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  Ratlos vor dem Bösen? Erläuterungen zu Leibniz' 'Theodizee' und Voltaires 'Candide'

Dozent/in
apl. Prof. Dr. PhD.h.c. Erwin Schadel, Akad. Direktor

Angaben
Vorlesung und Übung
2 SWS, Schein
Zeit und Ort: Do 14:00 - 16:00, M3/116

Inhalt
Die Theodizee (das Problem, ob und wie trotz vielfältiger Defizienzerfahrungen von göttlicher Allmacht, Weisheit und Güte gesprochen werden könne) wird in der neuzeitlichen Philosophie letztmalig in Leibniz' gleichbetiteltem Spätwerk von 1710 argumentativ zu entfalten versucht. Die dabei gewonnenen Thesen (es gebe eine "prästabilierte Harmonie", wir leben in der "besten der möglichen Welten" usw.) erfahren in der nachfolgenden Epoche polemische Ablehung. Unter dem Eindruck des Erdbebens von Lissabon, das im Jahr 1755 ca. 30.000 Menschenleben forderte, veröffentlichte Voltaire vier Jahre später mit seinem philosophischen Roman Candide eine sarkastische Persiflage des Leibnizschen Optimismus. 1791 gab Kant seine Abhandlung Über das Misslingen aller philosophischen Versuche in der Theodizee heraus, in welcher er darlegte, dass das Problem "vor dem Gerichtshofe der Vernunft" nicht gelöst werden könne und eine bloße "Glaubenssache" darstelle. Dabei ist allerdings zu beobachten, dass Voltaire, der sich (wie Trapnell herausarbeitete) im Fahrwasser des antitrinitarischen Sozinianismus bewegt, von keiner sich durchtragenden Einsicht geleitet wird und sich am Ende mit einem "Non liquet" zufrieden geben muss. Ähnliches zeigt sich auch bei Kant: Er redet vom "Misslingen aller philosophischen Versuche in der Theodizee", ohne dabei auf Leibniz und dessen Theoreme einzugehen. An anderer Stelle hält er freilich das abschätzige Urteil bereit, dass ein 'systema harmoniae praestabilatae' "das wunderlichste Figment [sei], das je die Philosophie ausgedacht hat".
Bei einer systematischen Einführung in Leibniz' Philosophieren (vor allem anhand seiner postumen Monadologie und der hier gegebenen Verweise auf die Theodizee) wird deutlich werden, dass weder Voltaire noch Kant an dessen zentrale Aussageabsicht gerührt haben: Die von Campanella rezipierte Primalitäten-Lehre, dergemäß Macht, Weisheit und Liebe in wechselseitiger Durchdrungenheit die reine Positivität des Seins- und Harmoniegrundes kennzeichnen, stellt für Leibniz die Kriterienwirklichkeit dar, von welcher aus die Defizienz-Phänomene des Menschseins (die Ohnmacht, die Torheit und die Bosheit) in negativer "Teilhabe" zu betrachten sind.

Empfohlene Literatur
G. W. Leibniz, Monadologie [fr.-dt]. (Reclam, UB 7853), Stuttgart 1998 [3,10 Euro, bitte anschaffen]; Ders., Theodizee (Ph.B. 71), Hamburg 1968; Voltaire, Candide, oder Der Glaube an die beste der Welten, München 1986; Ders., Aus dem philosophischen Taschen-Wörterbuch, München 1985.
Zur Einführung:
K. Huber, Leibniz. Der Philosoph der universalen Harmonie, München 1989; A. J. Ayer, Voltaire. Eine intellektuelle Biographie, Weinheim 1994; W. H. Trapnell, Christ and his "associates" in Voltairian polemic. An assault on the Trinity and the Two Natures, Saratoga/Calif. 1982.

Englischsprachige Informationen:
Credits: 4

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 35

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