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Vorlesungsverzeichnis >> Fakultät Humanwissenschaften >>

  Psychologie historischer Prozesse

Dozent/in
Prof. Dr. Dietrich Dörner

Angaben
Vorlesung

Zeit und Ort: Mi 14:00 - 16:00, WE5/01.004

Inhalt
Viele (oder die meisten oder alle) historischen Prozesse sind psychologisch bedingt. Angst spielt eine Riesenrolle, Machtgier, Rechthaberei, Großmannssucht, Feigheit, Neid, Hass. Religionen und Ideologien spielt eine Rolle und Religionen und Ideologien werden aus psychologischen Gründen sowohl erschaffen, als auch akzeptiert. Das Gefühl, ungerecht behandelt zu sein, von den Mächtigen unterdrückt zu werden, spielt eine Rolle. Und warum hat Putin die Krim erobert? Weil seine Umfragewerte im Keller waren. – Habe ich irgendwelche Motive vergessen?

Wenn das aber so ist, wenn historische Prozesse und damit auch die gegenwärtigen politischen Prozesse psychologisch bedingt sind, warum wird dann überall Frau Merkels Halsstarrigkeit oder auch Beharrlichkeit diskutiert, auf bestimmte Gründe zurückgeführt? Und die Gründe werden wieder widerlegt, und das alles spielt sich in der Öffentlichkeit ab, in den Zeitungen, in Talk Shows, aber überhaupt nicht in der Psychologie. Die Psychologie ist völlig unbeeindruckt von der Geschichte.

Warum ist das so? Nun ja, ganz einfach: es ist sehr schwierig 30 Merkels in der Versuchsgruppe und 30 Merkels in der Kontrollgruppe zusammenzubringen, um sodann, unter Konstanthaltung von sonst allen Bedingungen zu prüfen, zu welcher mittleren Entscheidung die Merkels der Versuchsgruppe (Anwesenheit von Herrn Erdogan bei der Entscheidungsfindung) im Hinblick auf die Bewahrung von Europa vor Flüchtlingsströmen kommen. Bei der Kontrollgruppe ist Herr Erdogan dann nicht anwesend. (Erdogan brauchen wir dabei also nur einmal, weil wir die Versuche nacheinander machen können. Wir müssen nur darauf achten, dass sich Herr Erdogan immer konstant verhält!) Zurück in die Wirklichkeit: Leider kriegen für wir für Einzelfälle eben nie die statistischen Kennzahlen zusammen, die wir für die Berechnung eines t-Tests brauchen. Und damit fällt die politische Gegenwart und schon ganz natürlich die Historie als Forschungsfeld für die Psychologie aus.

Nun, man kann das auch anders lösen. Man kann andere Kriterien heranziehen und sehr wissenschaftlich auch über Einzelfälle, über einzelne Entscheidungen sprechen. Wir wollen in diesem Semester genau das versuchen. Konkret werden wir einzelne historische Ereignisse betrachten, am besten solche, die relativ gut dokumentiert sind. Und dann wollen wir analysieren, aus welchen psychologischen Gründen die Ereignisse so verliefen, wie sie verlaufen sind. Wir konstruieren Erklärungen für die Ereignisse. Und dann müssen wir noch untersuchen, warum die gefundenen Erklärungen richtig sind und nicht falsch. Wie macht man so etwas ohne Statistik? Wir werden im ersten Kapitel der Vorlesung zunächst demonstrieren, auf welche Art und Weise man vorgehen muss, um Einzelfälle auf der einen Seite zu erklären, auf der anderen Seite zu prüfen, ob die Erklärung auch richtig ist. Nachdem wir das an einem relativ einfachen Beispiel demonstriert haben, wählen wir dann größere Beispiele.

Als erstes soll uns die Große Oktoberrevolution (1917) interessieren, die insofern interessant ist, als sie in ihrem tatsächlichen Ablauf weder groß war, noch eine Revolution. Es war eher eine Art von Staatsstreich mit einigen sehr unschön Abstimmungsmauscheleien in der gewählten Duma in Sankt Petersburg am 27. Oktober 1917. Und dann werden wir die Psychologie verwenden, um den weiteren Verlauf der sowjetischen Machtübernahme in Russland zu erklären. Das nächste Beispiel könnte dann der Auf- und Abstieg von Mao Tsetungs China und der Wiederaufstieg von China nach Maos Tod sein. Beides hat psychologische Bedingungen! So, und wie es dann weitergeht das können uns noch überlegen.

Institution: Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie

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