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Seminar/Proseminar: “Sick Books”: Viren, Bakterien und andere intime Sachen in den neueren englischen und deutschen Literaturen

Dozent/in
Dr. Robert Craig

Angaben
Seminar/Proseminar
Rein Online
2 SWS
Zeit: Di 16:00 - 18:00, Online-Meeting

Voraussetzungen / Organisatorisches
Höchstteilnehmerzahl bei Präsenzunterricht: 7
Zum Ablauf der Veranstaltung im Sommersemester beachten Sie bitte nach Ihrer Anmeldung die Hinweise im entsprechenden VC-Kurs.

Teilnahmevoraussetzungen: Abgeschlossenes Basismodul NDL. Der vorherige Besuch der literaturwissenschaftlichen Übung/Einführung II wird empfohlen. Darüber hinaus gelten für alle Studiengänge die in den jeweiligen Prüfungsordnungen und Modulhandbüchern festgelegten Zulassungsvoraussetzungen. Noten-/Punkterwerb: Referat/Arbeitsgruppe, Hausaufgaben, Seminararbeit. Die Textkenntnis wird vorausgesetzt.
Für Studienortwechsler, Erasmusstudenten sowie Studierende, die den Leistungsnachweis zur baldigen Prüfungsanmeldung benötigen, werden im begrenzten Umfang Plätze freigehalten. Bei Überbuchung des Seminars fällt die Entscheidung über die Teilnahme in Rücksprache mit der Dozentin/dem Dozenten.
Anmeldung/Abmeldung vom 12.03.2021 (10:00 Uhr) bis 19.04.2021 (23:59 Uhr) über FlexNow!

Modulzugehörigkeit:
BA Germanistik:
  • Aufbaumodul Neuere deutsche Literaturwissenschaft II: Literaturwissenschaft NdL (Seminar: 6 ECTS, Referat mit schriftl. Hausarbeit)

LA Deutsch:
  • Aufbaumodul Neuere deutsche Literaturwissenschaft II: Literaturwissenschaft NdL (Seminar: 6 ECTS, Referat mit schriftl. Hausarbeit)

BA Berufliche Bildung/Fachrichtung Sozialpädagogik mit Unterrichtsfach Deutsch:
  • Aufbaumodul Neuere deutsche Literaturwissenschaft II: Literaturwissenschaft NdL (Seminar: 6 ECTS, Referat mit schriftl. Hausarbeit)

BA BWL, Studienschwerpunkt WiPäd II, Unterrichtsfach Deutsch:
  • Aufbaumodul Neuere deutsche Literaturwissenschaft II: Literaturwissenschaft NdL (Seminar: 6 ECTS, Referat mit schriftl. Hausarbeit)

MA WiPäd:
  • Bachelor-Aufbaumodul Neuere deutsche Literaturwissenschaft II: Literaturwissenschaft NdL (Seminar: 6 ECTS, Referat mit schriftl. Hausarbeit)

