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  Psychologie des Bewusstseins

Dozent/in
Prof. Dr. Dietrich Dörner

Angaben
Seminar
Rein Präsenz
2 SWS
Zeit und Ort: Mi 14:00 - 16:00, WE5/05.004

Inhalt
Bewusstsein ist eine der wichtigsten psychologischen Begriffe. Bewusstheit unterscheidet das menschliche Denken von entsprechenden Vorformen bei Tieren und auch vom intuitiv-impulsiven Denken bei Menschen. Es gibt viele Leute, die das bewusste Denken ablehnen. Es geht Ihnen zu langsam. „Frische Eier, gute Eier!“ – Es zeigt Unsicherheit, Entscheidungsschwäche! – Die (nicht nur) preußische Militärmaxime heißt: „Wo steht der Feind?“ – „Der Feind, dahier!“ „Den Finger drauf, den schlagen wir!“ – Oder: – „Wer wagt, gewinnt!“ – Oder: das Bedenken macht Angst! „Daran mag ich gar nicht denken!“ sagt man, wenn man eigentlich genau daran denken sollte! – Oder es ist sogar verboten, bzw. „politisch nicht kor-rekt“, bestimmte Ereignisse kritisch zu betrachten.

Doch, die Gegenposition gibt es auch: „Denke, bevor du handelst!“ – „Erst wägen, dann wa-gen!“ Wirklich „gute“ Politiker und Militärs handeln weder nach der einen, noch nach der anderen Maxime. Sondern „besonnen“! Denn es könnte ja sein, dass der Feind gar nicht mehr „da hier“ steht, wenn wir ihn dort schlagen wollen. Sondern dummerweise ist er inzwischen ganz wo-anders.)

Der Begriff ‚Bewusstsein‘ ist strafrechtlich bedeutsam; schlägt man jemandem aus Versehen ins Gesicht, weil man sich gerade mit Schwung umdreht, so ist das etwas anderes, als wenn man die gleiche Handlung bewusst ausführt. Denn dafür komme ich gegebenenfalls vor Ge-richt. Es macht einen großen Unterschied, ob man sich impulsiv-intuitiv entscheidet oder ob man seine Entscheidungen noch einmal bedenkt, ehe man sie endgültig trifft. Oder wenn man doch dann, wenn man erfahren musste, dass eine Entscheidung falsch war, über die Gründe und Ursachen des Fehlers noch einmal nachdenkt! Denn wenn man weiß, warum man etwas falsch gemacht hat, so kann man den Fehler beim nächsten Mal vermeiden. Oder man kann versuchen, die (unvermeidbaren) negativen Folgen eine Handlung zu minimieren.

Das Bedenken des eigenen Denkens ist so wichtig für das politische Denken, wie es bei Poli-tikern selten ist! Wie oft haben Sie Politiker schon dabei beobachtet, wie sie sich – vor einem Entschluss oder auch hinterher, wenn sich der Beschluss als falsch erwiesen hat, kritisch be-dachten? Platon fordert die Fähigkeit und die Bereitschaft zur kritischen Reflexion als Voraus-bedingung für eine politische Karriere. Tatsächlich aber ist das reflektierte Denken sehr selten. Die meisten Historiker, die sich mit dieser Frage auseinandergesetzt haben, meinen, dass gerade politisches Handeln dadurch gekennzeichnet sei, dass es allermeist nicht bedacht wird.

Der Historiker Christopher Clark (Cambridge) meint, dass der Ausbruch des Ersten Weltkrieges letztenendes das Produkt des Denkens von „Schlafwandlern“ (so der Titel seines Buches) war. Ergebnis: 24 Millionen Tote!

Lenin verbot beim Umbau der bolschewistischen Partei im Jahr 1917, vor der Großen Roten Oktoberrevolution, die Diskussion und damit das Nachdenken über den Marxismus. In seiner sogenannten „Partei neuen Typs“ sollten die Parteimitglieder an den Marxismus glauben, aber nicht darüber nachdenken. (Rosa Luxemburg war überhaupt nicht einverstanden mit diesem Entschluss Lenins!) – Ergebnis: 1922 führte Lenin, nach fünf Jahren Revolution und Bürger-krieg, die sogenannte „Neue ökonomische Politik“ ein, die letzten Endes auf die Wiederher-stellung des Kapitalismus hinauslief (für dessen Abschaffung man ja soeben gerade einmal 10 Millionen Leute getötet hatte). Der Gewerkschaftssekretär der bolschewistischen Partei, Bucharin, gab die für eine kommunistische Partei erstaunliche Parole aus: „Bereichert euch!“ (Stalin schaffte dann die „Neue ökonomische Politik“ nach Lenins Tod wieder ab. Was dann wiederum einigen 100,000 Menschen das Leben kostete.)

Hans Magnus Enzensberger meinte, dass das Bedenken der eigenen Gedanken in der Politik der Bundesrepublik so selten vorkommt, weil wir eine ‚Parteiendemokratie‘ haben. Er macht darauf aufmerksam, dass im Grundgesetz die Parteien – hinsichtlich ihrer Funktion – nur in einem Satz vorkommen („Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit.“) – Die Existenz von Parteien und insbesondere zum Beispiel der Fraktionszwang haben zweifellos eine „ideologisierende“ Wirkung. – Ideologe ist jemand, der der Meinung ist, dass eine bestimmte Sicht der Welt die zweifellos richtige ist. Und deshalb braucht man darüber auch nicht mehr nachzudenken! (In diesem Zusammenhang kann man sich ja einmal darüber Gedanken machen, warum Ideologien, besonders in Krisenzeiten, eine solche Anziehungs-kraft auf viele Menschen haben.)

Man findet in der Geschichte und der Politik sehr viele Beispiele für die Ausschaltung des freien Denkens. Denn natürlich sind Menschen, die selbständig denken, erheblich schwieriger zu regieren, als solche, die einer Ideologie anhängen.

Also: man muss sich unbedingt mit dem Bewußtsein beschäftigen, so sollte man meinen. Das aber ist nicht der Fall; das Thema „Bewusstsein“ findet sich kaum jemals im Lehrkanon der akademischen Psychologie. Und sehen Sie sich doch bitte einmal die Ausführungen über das Bewusstsein im „Dorsch: Lexikon der Psychologie“ an! Wir wollen in diesem Seminar zunächst die Frage beantworten, was denn eigentlich „Be-wusstsein“ eigentlich ist. Diese Frage ist einfach zu beantworten. Es reicht ein Satz! (Wie lautet er?) – Dann wollen wir einige Beispiele betrachten, in denen leider das Bewusstsein keine große Rolle bei wichtigen Entscheidungen spielte. Anhand dieser Beispiele werden wir unter-suchen, wovon es abhängig ist, dass jemand bewusst (also selbstkritisch) denkt und warum viele Menschen danach trachten, genau das zu vermeiden.

Englischsprachige Informationen:
Title:
consciousness

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