In diesem interdisziplinären und internationalen Symposion soll untersucht werden, in welcher Weise spätantike und mittelalterliche (christliche bzw. islamische) Erlöser- und Heilerfiguren in nicht-religiösen literarischen und filmischen Werken, in Baudenkmälern und in Werken der bildenden Kunst zitiert, thematisiert und modifiziert/transformiert werden. Die Suche nach historischen Alternativen oder der Legitimation von Herrschaft in der Gegenwart, d.h. die Suche der Zukunft in der Vergangenheit, verbindet sich mit der Hoffnung auf Reparation und Heilung, die von einer Person oder einer Gruppe Auserwählter erwartet wird. Als Untersuchungszeitraum wurde die Spät- und Postmoderne gewählt – als Zeit, in der Erlöser- und Heilerfiguren nicht (mehr) religiös begründet oder einfach säkularisiert, sondern in sich zuspitzendem Spannungsverhältnis zu ihren Herkunftskontexten rezipiert und transformiert (auch: dekonstruiert) werden. Repräsentationen und Deutungen von Erlöserfiguren zeugen von den vielseitigen Transformationen dieser Mythen und Stoffe, wie im Theater (bis hin zu ihrer Thematisierung in "Waiting for Godot"), im Musiktheater (z.B. Richard Wagner), und in den literarischen Bearbeitungen von Präfigurationen der christlichen Erlöserfigur wie Orpheus, Prometheus und Dionysos. Dazu gehören aber auch Geschichten um König Artus und seine Tafelrunde, Parzival und den Gral sowie deren „Reinkarnationen” z.B. in literarischen und filmischen Fantasy und Science Fiction Werken. Beiträge zum gegenwärtigen Verständnis von Erlöserfiguren in den theologischen Debatten der Weltreligionen sollen helfen, den eigenen Standpunkt zu reflektieren.