Inhalt
„Illness is the night-side of life, a more onerous citizenship. Everyone who is born holds dual citizenship, in the kingdom of the well and in the kingdom of the sick.“ Mit dieser Metapher eröffnet Susan Sontag ihre berühmte Monografie von 1978, Illness as Metaphor. Wenn wir das Thema „Krankheit“ ansprechen, können wir ja nie wirklich auf metaphorische bzw. figurative Ausdruckweisen verzichten. Obwohl Sontags metaphorische Verdrehungen und Verflachungen der Erfahrung des Krankseins heftige und umstrittene Kritik erfuhr, greifen wir tatsächlich immer wieder auf das Figurative zurück, um fremde sowie zutiefst intime Körpererfahrungen auszudrücken. Sontag zeigt, inwiefern eben solche Grenzerfahrungen sonst verdeckte oder verdunkelte Aspekte und Facetten unseres ‚normalen‘ Leben erhellen. In einem triftigen Essay von 1926, On Being Ill, behauptete die Schriftstellerin Virginia Woolf in genau diesem Sinne, dass Krankheit uns einen schärferen Ausblick auf das Leben selbst schenken kann: Sie bringt eben das ins Licht, was uns in gesünderen und glücklicheren Zeiten sonst unsichtbar bleibt.
Nun, da wir frische Redeweisen und Schreibarten suchen für die schwerste Pandemie seit der sogenannten Spanischen Grippe von 1918-19, lohnt es sich neu zu entdecken, wie ansteckende Krankheiten in der Kultur und Literatur vor mehr als einem Jahrhundert figurativ und ästhetisch verarbeitet wurden. Das ist das Hauptziel dieses Seminars, indem wir zugleich in Betracht ziehen, wie Krankheiten als Metaphern, ja sogar als begriffliche Sündenböcke, für breitere und tiefere kulturelle Erkrankungen und Besessenheiten dienen konnten (und können). Neben Sontags und Woolfs aufschluss- und einflussreichen Beiträgen konzentrieren wir uns auf eine Auswahl an Krankheitsnarrativen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit Katherine Anne Porters Erzählungsband Pale Horse, Pale Writer (1939) fangen wir an, dessen Titelgeschichte uns eine unvergleichliche, quasi halluzinatorische Darstellung der körperlichen Verwüstungen der Spanischen Grippe anbietet. Sodann wenden wir uns Emma Donoghues letztem, rege gefeiertem und erstaunlich relevantem historischem Roman zu: The Pull of the Stars, der auch im Kontext der Pandemie der Nachkriegszeit spielt, wurde 2020 mitten in der ‚ersten Welle‘ veröffentlicht. Mit einem der berühmtesten Krankheitsromanen der neueren deutschen Literatur schließen wir das Seminar ab, und zwar mit Thomas Manns Zauberberg (1924). Manns Roman bietet bekanntlich eine der differenziertesten literarischen Verhandlungen der Tuberkulose und den Heilanstaltskuren in der Vorkriegszeit: Hier geht es (noch mal) nicht einfach um die Krankheit an sich, sondern auch um ihre Bedeutung als Metapher für die Ängste und Erkrankungen eines ganzen Zeitalters.
Die englischsprachigen Werke werden auf Englisch, die deutschsprachigen auf Deutsch besprochen.

Empfohlene Literatur
I. Primärliteratur:
Bitte schaffen Sie sich diese Ausgaben der Primärtexte an! Wir müssen uns in den Seminarsitzungen auf gemeinsame Seitenzahlen beziehen können.

D. H. Lawrence, Sons and Lovers, (London: The Penguin English Library, 2012).
Thomas Mann, Der Tod in Venedig (Frankfurt a.M..: Fischer, 1992).

Thomas Mann, Der Zauberberg (Frankfurt a.M.: Fischer, 1991).

Katherine Ann Porter, Pale Horse, Pale Rider: The Selected Stories of Katherine Ann Porter, ed. Sarah Churchwell (London: Penguin Modern Classics, 2011).

Virginia Woolfs Essay, ‘On Being Ill’, wird als PDF-Datei auf den VC hochgeladen werden.

II. Sekundärliteratur:
Hier sollten Sie selbstständig die relevantesten Materialien aussuchen! Folgende Lektüreauswahl ist vor allem für die Vorbereitung zu empfehlen:

Andreas Blödorn and Friedhelm Marx (eds.), Thomas Mann Handbuch: Leben – Werk – Wirkung (Stuttgart: Metzler, 2015).

Anne Fernihough (ed.), The Cambridge Companion to D. H. Lawrence (Cambridge: Cambridge University Press, 2001).

Peter Fifield, Modernism and Physical Illness: Sick Books (Oxford: Oxford University Press, 2020).

Elizabeth Outka, Viral Modernism: The Influenza Pandemic and Interwar Literature (New York: Columbia University Press, 2019).

Susan Sellers (ed.), The Cambridge Companion to Virginia Woolf, 2nd edn (Cambridge: Cambridge University Press, 2011).

Susan Sontag, Illness as Metaphor & AIDS and its Metaphors (London: Penguin Modern Classics, 2009).

Vor den jeweiligen Sitzungen werden weitere Texte im VC zur Verfügung gestellt. Denken Sie bitte daran, alle VC-Updates im Laufe des Kurses rechtzeitig zu beachten. Selbstverständlich sollten Sie regelmäßig und aktiv an der Lehrveranstaltung teilnehmen. Nur in unvorhergesehenen Fällen (Krankheiten, Notfällen, religiöse Feste) kann Ihre Abwesenheit entschuldigt werden.

Englischsprachige Informationen:
Title:
“Sick Books”: Viruses, bacteria and other intimate things in early twentieth-century English and German literature"

Credits: 6

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