UnivIS
Informationssystem der Otto-Friedrich-Universität Bamberg © Config eG 
Zur Titelseite der Universität Bamberg
  Sammlung/Stundenplan Home  |  Anmelden  |  Kontakt  |  Hilfe 
Suche:      Semester:   
 
 Darstellung
 
Druckansicht

 
 
 Außerdem im UnivIS
 
Vorlesungsverzeichnis

 
 
Veranstaltungskalender

 
 
Einrichtungen >> Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften >> Institut für Germanistik >> Professur für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Literaturvermittlung >>
Begegnungen von Mensch und Natur

Das Projekt wird im kontinuierlichen Informationsaustausch zwischen beteiligten Fachwissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen vorangetrieben; das „Gamburger Forum” (Prof. Dr. Hans-Peter Ecker/ Bamberg; Dr. Jürgen Landwehr/ Mannheim; Prof. Dr. Wolfgang Settekorn/ Hamburg) veranstaltet seit dem Jahre 2002 im Kloster Bronnbach (Taubertal) einschlägige Symposien. Für Unterstützung ist den Universitäten Bamberg und Mannheim, dem Landratsamt des Main-Tauber-Kreises sowie dem Staatsarchiv in Bronnbach zu danken.
Teil I: Natur hinter Glas. Zur Kulturgeschichte von Orangerien und Gewächshäusern
Wie kommt ausgerechnet ein Zisterzienserkloster zu einer Orangerie? Und was bedeutete im 17. und 18. Jahrhundert der Bau, die Unterhaltung, das Vorzeigen einer Orangerie? Solche Fragen gaben den Anstoß zur diesjährigen, freundlicherweise von der Universität Bamberg geförderten Tagung des „Gamburger Forums” am 17. und 18.09.2002 im Kloster Bronnbach. Die Versuche besonders im 17. und 18. Jahrhundert, den „Süden im Norden” heimisch zu machen, vor allem Zitruspflanzen in speziellen und immer aufwendiger gestalteten Gebäuden zu überwintern und zugleich auszustellen, können durchaus gesehen werden als Teil und als ein exemplarischer Fall jener Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur, ihrer Aneignung, Gestaltung und Wahrnehmung, die eine der Grundlage der menschlichen Kulturgeschichte ist. Die kühne Versetzung südlicher Pflanzen in den damals besonders unwirtlichen Norden erforderte einen immensen Aufwand: an Technik (architektonische Lösungen, Heizung, Verglasung etc.) und an gärtnerischem Wissen und Können (Schutz und Pflege der Pflanzen, Abstimmung von Licht und Temperatur etc.). Und das heißt: einen beträchtlichen Aufwand an Geld. Ist es schon spannend, die Lösungen für all diese Schwierigkeiten zu untersuchen, so erst recht, nach den Gründen für diesen Aufwand zu fragen. Kenntlich wird schon an vielen der erhaltenen Orangerie-Gebäude eine Hauptfunktion: die Repräsentation. Repräsentation im Sinne der Vergegenwärtigung des Südens (und all seiner Bedeutungen), des Ausstellungswertes der Pflanzen als lebender Raritäten und Exoten, des damit verbundenen Prestigewerts für den Besitzer, dessen Selbstdarstellung und nicht zuletzt des Genießens und der Lust. Und zu beobachten ist, wie dann aus adeligen Orangerien bürgerlich-nützliche Treibhäuser werden. An diesen Entwicklungen wird auch regionale Kulturgeschichte anschaulich und konkret wie an der Bronnbacher Orangerie mit all ihren Spuren von Geschichte und ihrer Geschichte. Diesem weitverzweigten Thema widmeten sich die Mitglieder des Gamburger Forums im vergangenen Jahr, erstmals auf einer zweitätigen Tagung, da weitere und ausgewiesene Fachleute wie Heinrich Hamann, der Leiter des Arbeitskreises Orangerien in Deutschland, gewonnen werden konnten. So stellte Prof. Wolfgang Settekorn aus Hamburg im Vortragsraum des Staatsarchivs J. Chr. Volkamers „Nürnbergische Hesperides” vor, ein Grundlagenwerk zu Anlage und Betreibung von Orangerien aus dem Jahre 1708 und ein exemplarisches Zeugnis dieses Zweigs der Kulturgeschichte. Neben dem Mitorganisator der Tagung