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Vorlesungsverzeichnis >> Fakultät Humanwissenschaften >> Institut für Psychologie >>

  Wirklichkeit und "Wirklichkeit": Das Handeln in sehr komplexen Systemen

Dozent/in
Prof. Dr. Dietrich Dörner

Angaben
Vorlesung

Zeit und Ort: Mi 14:00 - 16:00, WE5/01.004

Voraussetzungen / Organisatorisches
Beginn: 8.10.

Inhalt
Wir leben in einer Zeit, in der die Zukunft höchst ungewiß zu sein scheint. Wir wissen, was heute ist, wir tun so, als wüßten wir, was morgen der Fall sein wird, haben aber das dumpfe Gefühl, daß es auch ganz anders kommen kann. Wir leben in einer komplexen, unsicheren, intransparenten Welt. Wer hat schon den "islamischen Staat" und seine Karriere vorausgesehen und wer Putins "Sieg" auf der Krim und in der Ost-Ukraine?

• Wir nahmen an, dass Krieg und Gewaltanwendung Anachronismen in der Politik seien, aber die Gegenwart zeigt, dass Krieg wieder als ein höchst erfolgreiches Mittel der Politik angesehen wird.

• Alle meinten, dass der Verzicht auf die Kernenergie und das Setzen auf ökologisch verträgliche Formen der Stromerzeugung der richtige Weg zur Minderung der Folgen der heraufziehenden Klimakatastrophe seien. Und nun klappt das alles nicht so richtig und es gibt Leute, die behaupten, es sei durch die teure Förderung der Solaranlagen noch kein Gramm weniger CO2 in die Atmosphäre geraten.

• Im Jahre 2004 forderte der damalige Umweltminister Jürgen Trittin eine nochmalige starke Erhöhung der Einspeisevergütungen für Solar- und Windkraftanlagen. Er meinte, daß sich dadurch die Stromkosten nur "unwesentlich erhöhen" würden. Allein im Jahr 2012 (Datum des Zeitungsberichts) kosteten die Vergütungen den Steuerzahler 14 Milliarden Euro. Der Strompreis stieg von 17.5 Cent pro KWh im Jahre 2004 auf 27 Cent pro KWh im Jahre 2014, also um ca 58%.

• Alle meinten, daß der Verzicht auf die Gentechnik der richtige Weg sei zur Lebensmittelproduktion sei. Nun gibt es Menschen, die behaupten, daß der Verzicht auf Gentechnik unweigerlich zu Hungerkatastrophen führen würde.

• Der Chef der EZB, Mario Draghi, führte die EZB auf einen 0% Schuldzinsen – Kurs, um die Investitionstätigkeit en zu erhöhen. Bislang ohne sichtbaren Erfolg.

• 'Bologna' sollte zu einer Homogenisierung der europäischen Bildungslandschaft und zu einer "Modernisierung" der Hochschulausbildung in Deutschlandführen. Erreicht wurde aber, wie viele meinen, eine drastische Minderung der Qualität der Hochschulausbildung.

• Alle meinten, dass die Einführung einer gemeinsamen Währung Frieden und Ruhe und allgemeinen Wohlstand im Euroraum bedeuten würde. Und nun haben wir eine Vermehrung von Instabilität und Streit und eine weiterhin vor sich hinköchelnde Schuldenkrise.

• Alle meinten, dass weniger Kinder eine Verminderung des Bevölkerungsdrucks zur Folge haben würden und damit ein größeres Ausmaß an Frieden gewährleistet sei. Und nun sehen wir, dass dies über eine überalterte Bevölkerung geht, die vielleicht den Krisen, die durch die so erzeugte Inhomogenität der Bevölkerung erzeugt werden, nicht gerecht werden kann.

• Viele meinten, daß man mit einer Vergrößerung der Anzahl der Versorgungseinrichtungen (Kitas, usw.), durch einen besseren Mütterschutz und bessere Möglichkeiten der Teilzeitarbeit die Geburtenzahlen steigern könnte. Bislang ohne Erfolg.

• Alle meinten, dass durch eine Vermehrung der Akademiker in der Bevölkerung mehr Wohlstand und mehr Gleichheit zu erreichen wäre. Nun haben wir mehr Akademiker aber keine Handwerker mehr und immer noch viel zu wenig MINT (Mathematik – Informatik –Technik) – Studenten.

• Usw.

Sicherlich kann man sich über die eine oder andere der vorstehenden Behauptungen streiten. Aber insgesamt bleibt doch ziemlich viel übrig, was nicht gerade für eine hohe Fähigkeit der Menschheit spricht, mit ihren Problemen fertigzuwerden. Gibt es psychologische Gründe dafür, dass man sich in so vielfacher Weise täuschte? Es sind Menschen, die all' das planten! Wie gehen Menschen mit Komplexität um? Ist der menschliche Geist überfordert mit Komplexität? Leben wir mit unseren Gehirnen immer noch in der Steinzeit?
In dieser Veranstaltung wollen wir auf die Gründe eingehen, warum es Menschen so schwer fällt, mit komplexen Systemen umzugehen. Sind sie zu dumm dafür? Oder zu "böse"? Liegt es an den falschen Denkmethoden? Oder an der Prävalenz von Ideologien? Oder daran, daß die falschen Menschen Politiker werden? Oder an den Strukturen von Planungsteams? Oder am System der Politik insgesamt?

Institution: Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie

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