt
Verehrte Studierende,
guten Tag zum Seminar "Theorie der praktischen Pädagogik". Das Thema ist der Titel des Buches von Brumlik, M./Ellinger, St./Hechler, O./Prange, K.. Stuttgart 2013. Das Seminar folgt im Aufbau dieser Vorlage. Hinzu kommen Ellinger, St./Hechler, O.: Entwicklungspädagogik. Stuttgart 2021. Und metatheoretische und metaethische Ausflüge beziehen sich auch auf Treml, A. K.: Philosophische Pädagogik. Stuttgart 2010, welcher zusammen mit Brumlik u. a. 2013 hiermit zur Pflichtlektüre ausgeschrieben wird. Es geht zuerst um >Anthropologie<, >Interaktion und Kommunikation< und >Pädagogisches Wissen< als Gegenstandsbereiche der Erkenntnis und der Wissenschaft. Der Erziehungsbegriff ist zu explizieren und das Lern-Geschehen ist aufzuklären. Dann dreht es sich um >Pädagogisches Sehen, Denken und Handeln<: Steckt in dieser Folge ein Verweis, auf welchem Wege wir zu handlungsleitender Erkenntnis gelangen? Dann ist zu beantworten: Wer „ist“ eine Person - jedes Individuum? Es folgt das >Pädagogische Ethos<, das wir als Haltung von Moral und Ethik und Recht unterscheiden. Bevor wir zum >Lernen mit Bertolt Brecht< kommen, ist der >Materialismus< auf möglicherweise Nützliches für uns Pädagoginnen zu durchleuchten. Anschließend Bemerkungen zum >Vermitteln und Planen< - ein Blick in die Didaktik. Und unter der Überschrift >Pädagogik zwischen Selbstbewahrung und Entwicklung< steht eine Auswahl von Theorieparadigmen im Schlaglicht der Wissenschaftstheorie. >Logik<, die nach Mephisto den Geist zum Vorteil der Vernunft einschnürt, wird passim behandelt. - Ich werde nicht das referieren, was die Autoren im Einzelnen bieten, denn dies intensiv zu lesen, imaginiere ich, ist Ihr Teil. Vielmehr werde ich anknüpfen, den Inhalt der obligatorischen Seiten kritisch kommentierend aufgreifen und einige problemgetränkte Sachverhalte aus metatheoretischer und metaethischer Perspektive mit dem Ziel vertiefen, Ihnen Bausteine für Ihre zu erarbeitende Hauspädagogik zu liefern.

Verlaufsplan und Programm

1. Org., Aufgaben, Überblick. Einführung. Motto: Wissenschaftstheorie, Erkenntnistheorie und Metaethik machen frei! Als Profi (m, w, d) Geltungsfragen an Forschung und Theorie und Ethik stellen zu können und Antworten der Wissenschaft und Moraltheorie(n) kritisch durchleuchten und daraufhin seine pädagogische Praxis in Begriffe fassen und mit begründeten Sätzen ordnen zu können, = ein Akt der Autonomie! Auch mir gegenüber. Lassen Sie sich nicht einfach etwas (von mir) erzählen. Selber denken (nicht ohne Stütze angegebener Literatur)!

2. Pädagogisches Wissen. Wenn wir Wissenschaft als eine Tätigkeit ansehen, die Wissen schafft und Erkenntnisse gewinnt, dann brauchen wir Angaben darüber, was wissenschaftliches Wissen und wissenschaftliche Erkenntnis von unserem Alltagswissen und unserer Alltagserkenntnis und von Dummheit und leeren Sprüchen unterscheidet. Was „ist“ Wahrheit?! Wir benötigen von der Pädagogik, eine Disziplin für Erzieher=Praktiker (m, w, d), ein rationales und erfahrungsgebundenes Wissen über unser Tun und Lassen, das wir als Pädagoginnen in Stücken zwar immer schon in der (Lebens-)Praxis parat haben, aber nicht mit dem Anspruch, nach Kriterien von Theorie und Forschung und Ethik bewiesen, begründet und gerechtfertigt zu sein. – Übrigens, brauchen Pädagogen, „Mathematikflüchtlinge“ (Treml), um der Wahrheit willen die Logik?!

