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Konstellationen der Moderne: Hegel und die Medien

Dozent/in
Dr. Felix Lenz

Angaben
Vorlesung

Zeit und Ort: Mi 14:00 - 16:00, LU19/00.09
ab 23.10.2019

Voraussetzungen / Organisatorisches
Modulzugehörigkeiten des Masters Literatur und Medien:
Medienwissenschaftliche Grundlagen: Vorlesung (Teilnahme, 2 ECTS)
Vergleichende Literatur- und Medienwissenschaft: Vorlesung (Teilnahme, 2 ECTS)
Film- und Bildwissenschaft: Vorlesung (Teilnahme, 2 ECTS)
Erweiterung Film- und Bildwissenschaft: Vorlesung (Teilnahme, 2 ECTS)
Literatur-, Medien- und Kulturtheorie: Vorlesung (Teilnahme, 2 ECTS)
Erweiterung Literatur-, Medien- und Kulturtheorie: Vorlesung (Teilnahme, 2 ECTS)

Anmeldung/Abmeldung vom 23. September 2019, 10:00 Uhr bis 31. Oktober 2019, 23:59 Uhr im FlexNow!

Inhalt
Ein Fußballspiel lässt sich am besten von der Hintermannschaft aus verstehen: Noch die feinsten Verwirbelungen im Sturmgeschehen sind mit der Spieleröffnung verbunden. Von hier aus lässt sich das Ganze als spielerischer Beziehungsraum entschlüsseln. Hiermit vergleichbar lassen sich Kernachsen der Medienmoderne von ihrem Auftakt um 1800 heraus verstehen. Gerade ein solcher Zugriff ermöglicht einen Überblick über ins heute reichende theoretische, analytische und poetologische Verwirbelungen. Ein besonders eröffnender Autor ist hierbei der Georg Friedrich Wilhelm Hegel. Gleichermaßen ist er den ästhetischen Ideen Goethes, dem Geschichts- und Mediendenken Herders und der wissenschaftlichen Moderne verbunden. Hegels Überlegungen fassen daher den Keim der Medienmoderne wie in einem Brennglas und sind daher ebenso aufschlussreich wie anschlussfähig.
So verstanden bietet Hegel mediale Strukturideen, die sich bei Benjamin, Brecht, Bourdieu, Szondi und in filmischen Genretheorien (Warshow, Brooks, Gledhill, Rubin, Derry) weiter differenzieren. Darüber hinaus bietet er den Humus für so gegensätzliche filmische Poetologien wie die von Sergej Eisenstein, Andrej Tarkowskij, Sidney Lumet, Terrence Malick oder den Brüdern Taviani, die jeweils andere Züge Hegels aufgreifen und spezifizieren und darin gemeinsam den Raum der Moderne vermessen. Auch literarische Verfahren von Walter Kempowski gehören in diesen Kreis. Demgemäß legt die Vorlesung Hegels mediale Überlegungen stets frei, um sie auf ihre Fortschreibungen in Theorien, Poetologien und Kunstwerken auszurichten und diese hierdurch vertieft lesbar zu machen. Bei dieser Methode geht es nicht allein darum, Beziehungsvektoren zwischen Hegel und Medienfragen zu addieren und analytische Möglichkeiten freizulegen. Vielmehr lassen sich so wesentliche Züge der medialen Moderne als diskursive Konstellation verstehen, die in immer neuen Feldern aktualisiert wird. Hierzu gehört es auch, spezifische Lücken Hegels ins Spiel zu bringen, die durch moderne Theorien zur Psyche (Freud, Jung) oder zum Körper (Williams) kompensiert werden. Über eine medial orientierte Lektüre Hegels und hieraus folgende ästhetische Analysen hinaus entwirft die Vorlesung so ein Bild der Medienmoderne. Hierfür stützt sich die Veranstaltung auf wenige zentrale Texte: Hegels rauflustiges Jugendwerk "Naturrechtsaufsatz", die medien- und kulturtheoretischen Schlusskapitel der "Phänomenologie des Geistes" und die bild- und genretheoretischen Kapitel der "Vorlesungen über die Ästhetik". Hinzugezogen wird außerdem die legendäre erste medienorientierte Hegel-Vorlesung des Theaterwissenschaftlers Peter Szondi.

Literatur
Arndt, Andreas: Hegel und die Moderne, Berlin 2012, Bd. 1-2.
Eisenstein, Sergej M.: Das dynamische Quadrat. Schriften zum Film, Leipzig 1988.
Eisenstein, Sergej M.: Nonindifferent Nature, Cambridge 1988.
Gethmann-Siefert, Annemarie (Hg.): Hegels Ästhetik als Theorie der Moderne, Berlin 2013.
Gethmann-Siefert, Annemarie: Einführung in Hegels Ästhetik, München 2005.
Gledhill, Christine (Hg.): Home is where the Heart is. Studies in Melodrama and Woman s Film, London 1987.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Jenaer Schriften, in: ders.: Werke, hrsg. v. Eva Moldenhauer, Frankfurt am Main 1993, Bd. 2.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes, in: ders.: Werke, hrsg. v. Eva Moldenhauer, Frankfurt am Main 1993, Bd. 3.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Philosophie der Kunst. Vorlesung von 1826, Frankfurt am Main 2005.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Vorlesungen über die Ästhetik I-III, in: ders.: Werke, hrsg. v. Eva Moldenhauer, Frankfurt am Main 1993, Bd. 13-15.
Herder, Johann Gottfried: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit (1784-1791), in: ders.: Werke in zehn Bänden, hrsg. v. Martin Bollacher, Frankfurt am Main 1989.
Leitch, Thomas: Crime Films: Genres in American Cinema, Cambridge 2002.
Lenz, Felix/Schramm, Christine (Hg.): Von der Idee zum Medium: Resonanzfelder zwischen Aufklärung und Gegenwart, Paderborn 2019.
Menke, Christoph: Tragödie im Sittlichen: Gerechtigkeit und Freiheit nach Hegel, Frankfurt am Main 1996.
Rubin, Martin: Thrillers, Cambridge 1999.
Szondi, Peter: "Hegels Lehre von der Dichtung", in: ders., Poetik und Geschichtsphilosophie I, Frankfurt am Main 1974, S. 267-511.
Todorov, Tzvetan: Genres in Discourse, Cambridge 1990 [1978].

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