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Vorlesungen

 

Der Erzählraum der Moderne: eine Genretheorie mit Hegel

Dozent/in:
Felix Lenz
Angaben:
Vorlesung
Termine:
Do, 12:00 - 14:00, U5/00.24
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Modulzugehörigkeiten des Masters Literatur und Medien:
Grundlagen der Medienwissenschaft: Vorlesung (Teilnahme, 2 ECTS)
Vergleichende Literatur- und Medienwissenschaft: Vorlesung (Teilnahme, 2 ECTS)
Film- und Bildwissenschaft: Vorlesung (Teilnahme, 2 ECTS)
Erweiterung Film- und Bildwissenschaft: Vorlesung (Teilnahme, 2 ECTS)
Literatur-, Medien- und Kulturtheorie: Vorlesung (Teilnahme, 2 ECTS)
Erweiterung Literatur-, Medien- und Kulturtheorie: Vorlesung (Teilnahme, 2 ECTS)

Anmeldung/Abmeldung vom 4. April 2022, 10:00 Uhr bis 2. Mai 2022, 23:59 Uhr in FlexNow!
Inhalt:
Filmische Genretheorien zielen darauf, Erzählweisen und Erzähltraditionen zu klassifizieren. Diskursräume zu bestimmen, Hybridisierungen zu verstehen, gesellschaftliche Räume und ihre historischen Veränderungen miteinzubeziehen. Hierbei kollidieren sie jedoch fatalerweise mit der heterogenen Natur von Genrebezeichnungen: Western ist eine Örtlichkeit, Horror ein Gefühl. Subgenres und ad-hoc-Hybriditätsentwürfe sollen diese Unwucht kompensieren, verwirren aber in die Lage nur noch mehr. An dieses Labyrinth können historische Faktoren so nur noch von außen herangetragen werden, ergeben sich aber nicht systematisch aus dem Erzählraum selbst. Sucht man hier ernstlich nach Abhilfe und nach einem Zugriff, der Erzähl- und Diskurswelt, die hybride Natur jeder Gattung, gesellschaftliche Reflexion und historische Dynamik integriert und es zugleich ermöglicht, von der generischen Diagnose zur ästhetischen Analyse vorzurücken, führt kein Weg an Georg Wilhelm Friedrich Hegel vorbei.

Die Lebendigkeit und Gegenwart des Lebens und die notwendigen Herausforderungen der Realität bilden bei Hegel das Gegensatzpaar, auf das alle menschlichen Aktivitäten Antworten suchen: Sei es in der Herausbildung und Entfaltung unabsehbar vielfältiger Lebenswelten, sei es im akuten Handeln, in wissenschaftlicher Reflexion oder in der Kunst. Einen entscheidenden Stellenwert nimmt hierbei das Handeln ein, denn es integriert all diese Ebenen simultan: Es gehört zum kulturellen Entwurf und zum kulturellen Vollzug im Alltag und ist zugleich ein Realitätsverhältnis, das tragisch verfährt, da es Realität nicht nur revidierbar deutet, sondern einseitig verändert. Handlungsbezogene Künste reflektieren daher über die Schicksale der agierenden Figuren hinaus stets alle kulturellen Rahmenbedingungen und ein dynamisches Verhältnis zur Wirklichkeit. Denkt man aus dieser Perspektive über Handlung nach, so erweist sie sich als Schlüssel zum Zusammenspiel aller wirklichkeitsprägenden Kräfte. Das gleiche Zusammenspiel erscheint zugleich spielerisch greifbar im Genresystem. Seine verschiedenen Sektoren, ihre jeweiligen Skripte, Grenzen und Möglichkeiten bilden hierbei die Basis der künstlerisch erzählten Diskurse und ihrer ästhetischen Ausgestaltung. Zugleich sind diese Sektoren aber auch Projektionen der historischen und politischen Verhältnisse, die den Werken gegenüberstehen. So verstanden ermöglicht es das Genresystem, künstlerische Artikulation und gesellschaftlichen Bedingungsraum unmittelbar zusammen zu erfassen, im Genresystem und seiner Differenzierung in verschiedene Genres das gemeinsame dritte aufzudecken, das den künstlerischen Entwurf und den Entwurf der Sitten leitet.
Beide Pole denkt Hegel beweglich, denn keine kulturelle Antwort auf die Realität kann je ausschließlich gelten oder dem Leben jemals gerecht werden. Die Unruhe des jeweils desintegrierten Lebens motiviert alles wirkliche Handeln und prägt daher das Genresystem genauso wie seine beständige Umwälzung. Hegel entwirft daher nicht nur Handlungsräume, sondern zugleich verschiedene Gesetzmäßigkeiten der umwälzenden Unruhe.

Die Vorlesung stellt zunächst Hegels grundsätzliche Ideen vor, um scheinbar so gegensätzliche Ebenen wie Sitten, Gesetze, Handlungen, historische Veränderungen und Gattungsbegriffe zu integrieren. Hegels Jugendschriften und sein Naturrechtsaufsatz bilden hierbei die Basis für einen ernstlich erfüllenden genreanalytischen Zugriff. Im zweiten Schritt wird die Moderne anhand von Hegels Ästhetik als spezifisches Arrangement erläutert, das menschliche Handeln zu organisieren. Hierbei bestehen erhebliche strukturelle Konflikte mit der Lebendigkeit und Gegenwart des Lebens. Diese unlösbaren Konflikte, die die Moderne charakterisieren, lassen sich als Wurzeln aller Sektoren des Genresystems erweisen, die insofern je verschiedene Krisen einer grundsätzlich prekären Moderne reflektieren.