3. Anthropologische Grundlagen. Etwa seit dem 16. Jh. ist Anthropologie ein die >Natur des Menschen< reflektierendes Denken. Ein Problem – neben anderen - ist, wie sich Aussagen über Dispositionen, Merkmale und Eigenschaften so formulieren und begründen lassen, dass diese – ohne Diskriminierung - als charakteristisch für alle Menschen ausfallen. Es geht um Menschenbilder. Sie sagen aus, was der Mensch ist, geben an, was er aus sich machen kann und soll. Ihnen kommen im pädagogischen Geschehen Unterscheidungs-, Deutungs-, Orientierungsfunktionen zu, sie ermöglichen Zuschreibungen, strukturieren Erwartungen und legitimieren im faktischen Bildungsbetrieb erzieherisches Handeln. - Liest sich ganz passabel, jedoch sollten wir uns das kritisch anschauen!

4. Interaktion< und >Kommunikation. Allgemein gesagt, dreht es bei diesen Titelwörtern um aufeinander bezogenes Handeln zweier oder mehrerer Personen, also um Sachverhalte, in die wir die Besonderheit der pädagogischen Praxis integrieren müssen. Es geht um Wechselbeziehung zwischen Handlungspartnern in Sachen >Erziehung<, um Verständigung untereinander; insbesondere mithilfe von Sprache. Wir Erzieher brauchen nützliche Kooperations- und Kommunikationsmodelle, aber nicht Shannon und Weaver. Und wir müssen anhören, dass die Systemtheorie (sensu Luhmann) und die Allgemeine Evolutionstheorie (sensu Treml) irritierend anderes dazu zu sagen haben.

5. Begriff der Erziehung. Bei der Angabe von Zielen riskiert man oft Höhenflüge: "Menschenbildung", „Veredelung des Menschen“, der Mensch - die Corona der Schöpfung, und so. Schon recht, aber wenn man Arbeitsfelder aufzählt, in denen Erzieher (m, w, d) sich betätigen, erzwingt dies Nüchternheit: Kinderkrippen, Schulhorte, Kindertagesstätten, Integrationskindergärten und –horte, Ganztagesschulen, Behinderteneinrichtungen, Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit sowie Kinder- und Jugendhilfe (Heime), Kinder- und Freizeiteinrichtungen. Hinzu kommen Einsatzstellen in Krankenhäusern und in der Seniorenarbeit. Tätigkeitsfelder von Erziehern sind sehr vielfältig. Sie umfassen vor allem die Aufsicht, Erziehung, Bildung, Betreuung und Pflege von Kindern und Jugendlichen. Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit Eltern, Lehrkräften, sowie anderen Kontaktpersonen der Klienten und Ämter, insbesondere dem Jugendamt und bei kirchlichen Trägern auch mit der Kirchengemeinde u.a.m.. Die Aufgabe der Lehrkraft, neben Unterrichten, Beurteilen ... auch noch zu erziehen, ist ebenso einzureihen. - Aber!!! Mit all den Ziel- und Zweckangaben und Berufstätigkeiten allein ist der Begriff der Erziehung, das, was Erziehen „ist“, bei weitem nicht expliziert. Und zum Lernen und zum spezifischen Verhältnis zwischen Erziehen und Lernen ist ebenso noch kein Wort verloren. Wie können wir das Erziehen und Lernen im Lebenslauf und in den diversen Lebensaltern für uns figurieren? Da wird die Eigenstruktur der pädagogischen Praxis zu sprechen sein.

6. Pädagogisches Sehen, Denken und Handeln. Was sieht der Profi, wenn er Pädagogisches „sieht“, was denkt er, wenn er Pädagogisches „denkt“, was tut er, wenn er „pädagogisch handelt“?! In Pädagogische Praxis tritt man nicht ein wie man in der Fränkischen Schweiz in die Teufelshöhle tritt. Sie ist im Ab und Auf und Ab der Geschichte in sozialer, inhaltlicher, räumlicher und zeitlicher Dimension aus der Lebenswelt als Institution herausgedreht (nicht: abgedreht). Und Professionalität schüttelt niemand aus dem Ärmel. Folglich ist das berufsrelevante Sehen, Denken und Handeln in der Uni in Terms der Wissenschaft unter wissenschafts- und erkenntnistheoretischer Obhut zu übersetzen und in Praktika zu üben. Und darf ein Profi beim Sehen, Denken und Handeln Empfindung und Gefühle haben? Wohin damit?!

