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Wortlernprinzipien

In einer Serie von Experimenten, an denen Kinder im Alter zwischen 9 und 18 Monaten teilgenommen haben, wurde (a) die frühe Entstehung von Wortlernprinzipien und (b) die Bedeutung von sprachlichen Benennungen für frühkindliche Objektkategorisierungen untersucht. Das Wortlernen stellt die Kinder vor eine Reihe von Aufgaben: Sie müssen die Wortform aus dem Lautstrom der Umgebungssprache herauslösen und speichern und zugleich herausfinden, worauf sich das jeweilige Wort bezieht, was es bedeutet. Im Alter von ca. 9 Monaten ist in der Regel ein erstes Wortverständnis zu beobachten, drei Monate später beginnen die Kinder erste Wörter selbst produktiv zu gebrauchen. Nachdem der Worterwerb zunächst langsam voranschreitet, ändert sich das Wortlernen im Alter von ca. 18 Monaten. Nun lernen die Kinder sehr schnell mehrere Wörter pro Tag hinzu und sind oftmals nach einmaligem Hören eines Wortes in der Lage, eine erste, vorläufige Bedeutung zu erschließen. In dem Projekt wurde die Annahme untersucht, dass Kinder so genannte Wortlernprinzipien („constraints“, „biases“) erwerben, die ihnen helfen, das Wortlernproblem schnell und effizient zu lösen. Wenn die Kinder ein neues Wort hören, so tragen sie bestimmte Erwartungen an die Wortlernsituation heran, indem sie z. B. unterstellen, dass sich neue Wörter auf ganze Dinge (und nicht auf Teile hiervon oder auf das Material) beziehen und dass sie Dinge „gleicher Art“, nicht aber thematisch verbundene Dinge bezeichnen (Nomen-Kategorie Verbindung; Taxonomie-Constraint). Die Ergebnisse verweisen darauf, dass (a) entsprechende Wortlernprinzipien im Altersbereich zwischen 9 und 18 Monaten entstehen und dass (b) ihr Erwerb enger mit dem Sprachstand der Kinder als mit ihrem Alter verbunden ist. Speziell zeigt sich, dass schon neun Monate alte Kinder in Objektkategorisierungsaufgaben systematisch zwischen sprachlichen Benennungen (Phantasiewörtern) und parallel konstruierten nicht-sprachlichen Reizen (Tonfolgen) unterscheiden. Mit 12 Monaten erleichtern Wörter, nicht aber Tonfolgen die Unterscheidung von Oberkategorien (z.B. Tiere – Obst) und begünstigen zugleich die Bildung vollständig neuer Kategorien. Hierzu muss das neue Wort in einer kurzen Lernphase mit verschiedenen Exemplaren einer Kategorie verbunden werden. Im Alter von ca. 18 Monaten sind die Kinder schließlich in der Lage, neue Wörter, auch wenn sie in der Lernphase nur mit einem einzigen Objekt verbunden wurden, kategorial auszudehnen. In Wortlernsituationen (wenn sie ein Phantasiewort hören) wenden sie nun ihre Aufmerksamkeit kategorial verwandten Dingen zu (z. B. dem Apfel und der Erdbeere), nicht aber thematisch bezogenen Dingen (z. B. dem Apfel und dem Apfelbaum). Diese generellen Befundmuster gelten dabei nicht für alle Kinder gleichermaßen, sondern variieren mit dem jeweils erreichten Sprachstand der Kinder. Die Befunde zeigen damit ein langsames Entstehen der Nomen-Kategorie Verbindung und anschließend des Taxonomie-Constraints; diese Entwicklung weist dabei höhere Zusammenhänge mit dem Stand des Wortschatzerwerbs als mit dem Alter der Kinder auf. Diese Befundmuster sind theoretisch wie auch praktisch bedeutsam, wenn man (a) an die Erklärung des ungestört verlaufenden Sprach- und Wortschatzerwerbs, (b) an Sprachwirkungen auf den frühkindlichen Konzepterwerb und (c) an Implikationen für Kinder mit verzögertem Wortschatzerwerb denkt.
Projektleitung:
Prof. Dr. Sabine Weinert

Beteiligte:
Zhang Topp, Dajie

Stichwörter:
Worterwerb, Constraints

Laufzeit: 1.1.2003 - 31.12.2007

Förderer:
DFG

Kontakt:
Weinert, Sabine
Telefon 0951/863-1900, Fax 0951/863-1181, E-Mail: sabine.weinert@uni-bamberg.de
Publikationen
Weinert, Sabine: Wortschatzerwerb und kognitive Entwicklung . In: Sprache-Stimme-Gehör (2004), Nr. 28, S. 20-28

Institution: Lehrstuhl für Psychologie I - Entwicklungspsychologie
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