Den Hauptteil der Vorlesung macht die Ausfaltung der handlungsformenden Kräfte der Moderne anhand zahlloser Literatur- und Filmbeispiele aus. Hierbei werden generische Mischungsverhältnisse mit der spezifischen Mehrdimensionalität der modernen Bildwelt ins Verhältnis gesetzt, um einzuüben, wie moderner Bedingungsraum, Handlungsanlage, Diskurs und ästhetische Gestaltung zusammenwirken. Den Zielhorizont bildet eine Landkarte, die es am Ende erlaubt, Narrative generell aus ihren generischen Mischungsverhältnissen heraus zu verstehen und so eine Basis zu gewinnen, von der aus sich gleichermaßen die ästhetische Artikulation und der historische Wandel diskursivieren lassen. Darüber hinaus werden Genres und Filme systematisch und umfassend miteinander vergleichbar.
Empfohlene Literatur:
Arndt, Andreas (Hrsg.): Hegel und die Moderne, Berlin 2012, Bd. 1-2.
Früchtl, Josef: Das unverschämte Ich. Eine Heldengeschichte der Moderne, Frankfurt/M, 2004.
Gethmann-Siefert, Annemarie (Hg.): Hegels Ästhetik als Theorie der Moderne, Berlin 2013.
Gethmann-Siefert, Annemarie: Einführung in Hegels Ästhetik, München 2005.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Jenaer Schriften, in: ders.: Werke, hrsg. v. Eva Moldenhauer, Frankfurt am Main 1993, Bd. 2.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Philosophie der Kunst. Vorlesung von 1826, Frankfurt am Main 2005.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Vorlesungen über die Ästhetik I-III, in: ders.: Werke, hrsg. v. Eva Moldenhauer, Frankfurt am Main 1993, Bd. 13-15.
Menke, Christoph: Tragödie im Sittlichen: Gerechtigkeit und Freiheit nach Hegel, Frankfurt am Main 1996.
Szondi, Peter: Hegels Lehre von der Dichtung, in: ders., Poetik und Geschichtsphilosophie I, Frankfurt am Main 1974, S. 267-511.
Todorov, Tzvetan: Genres in Discourse, Cambridge 1990 [1978].

 

„Wendy, I’m home.“ Familienbilder des Horrorfilms

Dozent/in:
Jörn Glasenapp
Angaben:
Vorlesung
Termine:
Mi, 10:00 - 12:00, U5/01.22
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Modulzugehörigkeiten des Masters Literatur und Medien:
Grundlagen der Medienwissenschaft: Vorlesung (Teilnahme, 2 ECTS)
Vergleichende Literatur- und Medienwissenschaft: Vorlesung (Teilnahme, 2 ECTS)
Film- und Bildwissenschaft: Vorlesung (Teilnahme, 2 ECTS)
Erweiterung Film- und Bildwissenschaft: Vorlesung (Teilnahme, 2 ECTS)
Literatur-, Medien- und Kulturtheorie: Vorlesung (Teilnahme, 2 ECTS)
Erweiterung Literatur-, Medien- und Kulturtheorie: Vorlesung (Teilnahme, 2 ECTS)

Anmeldung/Abmeldung vom 4. April 2022, 10:00 Uhr bis 2. Mai 2022, 23:59 Uhr in FlexNow!
Inhalt:
Bekanntlich war es Alfred Hitchcocks zutiefst freudianisch grundierter Schocker PSYCHO (1960), mit dem der Horrorfilm den Sprung in die Modernität vollzog. Dies bedeutete: Der Horrorfilm situierte das Grauen nun nicht mehr im Außen, auch band er es nicht mehr ans ‚Andere‘, etwa Vampire, Werwölfe, Aliens oder Zombies. Stattdessen lokalisierte er es – nach dem Motto „home is where the horror is“ – im Eigenen und Innern, das heißt konkret: im Familiären. Letzteres avancierte zum ‚wahren Milieu‘ des Genres, die Rückkehr des Verdrängten zu seiner Domäne, wie es bei dem Filmkritiker Robin Wood heißt, der mit seinen wirkmächtigen Texten zum Horrorfilm wie kein anderer dazu beitrug, dass dieser als seriöser Gegenstand der Filmwissenschaft wahrgenommen wurde. Die Vorlesung möchte den Ansatz Woods aufgreifen und entsprechend zumal die Familienbilder des Horrorfilms anhand ausgewählter Beispielanalysen genauer in den Blick nehmen, und zwar unter spezieller Berücksichtigung der Freud’schen Theoriebildung, deren Bedeutung für das Genre überhaupt nicht überschätzt werden kann. Schwerpunktmäßig werden die 1960er und 1970er Jahre, zweifelsohne die Glanzzeit des Genres, sowie das US-amerikanische Kino im Zentrum stehen. Pro Sitzung wird ein Film behandelt; folgende Filme stehen auf dem Programm:

1. PSYCHO (Alfred Hitchcock, 1960)
2. THE HAUNTING (Robert Wise, 1963)
3. ROSEMARY’S BABY (Roman Polanski, 1968)
4. DON’T LOOK NOW (Nicolas Roeg, 1973)
5. THE EXORCIST (William Friedkin, 1973)
6. CARRIE (Brian De Palma, 1976)
7. THE HILLS HAVE EYES (Wes Craven, 1977)
8. THE SHINING (Stanley Kubrick, 1980)
9. THE BABADOOK (Jennifer Kent, 2014)
10. THE WITCH (Robert Eggers, 2015)
11. MIDSOMMAR (Ari Aster, 2019)

Zur einführenden Lektüre empfohlen:
Barry Keith Grant (Hrsg.): Robin Wood on the Horror Film: Collected Essays and Reviews, Detroit 2018.



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