7. Person. Mit diesem Begriff verbinden sich die Problemkreise der (personalen) Ich-Identität, der Autonomie und der Anerkennung. Welche belastbaren Aussagen aus welchem Theoriedesign lassen sich darüber zum Vorteil einer vernünftigen päd. Praxis aufstellen? Unter besonderer Berücksichtigung des pädagogischen Blicks ist zu besprechen, wie sich ein Individuum zur Person mausern kann.

8. Pädagogisches Ethos. Steht für eine moralische Gesinnung, die eine Person zeigt (etwa Arbeitsmoral, Zahlungsmoral). Ethos – eine Haltung. Wo zeigen? Vor dem Spiegel und vor den anderen. In päd. Praxis treffen wir nicht auf das Abstraktum >Mensch<, sondern begegnen uns und Kindern und Erwachsenen, Männern und Mädchen, Eltern, Bruder und Schwester, Freund und Feind, und wiederum nicht bei Madame Tussauds, sondern stets in Erziehungsangelegenheiten/-probleme eingebunden. Hier ist der Ort authentischer Haltung, des pädagogischen Ethos. Was hat eigentlich die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie und Metaethik damit zu tun?!

9. "Aus und vorbei. Sorry, Pardon. Und Ahoi" (Josef Degenhardt) – Überlegungen zum Materialismus. Ein Materialist ist derjenige, der (wie Feuerbach, Marx und Engels) nirgendwo auch nur einen Spalt im Denken offen lässt, durch den ein Weltgeist, eine sogenannte Wahrheit der Geschichte, ein Gott, die Vorsehung, eine ewige Idee oder das sog. Gesetz des Lebens dringen könnte, um die Führung beim Erklären der Welt zu übernehmen (beim Idealisten Hegel dagegen: Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, ...). So wird auch das Erziehen materialistisch, was etwa für J. Gamm meint, ohne Flausen im Kopf, mutigen Herzens und mit einem historisch-materialistischen Händchen für Sand, diesen ins Getriebe des Kapitalismus zu streuen. Auf jeden Fall gilt: In der Arbeit und im Unter- und Überbau dialektisch wider die Entfremdung des Menschen!

10. Zum Vermitteln und Planen – Bemerkungen zur (Technologie der) Didaktik. First of all: Keine naive Subjekt-, Adressaten- und keine billige Nachfrage-Rücksichtnahme, sondern es ist die Wissenschaftsorientierung, die Unterricht und andere päd. Praxen zum vernünftig vertretbaren Unternehmen macht. Und diese (Orientierung an der Wissenschaft) beginnt mit dem Merkspruch: Alle Wissenschaft ist eine Hochstilisierung dessen, was wir in der Praxis immer schon tun. Das lässt sich als Einspruch dagegen lesen, Wissen, Kenntnisse, Können samt zugehörigem Arbeits- und Sozialverhalten ex cathedra zu diktieren. Berücksichtigt wird vielmehr (nach dem Muster des Methodischen Konstruktivismus) die Lebenswelt als Apriori der Forschung und Theorie der Erzwissenschaft. – Und ein bisschen Logik: Theoretische und praktische Modalitäten beim Planen.

11. Didaktische Technologie: Zum Herstellen von Lehr- und Lernsituationen mit Bertolt Brecht. „Am See, tief zwischen Tann und Silberpappel Beschirmt von Mauer und Gesträuch ein Garten So weise angelegt mit monatlichen Blumen Daß er vom März bis zum Oktober blüht. Hier, in der Früh, nicht allzu häufig, sitz ich Und wünsche mir, auch ich mög allezeit In den verschiednen Wettern, guten, schlechten Dies oder jenes Angenehme zeigen.“ Der Blumengarten (aus den Buckower Elegien).

12. Päd. zwischen Selbstbewahrung und Entwicklung. Prange schreibt: „Den Theorien, so sorgfältig sie ausgearbeitet sein mögen, geht es nicht besser als den Währungen: Sie sind nicht mehr wertbeständig, sondern abhängig von neuen Lagen und Entwicklungen.“ Bei Treml heißt das entsprechende Kapitel: „Theorien … oder die Anarchie pädagogischer Systeme“. Rasant!

13. Joker. Parerga und Paralipomena - Oder es steht >Pädagogische Beratung< (Konsiliarische Pädagogik) zur Besprechung an.

Englischsprachige Informationen:
Title:
Theory of Practical Pedagogics - Metatheoretical and Metaethical Consideration

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 25

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