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Familienbilder in der dt. Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit

Wenn Mediävistinnen und Mediävisten den Begriff "Familie" verwenden, denken sie zumeist nicht an jene Konnotationen, die (post)moderne Familienszenarien aufrufen: z.B. also alleinerziehende Mütter, abwesende Väter, und konfliktreiche, womöglich gar inzestuöse Familienverhältnisse. Und doch zeigt uns die Literatur des 8. bis 16. Jahrhunderts, dass der Begriff "Familien-Bande" schon im Mittelalter jene schillernde und durchaus auch bedrohliche Ambiguität besaß, die ihn heute noch auszeichnet, und dies, obwohl der Begriff 'Familie' zu jenen nicht wenigen Wörtern des neuhochdeutschen Sprachschatzes zählt, die sich trotz scheinbarer Vertrautheit im strengen Sinne nicht in das Mittelhochdeutsche über-setzen lassen. Wer sich mit den mediävistischen Implikationen des Begriffes beschäftigt, wird zunächst seine Mehrdeutigkeit festhalten müssen, nämlich im Sinne "der Haushalts-Familie als Wohngemeinschaft aller im Haus lebender Personen ..." und der "Verwandtschaftsfamilie", die entweder als Kernfamilie oder aber als Verwandtschaftsverband in Erscheinung treten kann (H.-W. Goetz). Dennoch ist das Interesse an Familiengeschichte ein genuin und legitim mediävistisches, nicht nur im Kontext historisch-dynastischer Fragestellungen, sondern auch im Kontext jener methodologischen Wende in der Mediävistik, in deren Zusammenhang die Disziplin insbesondere Anregungen aus den Bereichen der Anthropologie und Ethnologie aufgegriffen hat. Dabei stehen u.a. Fragen nach der Ausbildung und (literarischen) Repräsentation von kognitiven und emotionalen Verhaltensmustern im Zentrum, hier also konkret die Frage danach, inwieweit die frühen literarischen Inszenierungen von familialen Strukturen ein Wiedererkennen ermöglichen oder aber historische Distanz vermitteln, die zugleich den Blick für die Erkenntnis unserer je eigenen zeitgenössischen Bedingtheiten schärfen kann.
Projektleitung:
Prof. Dr. Ingrid Bennewitz

Stichwörter:
familiale Rollen; Kleinfamilie; gender studies; Archäologie familialer Rollenkonstruktionen

Beginn: 1.5.1998

Publikationen
Bennewitz, Ingrid u.a.: Familien und Geschlechterrollen in der deutschen Literatur. Eine Auswahlbibliographie zur Forschung. Von Ingrid Bennewitz, Christine Kanz und Thomas Anz unter Mitarbeit von Thomas Bollwerk, Mirja Stöcker und Carla Meyer . In: Jahrbuch für Internationale Germanistik XXXII (2000), Nr. 1, S. 64-94
Bennewitz, Ingrid: Frühe Versuche über alleinerziehende Mütter, abwesende Väter und inzestuöse Familienstrukturen. Zur Konstruktion von Familie und Geschlecht in der deutschen Literatur des Mittelalters (Abhandlungen zum Rahmenthema XXXIV 'Geschlechterrollen in familiären Beziehungen in der deutschen Literatur' . In: Jahrbuch für Internationale Germanistik XXXII (2000), Nr. 1, S. 8-18
Bennewitz, Ingrid: Von Vätern und Söhnen. Zur Konstruktion von familialen Beziehungsmustern in der deutschen Literatur des Mittelalters . In: Forschungsforum. Bamberg : -, 2001, (Berichte aus der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Nr. 10), S. 150-154.
Bennewitz, Ingrid: "Wie ihre Mütter?" Zur männlichen Inszenierung des weiblichen Streitgesprächs in Neidharts Sommerliedern . In: Bader, Angela u.a. (Hrsg.) : Sprachspiel und Lachkultur. Beiträge zur Literatur- und Sprachgeschichte. Rolf Bräuer zum 60. Geburtstag. Stuttgart : Heinz, 1994, S. 178-193.
Bennewitz, Ingrid: Komplizinnen und Opfer der Macht. Die Rollen der Töchter im Roman der frühen Neuzeit (mit bes. Berücksichtigung der 'Melusine' des Thüring von Ringoltingen) . In: Tatlock, Lynne (Hrsg.) : The Graph of Sex and the German Text: Gendered Culture in Early Modern Germany 1500-1700. Amsterdam : Rodopi, 1994, (Chloe, Beihefte zum Daphnis Bd. 19), S. 225-245.
Bennewitz, Ingrid: "Darumb lieben Toechter/seyt nicht zu gar fürwitzig..." Deutschsprachige moralisch-didaktische Literatur des 13.-15. Jahrhunderts . In: Kleinau, Elke ; Opitz, Claudia (Hrsg.) : Geschichte der Mädchen- und Frauenbildung. Frankfurt / New York : Campus-Verlag, 1996, S. 23-41 und 470-473.
Bennewitz, Ingrid: "Frauen"-Gespräche. Zur Inszenierung des Frauendialogs in der mittelhochdeutschen Literatur . In: Das Mittelalter 1 (1996), Nr. 2, S. 11-26
Bennewitz, Ingrid: Mädchen ohne Hände. Der Vater-Tochter-Inzest in der mittelhochdeutschen und frühneuhochdeutschen Erzählliteratur . In: Gärtner, Kurt ; Kasten, Ingrid ; Shaw, Frank (Hrsg.) : Spannungen und Konflikte menschlichen Zusammenlebens in der deutschen Literatur des Mittelalters (Bristoler Colloquium Bristol 1993). Tübingen : Niemeyer, 1996, S. 157-172.
Bennewitz, Ingrid ; Weichselbaumer, Ruth: Erziehung zur Differenz. Entwürfe idealer Weiblichkeit und Männlichkeit in der didaktischen Literatur des Mittelalters . In: Der Deutschunterricht (2003), Nr. 1, S. 43-50

Institution: Lehrstuhl für Deutsche Philologie des Mittelalters
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