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Rechtfertigungslehre und Theologische Ethik

In die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" (1999) hat man gegen Ende zu einen kurzen Ausblick eingefügt: "Unser Konsens in Grundwahrheiten der Rechtfertigungslehre muss sich im Leben und in der Lehre der Kirchen auswirken und bewähren. Im Blick darauf gibt es noch Fragen von unterschiedlichem Gewicht". Nach der Aufzählung einiger in der Tat wichtiger ekklesiologisch-theologischer und ekklesiologisch-struktureller Aspekte wird "schließlich" auch die "Beziehung zwischen Rechtfertigung und Sozialethik" genannt. Aus diesem knappen Hinweis lässt sich kaum (oder doch?) ersehen, welches Gewicht man der Erörterung dieser "Beziehung" beimisst, auch bleibt unklar, was man mit dem Begriff "Sozialethik" inhaltlich genau meint, also in welche Richtung die Beziehungs-Frage zielt. Wie auch immer, die systematische Reflexion der Rechtfertigungslehre gehört, katholischerseits, bislang hauptsächlich zur dogmatischen Theologie bzw., im Blick auf die Ökumene, zur Fundamentaltheologie. Das bisherige theologisch-ethische Defizit mag also teilweise mit der Einteilung der theologischen "Zuständigkeiten" zu erklären sein, also damit, dass die ethischen Implikationen der paulinischen Rechtfertigungslehre in der Theologischen Ethik nur reduziert wahrgenommen wurden: Absage an die Verdienstmoralität und gnädige Sündenvergebung. Dass die Rechtfertigungslehre für die Konzeption und Praxis christlich gelebter Moral dagegen sehr bedeutsam ist, also für die noch keineswegs ausreichend diskutierte Frage nach dem sogenannten "christlichen Proprium" blieb ziemlich unbeachtet.
Ziel des Kooperationsprojektes ist die durch eine ausführliche Diskussion (u.a. Symposium) für eine gemeinsame Publikation zu erarbeitende ethisch-anthropologische Bedeutung der paulinischen Rechtfertigungslehre
  • bezüglich des Verständnisses der conditio humana (anthropol. Aspekt);
  • bezüglich insbes. der Wahrnehmung der Fragmentarität, Fragilität und Riskiertheit (Prekarietät à la Heidegger) menschlicher Existenz;
  • daher bezüglich der Möglichkeit und Notwendigkeit der konkreten Existenz-Wahrnehmung und –Deutung "im Horizont des Absoluten" ("Theo-Logie" im Sinne von Horkheimer: die Hoffnung auf die bzw. die Frage nach der Endgültigkeit des Lebens ist eine reale Frage menschlicher Existenz, eine in concreto immer dynamisierende Frage);
  • bezüglich der (Un-) Fähigkeit, die eigene Existenz gegenüber unausweichlichen massiven Irritationen zu sichern und sie end-gültig zum Gelingen zu bringen, bei gleichzeitiger Sehnsucht zu gelingen;
  • bezüglich der Entdeckung / Erkenntnis des Glaubens als frei gewählte, auf Gott, das Absolute hin geöffnete, zugleich von diesem bestimmte versöhnende Existenzform;
  • einer Moralität, die sich in dieser Existenzform von der Angst vor dem Misslingen befreit erfährt und ihr daher bewusst eingeordnet wird;
  • bezüglich einer Moralität, die sich, von den Zwängen autoritärer Gehorsams-Abhängigkeit entlastet, zu einer kreativ-gestalterischen und kritisch prüfenden Lebensgestaltung herausgefordert erfährt.

Derzeit geplante Arbeitsthemen:

I. Die RL des Paulus; ihre alt- und neutestamentlichen, auch ihre antik-zeitgenössischen Kontexte.
  • 1. Wesentliche Aspekte der paulinischen RL.
  • 2. Aus welcher Existenzbefindlichkeit (bzw. -erfahrung)heraus formuliert Paulus das Erlösungsbedürfnis?
  • 3. Alttestamentliche Kon-Texte.
  • 4. Die "Jesus-Parallele". (Bemerkung: diese "J.-P." sollte in allen Beiträgen mit bedacht werden, wo und soweit sinnvoll möglich).
II. Rezeptionen.
  • 1. Augustinus.
  • 2. [Weitere interessante frühchristliche Rezeption? Zur Bedeutung der Kanonisierung]
  • 3. M. Luthers "Entdeckung" der RL; ihre fundamentale Bedeutung für reformatorische Theologie.
  • 4. Katholische Rezeption(en) und die Bedeutung der Gemeinsamen Erklärung.
  • 5. Zeitgenössische philosophische Paulus-Lektüre.
III. Theol.-ethische Rezeption heute.
  • 1. Grundsätzliche hermeneutische Fragen im Sinne der Propriums-Debatte: Bibel, Glaube, Moral
  • 2. Gottes- und Glaubens-Verständnis der RL, heute reflektiert.
  • 3. Glauben – gerechtfertigte Existenz: in ethischer Absicht heute reflektiert.
  • 4. RL als konkrete moralische Herausforderung.
Projektleitung:
Prof. Dr. Volker Eid, Prof. Dr. Lesch, Walter

Beteiligte:
Prof. Dr. Klaus Bieberstein, Dr. Sabine Bieberstein, Prof. Dr. Volker Eid, Prof. Dr. Heil, Christoph, Dr. Heil, Uta, Prof. Dr. Paul Hoffmann, Prof. Dr. Hoppe, Rudolf, Prof. Dr. Lesch, Walter, Prof. Dr. Hanspeter Schmitt, Prof. Dr. Ulrich, Hans G.

Beginn: 19.10.2003

Publikationen
Eid, Volker: Die Verbindlichkeit der paulinischen Freiheitsbotschaft für die christliche Lebensgestaltung . In: Teichtweier, Georg ; Dreier, Wilhelm (Hrsg.) : Herausforderung und Kritik der Moraltheologie. Würzburg : Echter, 1971, S. 184-205.
Eid, Volker: Die Gegenwart der Güte Gottes wahrnehmen. der Beitrag des Christlichen für eine humane Moral . In: Bader, D. (Hrsg.) : Universalität als Auftrag des Glaubens. München/Zürich : Steiner, 1982, S. 75-91.
Eid, Volker: Die moralische Herausforderung christlichen Glaubens als Begründung und Gegenstand Theologischer Ethik. Ein Konzept-Relief . In: Demmer, K. ; Ducke, K.-H. (Hrsg.) : Moraltheologie im Dienst der Kirche (Festschrift W. Ernst). Leipzig : Benno, 1992, S. 301-308.
Eid, Volker: " ... dann erhebt eure Häupter" (Lk 21,28). Die sittlichen Weisungen Jesu als Evangelium - In Erinnerung an Josef Blank . In: Lebendige Seelsorge 46 (1995), S. 4-9
Eid, Volker: "Vom Standpunkt der Erlösung ...". Rechtfertigung und Moral - ein Versuch . In: Neuner, Peter ; Lüning, Peter (Hrsg.) : Theologie im Dialog. Festschrift für Harald Wagner. Münster : Aschendorff, 2004, S. 197-208.

Institution: Professur für Moraltheologie
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