Hans-Peter Ecker nahmen mit Sibylle Hoiman (Denkmalschutz), Martina Junghans (Kunstgeschichte) und Johannes Birgfeld (Neuere deutsche Literaturwissenschaft) noch drei junge Bamberger Nachwuchswissenschaftler aktiv mit eigenen Vorträgen an dieser interdisziplinär besetzten Tagung teil. Alle Veranstaltungen waren öffentlich und fanden ein großes Echo in der regionalen Presse. Die Tagung war Auftakt zu einer Reihe von ähnlichen Veranstaltungen zum Thema „Kulturlandschaft – Landschaftskultur”, ein Unternehmen, das vom Landratsamt des Main-Tauber-Kreises und dem Staatsarchiv in Bronnbach mitgetragen und unterstützt wird. Die Tagung des Jahres 2003 wird das Thema „Spiegel der Seele. Garten-Kult(ur) zwischen Nutz und Lust” bearbeiten, 2004 soll es um „Liebliche Landschaften. Zur ästhetischen Wahrnehmung von Natur- und Kulturräumen” gehen, 2005 um „Orte des guten Lebens. Entwürfe humaner Lebensräume”. (Vgl. die Publikation zur Tagung: Natur hinter Glas [...], hg. Jürgen Landwehr, St. Ingbert 2003.)
Teil II: Gärten als Spiegel der Seele.
In den großen Erzählungen der Menschheit, der griechischen Mythologie, der Bibel, dem Koran, steht der (gottgeschaffene) Garten am Anfang. Doch bedurfte es wohl eines Jahrhunderttausende währenden Prozesses der Menschheitsgeschichte und der Kulturentwicklung, bis die Aneignung der Natur so weit fortgeschritten war, dass nicht nur Nützliches angebaut und gezüchtet wurde (Ackerbau). Voraussetzung war vielmehr, dass das Bedürfnis entstand, Natur so zu gestalten, dass sie schön wurde: angenehm, den Sinnen erfreulich durch Einklang und Harmonie von Formen, Farben, Tönen, Gerüchen und Geschmacksnuancen. Für die ästhetische Zurichtung der Natur zum Lustgarten bedurfte es der Mittel, vor allem aber der Muße: für die Betrachtung, das Begehen und Erleben des Gartens. Der Garten wurde so zum Gegenbild der "wilden Natur". Einmal er- bzw. gefunden, konnte der Garten in den Vorstellungen und Wunschprojektionen der Menschen vervollkommnet werden zu eben jenen uranfänglichen (und verlorenen!) Paradiesen. Und der idealisierte Garten konnte aufgeladen werden mit zusätzlichen Bedeutungen: als Zeichen, als Symbol der Vollkommenheit, der gottgewollten Ordnung, der Bestimmung des Menschen, der Unschuld, der Jungfräulichkeit etc. Gerade wegen der erstaunlich gleichen Grundmuster (Ordnung und Wohlgefälligkeit der Pflanzen, lebendiges Wasser usw.) sind die Differenzen und Veränderungen in den Gartengestaltungen und Gartenbildern von besonderem Interesse, zeugen sie doch von Funktionsunterschieden und Funktionswandel: Ein Barockgarten will anderes im Betrachter und Begeher bewirken als ein mittelalterlicher Klostergarten, als ein Englischer Garten des 19. Jahrhunderts. Zeige mir deinen Garten und ich sage dir, wer du bist - Gärten als Spiegel der Seele. Diesen "Kulturbedeutungen" von Gärten war die Tagung des "Gamburger Forums für Kulturforschung” im Jahr 2003 gewidmet.
Projektleitung:
Prof. Dr. Hans-Peter Ecker, Dr. Jürgen Landwehr, Prof. Dr. Wolfgang Settekorn

Stichwörter:
Orangerien - Gärten - Landschaftsästhetik - Visionen des guten Lebens

Laufzeit: 1.1.2001 - 15.9.2005

Förderer:
Universitäten Bamberg und Mannheim
Landratsamt des Main-Tauber-Kreises
Staatsarchiv in Bronnbach

Mitwirkende Institutionen:
Gamburger Forum für Kulturforschung

Publikationen
Ecker, Hans-Peter: Von der Orangerie aufs Treibhaus gekommen. Literarische Reflexe zur Entwicklungsgeschichte der Gewächshauskultur bei Eduard Mörike und Theodor Fontane . In: Landwehr, Jürgen (Hrsg.) : Natur hinter Glas: Zur Kulturgeschichte von Orangerien und Gewächshäusern. St. Ingbert : Röhrig, 2003, (Kulturlandschaft - Landschaftskultur 1), S. 203-219.
UnivIS ist ein Produkt der Config eG, Buckenhof